Die drei siegreichen Staffeln stellten sich bereits zum Gruppenfoto auf, da war Franziska Hildebrandt, die deutsche Schlussläuferin, noch nicht einmal auf der Zielgeraden zu sehen: Einen Tag nach dem Debakel im Sprint haben die deutschen Biathletinnen in Hochfilzen die nächste Blamage erlitten.
In der Staffel über 4x6 Kilometer kamen Karolin Horchler, Denise Herrmann, Vanessa Hinz und Hildebrand am Samstagmittag nur auf Platz zwölf - noch nie war ein Frauen-Quartett des Deutschen Skiverbandes (DSV) so schlecht platziert.

Biathlon:Wenn die beste Deutsche auf Platz 41 landet
Auch in Hochfilzen enttäuschen die deutschen Biathleten und legen einen Fehlstart in die Saison hin. Die Problembehebung dürfte eine Weile dauern.
Verfolgungs-Weltmeisterin Herrmann machte als zweite Läuferin alle Chancen auf eine Topplatzierung mit einem katastrophalen Stehendschießen zunichte. Von acht Patronen fanden nur zwei das Ziel, Herrmann musste gleich drei Strafrunden drehen. Der Rückstand auf die siegreiche norwegische Staffel betrug am Ende 3:05,6 Minuten. Auf die Plätze zwei und drei liefen Russland und die Schweiz.
"So kann es nicht weitergehen", sagt der sportliche Leiter
"Es war ein miserabler Anschlag stehend", sagte Herrmann am ARD-Mikrofon: "Ich habe die Waffe einfach nicht ruhig gekriegt und hatte wirklich zu tun, überhaupt eine Scheibe zu treffen." Etwas später versuche sie, die Angelegenheit mit Humor zu nehmen: "Man konnte da meinen, ich hätte gestern mit Biathlon angefangen. Das hätte meine Oma besser gemacht."
"Es ist der Wurm drin. Die Mädels wollten es besser machen. Es war verkrampft, es war nicht locker. Wir müssen schnellstmöglich in die Spur kommen. Die Trainer sind jetzt gefordert", sagte Bernd Eisenbichler, der neue sportliche Leiter der Biathlon-Sparte. Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner riet in der ARD: "Manchmal hilft es, den Kopf frei zu machen und nicht nur an Biathlon zu denken."
Schon am Freitag hatten die Biathletinnen im Sprint ein historisch schwaches Rennen abgeliefert, Herrmann war beim schlechtesten Weltcup-Abschneiden jemals als 41. beste Deutsche. "So kann es nicht weitergehen", sagte Eisenbichler am Samstag warnend. Aufgrund der hohen Hypothek droht im Verfolger über zehn KIlometer am Sonntag (12.00 Uhr/ARD und Eurosport) die nächste Enttäuschung.
Johannes Kühn in der Verfolgung auf Rang zwölf
Die deutschen Männer haben in der Verfolgung in Hochfilzen ebenfalls die Top 10 verpasst. Beim dritten Saisonsieg des souveränen Norwegers Johannes Thingnes Bö lief Johannes Kühn nach zwei Strafrunden und 12,5 km als bester Deutscher auf den zwölften Rang. Direkt dahinter kamen Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer (1 Strafrunde) und Benedikt Doll (2) auf den Plätzen 13 und 14 ins Ziel, Philipp Horn (3) wurde 18. Damit warten die DSV-Athleten weiter auf ihre erste Podestplatzierung des Winters.
"Ich glaube, ich kann ganz zufrieden sein", sagte Kühn in der ARD, Peiffer war hingegen "beeindruckt, wie hoch das Niveau heute war". Auf der Schlussrunde hatte das Duo Doll noch überholt, weil dieser auf der letzten Abfahrt gestürzt war. "Aber immerhin haben zwei Deutsche dadurch bessere Plätze gekriegt", scherzte Doll. Auf dem Treppchen standen neben dem fehlerfreien Bö, der in beeindruckender Manier seinen insgesamt 40. Weltcup-Sieg feierte und die Szene weiter dominiert, als Zweiter der Russe Alexander Loginow (+33,5 Sekunden) sowie der Franzose Emilien Jacquelin (+40,5).