Biathlon in Ruhpolding:Die Hilfe kommt aus dem Nachbarland

Biathlon in Ruhpolding: Lisa Vittozzi feiert beim 15-Kilometer-Einzel in Ruhpolding ihren dritten Weltcup-Sieg im Biathlon.

Lisa Vittozzi feiert beim 15-Kilometer-Einzel in Ruhpolding ihren dritten Weltcup-Sieg im Biathlon.

(Foto: Matthias Schrader/AP)

Dank österreichischer Unterstützung bekommen die Ruhpoldinger ihre Strom-Probleme über Nacht in den Griff - auch wenn Fragen offen bleiben. Als das Rennen gestartet werden kann, laufen die deutschen Frauen hinterher.

Von Korbinian Eisenberger, Ruhpolding

Sie kamen in einer finsteren Stunde dieses stolzen Weltcuports Ruhpolding. Und sie kamen mit schwerem Gerät. Eine nicht unerhebliche Zahl an Menschen ist es dem Vernehmen nach gewesen, die in der Dunkelheit hoffnungsvoll empfangen wurde und die folgende Nacht durchwerkelte. Ihr Ziel: die Stromversorgung in Ruhpolding zu sichern. Oder besser: wiederherzustellen.

Tags zuvor war den Ruhpoldingern mitten im Biathlon-Einzel der Männer der Strom ausgefallen. So etwas kann passieren, aber als ideal empfand es selbstredend niemand. Und so erhielten die Ruhpoldinger und ihr lokaler Stromversorger eben Unterstützung, und zwar unter anderem von den Nachbarn aus Österreich, die zwei Stromaggregate zur Verfügung stellten und nach Ruhpolding karren ließen. Am Donnerstagnachmittag zum Einzel der Frauen stellte sich nun also nicht nur die Frage, wer das Rennen gewinnen würde. Sondern auch, wie erfolgreich der nächtliche Eingriff samt Nachbarschaftshilfe verlaufen war.

Sportlich hatten am zweiten Tag der Ruhpoldinger Biathlon-Festspiele weder die Österreicherinnen noch die Deutschen sonderlich viel mitzureden, umso mehr die Athletinnen aus Italien und Frankreich. Den Sieg sicherte sich Lisa Vittozzi vor Lou Jeanmonnot, beide zeigten fehlerfreie Darbietungen. Als Dritte fuhr die zweitbeste Französin Julia Simon (1 Fehler) ins Ziel, hinter ihr landete die zweitbeste Italienerin Dorothea Wierer (1) auf Platz vier. Die Wahl-Ruhpoldingerin Denise Herrmann-Wick ließ ihre Ski zwar gewohnt rasant über die Kunstschneeschleife gleiten, leistete sich jedoch drei Fehler am Schießstand und wurde Fünfzehnte. Vanessa Voigt (2) wurde als beste Deutsche Elfte.

Die Atmosphäre auf den vollbesetzten Rängen erinnerte an den ersten beiden Tagen stark an die vorpandemische Extase

"Ich bin ganz zufrieden mit meinem Rennen, natürlich gibt's immer noch Kleinigkeiten, die den Unterschied zwischen Top-15 und Top-Ten machen", sagte Voigt nach ihrem Zieleinlauf. Herrmann-Wick haderte mit ihrer Präzision: "Drei Fehler sind nicht schlecht, aber nicht gut genug, um ganz vorne dabei zu sein." Lobende Worte fand sie indes für die Arbeit der Ruhpoldinger Loipenbauer, denen unter nie dagewesenen Bedingungen offenbar ein Kunstwerk gelungen ist: "Die Strecke ist wirklich in Topzustand, da kann man den Ski ordentlich laufen lassen."

Von all dem Trubel um Schnee- und Strommangel ließen sich die Biathlon-Anhänger wenig bis gar nicht beeindrucken. Aus allen Teilen Europas strömten sie mit Glocken und Fahnen ausgerüstet an den Streckenrand und in die Chiemgau-Arena. Die Atmosphäre auf den vollbesetzten Rängen erinnerte an den ersten beiden Tagen stark an die vorpandemische Ekstase, die hier so verlässlich vorzufinden ist wie die Windbeutel im berühmten Café Windbeutelgräfin.

Die Stromversorgung hatten sie am Donnerstag wieder im Griff, laut Veranstalter war es zum Malheur gekommen, weil sich die Not-Akkus nach dem Ausfall nicht eingeschaltet hatten. Zu den Gründen dafür gab es keine klare Auskunft. Dem Vernehmen nach führt die Spur womöglich zum Strombedarf des übertragenden TV-Senders ARD. Dessen Techniker waren bei der nächtlichen Energieleistung ebenfalls beteiligt.

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