Biathlon in Oberhof:"Er hat gewonnen, aber meinen Respekt bekommt er nicht"

Biathlon in Oberhof: Sieger in Oberhof: Der Russe Alexander Loginow.

Sieger in Oberhof: Der Russe Alexander Loginow.

(Foto: AFP)
  • Der Russe Alexander Loginow gewinnt den Sprint von Oberhof.
  • Es ist sein erster Weltcup-Sieg. Von 2014 bis 2016 war er für zwei Jahre wegen Epo-Dopings gesperrt.
  • Weltcup-Dominator Martin Fourcade äußert sich deutlich und kritisch zum Sieg des Ex-Dopers.

Den Makel des Dopingsünders wird Alexander Loginow nicht mehr los. Er selbst weiß das am besten, auch wenn er seine Vergangenheit mit der zweijährigen Sperre wegen Epo-Missbrauchs gerne hinter sich lassen würde. "Ich denke nicht mehr daran, ich will nur laufen", sagte der russische Biathlet in Oberhof. Dort feierte der 26-Jährige im Sprint seinen ersten Weltcup-Sieg - und erhitzte wieder die Gemüter.

Denn anders als Loginow wollen und können seine Konkurrenten nicht vergessen. Allen voran Martin Fourcade. Angesprochen auf Loginows Sieg verfinsterte sich die Miene des Dominators der vergangenen Jahre schlagartig. "Für mich ist es eine Schande", klagte der fünfmalige Olympiasieger: "Er hat gewonnen, aber meinen Respekt bekommt er nicht."

Fourcade gilt als lautester und entschiedenster Kämpfer gegen Doping in der Biathlon-Szene. Und vor allem auf Loginow hat sich der Franzose seit dessen Dopingsperre eingeschossen. Als dieser nur rund zwei Monate nach der abgesessenen Strafe für die WM 2017 in Hochfilzen nominiert wurde, twitterte Fourcade: "Wir dachten nicht, dass es möglich ist. Aber sie haben es getan." Nach dem zweiten Rang mit der französischen Mixed-Staffel verließ Fourcade die Siegerehrung aus Protest vorzeitig. Auf dem Podium standen auch die drittplatzierten Russen - mit Loginow. "Er hat sich nie entschuldigt oder später darüber gesprochen", sagte Fourcade in Oberhof und erneuerte seine Kritik. Loginow schweigt sich über seine Vergangenheit lieber aus.

Anfang 2013 dominierte er neben Laura Dahlmeier die Junioren-WM in Obertilliach in Tirol, holte zweimal Gold und zweimal Bronze. In einer nur zehn Monate nach den Triumphen entnommenen Probe war dem Russen Epo nachgewiesen geworden. Durch neue Testmethoden wurde die verbotene Substanz, die zu einer Erhöhung der roten Blutkörperchen und damit zu einer Verbesserung der Ausdauer führt, erst ein Jahr später entdeckt. Loginow verzichtete auf die Öffnung der B-Probe und wurde vom Weltverband IBU für zwei Jahre bis November 2016 gesperrt.

Seither begleiten ihn die misstrauischen Blicke seiner Konkurrenten. "Auch wenn es schwerfällt, wir müssen damit leben. Ich finde es auch nicht schön", sagte Ex-Weltmeister Erik Lesser, einer von vier Athletensprechern, stellte aber auch klar: "Es ist die Maximalstrafe von zwei Jahren ausgesprochen worden. Die hat er abgesessen, jetzt ist er wieder dabei. Wenn keine positive Doping-Probe in der nächsten Zeit kommt, dann müssen wir das einfach so hinnehmen."

Doch genau dies könnte sich noch ändern. Erst Mitte Dezember war Loginow mit vier Teamkollegen und fünf Betreuern ins Visier österreichischer Ermittler geraten. Der Grund: mögliche Dopingverstöße während der WM 2017 - dort, wo Loginow kurz nach seiner abgesessenen Sperre Bronze mit der Mixed-Staffel holte. Loginow selbst weicht dem leidigen Doping-Thema lieber aus. Auf die Frage, ob er denn um den Respekt seiner Kontrahenten kämpfen müsse, entgegnete Loginow: "Ich beantworte gerne alle Fragen anderer Biathleten von Angesicht zu Angesicht."

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