Biathlon:Laura Dahlmeier ist keine neue Magdalena Neuner

Biathlon: Laura Dahlmeier: Spielt auch schon mal mit dem Fotografen

Laura Dahlmeier: Spielt auch schon mal mit dem Fotografen

(Foto: Hakon Mosvold Larsen/AP)

Warum das für das deutsche Biathlon ein Gewinn ist.

Von Saskia Aleythe

Magdalena Neuner steht derzeit auf Bodenbeläge. Jedenfalls im Fernsehen: Als Werbeträgerin flimmert sie noch immer in die Wohnzimmer, wenn Wintersport den Deutschen das Drinnehocken versüßt. Neuner sitzt im sonnendurchfluteten Zimmer im Schneidersitz auf dem Boden, ein schmaler und lächelnder Handwerker verlegt eine Leiste. "Tja Magdalena, manchmal ist der richtige Boden einfach Gold wert", sagt er, natürlich sind die beiden längst per Du. Neuner sagt den Werbespruch auf, mit ihren blonden frisierten Haaren, die Spitzen ins Gesicht geföhnt, blasser Teint und zugleich rosig, ja sogar im blütenweißen Hemd. Vor ihr spielt ein gelocktes Kleinkind. "Da bekomme ich nicht nur traumhafte Böden, sondern alles für mein gemütliches Zuhause." Das ist die Neuner, die Deutschland liebt.

Seit vier Jahren ist Neuner nicht mehr Biathletin, vorher hat sie alles gewonnen, was ihr Sport hergibt - und ein Erbe hinterlassen, das noch immer auf ihren Nachfolgerinnen lastet. Derzeit besonders hoch im Kurs als neue Magdalena Neuner: Laura Dahlmeier. Bei der WM in Oslo ist die 22-Jährige die Überfliegerin, aber eine neue Neuner? Auf keinen Fall. Und das ist auch gut so.

Hier die Gründe:

Neuner ist das liebe Mädchen - Dahlmeier nicht

Neuner war das Traumschiff der Wintersportfans, der Bergdoktor der Biathlonenthusiasten: Sie stand und steht noch heute für die perfekte Harmonie. Nun fällt Dahlmeier nicht als aufmüpfiger Punk auf, doch sie ist als Typ trotzdem ganz anders. Und zwar erfrischenderweise ein bisschen mehr wie eine 22-Jährige aus diesem Jahrtausend.

Dahlmeier liebt es ein bisschen flippiger, ein bisschen rockiger, sie findet Sachen nicht gut, oder cool, sondern "laser" - ohne dass sie ihre Vorlieben jetzt besonders zur Schau stellen müsste. Dem Sport kann so eine Figur nur guttun, weil sie auch Sportfans anspricht, die sich nicht mit Bergidylle, Dirndl und Urigkeit identifizieren. Dahlmeier ist zwar auch ein Kind der Berge, der Kletterrucksack liegt immer griffbereit im Auto, sie schläft schon mal auf Felsvorsprüngen. Aber an Bodenbeläge und Kaminfeuerchen denkt man bei ihr trotzdem nicht.

Dahlmeier nimmt sich Auszeiten

Mit gerade mal 25 Jahren hat Magdalena Neuner ihre Karriere beendet, danach sagte sie: "Ich war vom Burn-out nicht weit entfernt." Viele hätten an ihr gezerrt, selbst bei Olympiasiegen fühlte sie sich manchmal deprimiert statt überglücklich. Eine Situation, aus der der Deutsche Skiverband gelernt hat, die jungen Talente werden heute behutsamer behandelt, können auch eigenständig entscheiden, Rennen auszulassen. Aber Laura Dahlmeier hat auch einen größeren Selbstschutz: Sie nimmt sich gezielt Auszeiten.

Da kommt wieder das Klettern ins Spiel, aber auch Dahlmeiers Werbefreiheit. Sicherlich hat sich die Vermarktbarkeit für Neuner im Nachhinein finanziell ausgezahlt - aber die Belastung, die sie als aktive Sportlerin durch Werbedrehs erfahren hat, hat Dahlmeier nicht. Natürlich ist das für eine beginnende Karriere der Normalfall, dass es wie bei Neuner eines Tages überhandnehmen wird, scheint allerdings recht ausgeschlossen. Ein Strickbuch mit Laura Dahlmeier? Ein Fotoshooting in Unterwäsche? Pfff.

Dahlmeier weiß genau, was sie will. Und was nicht. Kritisiert sie der Bundestrainer für einen Fehler beim letzten Schießen, gibt sie auch mal einen Kommentar zurück. Nicht patzig, sondern clever.

Dahlmeier schießt besser als Magdalena Neuner

Magdalena Neuner war läuferisch eine Granate, am Schießstand wackelte sie aber - Laura Dahlmeier kann beides. Seit sie im Weltcup auftauchte, lag ihre Trefferquote für eine Saison nie unter 90 Prozent, Neuner hingegen kam nie über 81 Prozent hinaus. Vor allem das Stehendschießen, Neuners große Schwäche, absolviert Dahlmeier Rennen für Rennen exzellent.

Auch auf der Loipe ist sie so gut wie immer unter den Top Ten, beim Sprint in Oslo war sie sogar die beste Läuferin im gesamten Feld. Anstiege meistert sie mit Leichtigkeit, fast aufrecht. Auch da profitiert sie von der Kletterei.

Fazit: Laura Dahlmeier ist Laura Dahlmeier. Sagt Laura Dahlmeier. Widerspuch zwecklos.

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