Es kann diese schlauchende Saison gewesen sein, aber andererseits: Lange Biathlon-Winter ist Martin Fourcade ja eigentlich gewohnt. Es kann auch an der Aufregung von Oslo gelegen haben mit Königs-Empfang und so weiter. Aber auch diese Saison-Abschlussrituale kennt der Franzose ja längst. Wahrscheinlich war es das menschlich Nächstliegende, das auch Fourcade aus der Konzentration riss: die unmittelbar bevorstehende Geburt seines zweiten Kindes zu Hause in Frankreich.
Das letzte Rennen des Martin Fourcade in dieser Saison war im Prinzip ein gewöhnlicher Massenstart und doch einer der denkwürdigsten seiner Laufbahn. Als Gesamtweltcup-Sieger 2017 stand er nach 13 Saison-Einzelsiegen fest, fünfmal war er das schon zuvor. Alle Disziplin-Weltcups des Jahres 2017 gingen an ihn, irgendwann wird er wohl auch den nimmermüden Ole Einar Björndalen in Sachen Siege, Titel, Rekorde überholen - aber am Sonntag hatte er seine Munition vergessen.
Weil Patronen fast nichts wiegen, vermisst man sie wohl erst beim Schießen. Fourcade hob jedenfalls die Hand, und in die flog schon recht bald ein geladenes Magazin. Der Franzose traf dann alles, aber weil es sein Trainer war, der das Ersatzmagazin rüberschmiss, lief und gewann Fourcade unter Vorbehalt. Dass er in der Hektik dann versehentlich noch die Brille beim Gewehrschultern auf Nachbars Matte pfefferte, war Nebensache, entscheidend dagegen: Munition vergessen ist verboten, Munition werfen auch.
Also tagte eine Jury, aber die entschloss sich zur Begnadigung. Einen Vorteil hat sich der Franzose ja nicht verschafft, nicht ganz zu Unrecht erklärte er in der ARD: "Ich bin stolz auf meine Leistung." Simon Schempp hat er somit den Massenstart-Gesamtsieg weggeschnappt. Aber was bedeutet schon ein Massenstart-Gesamtsieg? Fourcade schnappte sich noch etwas anderes: den nächsten Flieger nach Hause.