Biathletin Miriam Gössner:"Sich das Gesicht zu brechen, ist nicht angenehm"

E.ON IBU Worldcup Biathlon Hochfilzen - Day 3

Miriam Gössner: Mit Schmerzen am Schießstand in Hochfilzen

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Schmerzen gehören zum Leben von Miriam Gössner dazu wie Biathlon. Nach einem schweren Radunfall mit gebrochenen Wirbeln kämpft sie um ihre Olympia-Qualifikation. Im SZ-Interview spricht Gössner über belastende Folgeschäden, ihre Lehre aus zu vielen Ratschlägen und erzählt, warum sie sich ihr eigenes Brot bäckt.

Von Volker Kreisl

Sie ist nicht die Einzige, der die Zeit allmählich davon läuft. Wie in allen Wintersportdisziplinen suchen auch die Biathleten nach den Mannschaften für Sotschi, und Miriam Gössner hat die Norm noch nicht geschafft. Für die Olympischen Spiele im Februar in Russland bleiben ihr drei Weltcups als Versuch. Zweimal mindestens 15. oder einmal mindestens Achte muss sie werden, und sie will jede Chance unbedingt nutzen - obwohl ihre Voraussetzungen weiterhin schlecht sind.

Gössner hatte im Mai einen schweren Fahrrad-Unfall und immer noch starke Schmerzen. Ihre Zuversicht zieht sie dabei aus der Laufform. "Kondition habe ich, am meiner Form zweifle ich nicht", sagt Gössner im SZ-Interview. Ihr Hauptproblem ist das Liegendschießen: "Dadurch, dass ich diesen Schmerz drinnen habe, liege ich falsch, und da kommt auch gleich einmal ein Fehler." Dass sie bei ihrem bislang letzten Weltcup in Hochfilzen nach zehn Fehlern in der Verfolgung als Vorletzte im Ziel war, nimmt sie gelassen: "Ich hatte im Sommer eh nicht gedacht, schon im Winter Wettkämpfe zu laufen, von daher sehe ich es als Training."

Schmerzen hatte Gössner in ihrer Sportkarriere, überhaupt im ganzen Leben, schon viele zu überwinden, obwohl Schmerzmittel bei ihr nicht anschlagen: "Ich hab schon so viel ausprobiert, das Einzige was hilft, ist nicht auf Dauer zu empfehlen: Morphium." Sie hatte diverse Knochenbrüche, darunter eine Gesichtsverletzung, als sie als 13-jährige Slalomfahrerin mit einer Kippstange kollidiert war. "Das war schmerzhaft, sich das Gesicht zu brechen, ist nicht angenehm." Die aktuellen Beschwerden sind weniger auf die Brüche der vier Wirbel bei dem Fahrradunfall zurückzuführen, als auf Folgeerscheinungen: "Viele andere Teile des Körpers wurden mitverletzt, und man hat sich lange nicht richtig bewegt", sagt sie, "dann verkürzt sich hier etwas, oder es verhärtet sich dort etwas. Dann geht es auf den Schleimbeutel oder auf die Nerven."

Gössner erklärt aber auch, grundsätzlich vom Schmerz zu profitieren. "Wenn man ins Ziel kommt und ist völlig verausgabt, dann ist das ein gutes Gefühl." Stärke bezieht sie aus ihrer eigentlich gesunden Lebensweise: "Ich bin stark auf der Naturheilmittelschiene und achte auf meine Ernährung. Ich backe mir, wenn ich vom Weltcup heimgekommen bin, am nächsten Morgen selber mein Brot."

Bis Gössner gelernt hat, trotz der Rückschläge ihres Körpers wirklich auf sich zu achten, dauerte es eine Weile. Ihre schwerste Zeit hatte sie, als sie nach zwei Operationen starke Gewichtsschwankungen hatte. "Erst wurde gesagt, ich sei zu dick, ein paar Kilo weniger, und würde mich leichter tun. Danach, als ich wegen der Zahn-OP weniger gegessen hatte, kam: Jetzt bist' zu dünn."

Erfolg, hat sie gelernt, kann man nur haben, "wenn man weiß, es ist egal, ob die Leute sagen, du bist zu dick, zu dünn, zu klein, zu groß, zu braun, zu blass." Richtig gut, sagt Gössner, "kann man nur sein, wenn man sich mit sich selbst beschäftigt. Wenn man sich auf andere Sachen konzentriert, sieht man nicht mehr das Wesentliche."

Das vollständige Interview lesen Sie in der Samstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung und in der SZ-Digital-App auf iPhone, iPad, Android und Windows 8.

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