Biathletin Franziska Preuß:"Es tut mega gut"

Biathlon Weltcup Oberhof

Kann wieder lächeln: Franziska Preuß am Schießstand in Oberhof.

(Foto: dpa)
  • Mit Platz zwölf im Sprint von Oberhof feiert Franziska Preuß ein ersehntes Erfolgserlebnis.
  • Nach langer Leidenszeit will die 23-Jährige nun zur Biathlon-Weltspitze aufschließen.

Von Saskia Aleythe, Oberhof

Als Laura Dahlmeier fünfmalige Weltmeisterin wurde, lag Franziska Preuß im Bett. Sie lag auch schon im Bett, als vor einem Jahr in Oberhof die Biathlon-Elite um Weltcuppunkte und die beste WM-Form kämpfte, bei Preuß ging gar nichts mehr. Ein grippaler Infekt bremste sie aus, es war der Anfang vom Ende einer prägenden Saison. Oder wie die Biathletin selbst sagt: "Es war schon ein happiger Winter."

Man kommt nicht umhin, noch einmal zurückzuschauen, wenn es um Preuß geht, wenn sie jetzt in Oberhof steht, erleichtert nach ihrem zwölften Platz im Sprint. "Es tut mega gut, dass man jetzt auch mal was Positives zurückkriegt", sagte Preuß am Donnerstagmittag, "für all die Bemühungen, die man das ganze Jahr anstellt." Dass alles zusammenpasst, hatte sie zuletzt tatsächlich nicht mehr erlebt.

Für Preuß ging es nur mit Geduld

Dabei bildeten Franziska Preuß und Laura Dahlmeier zu Beginn ihrer Karrieren ein Duo, das sich wechselseitig das Talent demonstrierte. Preuß ist ja auch erst 23 Jahre alt, hat 2013 bei der Junioren-WM zwei Bronze-Medaillen und Gold mit Dahlmeier in der Staffel gewonnen. Doch als Dahlmeier in der vergangenen Saison schließlich bei der WM zur Biathlon-Königin wurde, wusste Preuß gar nicht, ob sie wieder krank war, oder immer noch. Sie beendete ihre Saison vorzeitig, wurde schließlich viereinhalb Stunden an den Nasennebenhöhlen operiert. Dass sie nun mit Rang zwölf die halbe Olympia-Norm erfüllt hat, ist ein Schritt auf ihrem Weg zurück zu alten Bestleistungen. Und sie hat gelernt: Es geht nur mit Geduld.

Ein 26. Platz war zuvor das Beste gewesen, was sie in diesem Weltcup-Winter leisten konnte, nach ihrer OP im vergangenen Frühjahr musste sie sich vieles neu erarbeiten. "Da fängst du mit einer halben Stunde Joggen wieder an und weißt nicht, wie du jemals wieder eine Minute länger laufen kannst", sagt Preuß. Die lange Krankheitsphase hat sie aber auch gelehrt, auf ihren Körper zu hören. "Ich weiß aus der Vergangenheit, wie sich ein top-fitter Körper anfühlt und ich hab vorher schon gemerkt, das passt einfach noch nicht", sagt Preuß in Bezug auf die ersten drei Weltcup-Stationen der aktuellen Saison.

Ihre Lösung: "Ich habe über Weihnachten im Training nur das gemacht, was mir Spaß macht und meinem Körper gut tut." Früher schaffte Preuß öfter Laufzeiten unter den besten Zehn, dafür reicht es momentan noch nicht. Doch am Schießstand kam die Biathletin in Oberhof das erste Mal in dieser Saison nur mit einem Fehler davon, neben der viertplatzierten Franziska Hildebrand (mit ebenfalls einem Fehler) die beste Leistung der Deutschen.

Preuß kann die Olympia-Norm noch schaffen

Schieß- und Laufleistungen sind eine Sache, die Rennen entscheiden können, der Kopf noch eine ganz andere. Als im vergangenen Jahr gar nichts mehr klappte bei Preuß, haderte sie durchaus mit einer Zukunft im Biathlon. "Ich habe mir gedacht: Da mache ich lieber was, was mir weniger Spaß macht, aber wo es mir nie wieder so schlecht geht", sagt Preuß. Schon beim Aufstehen am Morgen wusste sie, dass sie sich gleich wieder hinlegen kann, so kaputt war sie: "Es war ein guter Tag, wenn ich mit der Mama mal zum Einkaufen gefahren bin."

Wenn sich ein Leistungssportler so ermattet fühlt, schlägt das freilich aufs Gemüt. "Ich war schon ein bisschen Wrack", sagt Preuß, die Familie hat ihr geholfen, aber auch psychologische Hilfe hat sie sich damals gesucht. Die Rückkehr im Sport ist auch eine zu sich selbst und der fröhlichen Franzi. Was sie als Regeneration bis zum nächsten Rennen anstelle, wurde sie am Anfang ihrer Karriere mal gefragt. "Muffins backen und bei Zalando shoppen", sagte Preuß unbekümmert. Als sie im November erstmals wieder Biathletin und nicht mehr Patientin war, sagte sie im Fernsehen, sie habe vor Aufregung den Abzugsfinger falsch lackiert. Scheu ist sie nicht.

Preuß fehlt noch ein weiterer Platz in den Top 15, um die Olympia-Norm zu erfüllen. 2014 in Sotschi war sie schon dabei, hatte vorab drei Top-Ten-Platzierungen im Weltcup gefeiert, ebensoviele wie damals Dahlmeier. Mit einem Sturz in der Staffel erlebte Preuß allerdings ein Debakel, sie weinte vor Enttäuschung und Überforderung. 2018 soll das anders aussehen. Nach so einem happigen Winter in der Vorsaison gibt es ohnehin schon ein paar Errungenschaften, die stolz machen können.

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