Beste Spieler der Fußball-WM:Pitbulls, Marathonmänner und ein Knabengesicht

Toni Kroos verwirft die Kaffeepausen und steigt zur Weltklasse auf. Neymar wird zum Symbol für Schmerz, Tränen, Untergang. Und Arjen Robben ist der Mann für die High-Speed-Sprints. Wer hat Sie bei der WM in Brasilien am meisten begeistert? Stimmen Sie ab!

Von den Autoren der SZ-Sportredaktion

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Beste Spieler der Fußball-WM:Manuel Neuer

Brazil v Germany: Semi Final - 2014 FIFA World Cup Brazil

Quelle: Getty Images

Toni Kroos verwirft die Kaffeepausen und steigt zur Weltklasse auf. Neymar wird zum Symbol für Schmerz, Tränen, Untergang. Und Lionel Messi beweist einmal mehr seine Genialität. Wer hat Sie bei der WM in Brasilien am meisten begeistert? Stimmen Sie ab!

Manuel Neuer: Beinahe hätte es Manuel Neuer auch als Feldspieler in die All-Star-Elf geschafft, am Ende unterlag er nach Meinung der Jury knapp gegen Messi und Neymar. Wie im Achtelfinale gegen Algerien erkennbar war, ist Neuer den beiden laut Jury im Defensivspiel klar überlegen und im Dribbling ebenbürtig, aber er ist laut aktueller Statistiken etwas weniger torgefährlich. Um Neuer aber doch für dieses Team zu retten, wurde er umständehalber in der Rubrik "Tor" untergebracht, wo er unter anderem den Costa Ricaner Navas, den Mexikaner Ochoa und den Deutschen Weidenfeller verdrängte. Im Tor ist Neuer übrigens auch ganz okay, und wenn er hinten mal nichts zu tun hat, dann kann er ja zu Messi und Neymar nach vorne kommen.

(nee)

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Beste Spieler der Fußball-WM:Mats Hummels

World Cup 2014 - Mats Hummels

Quelle: dpa

Mats Hummels: Es gab in den letzten Monaten ein paar Spiele, nach denen der Bundestrainer Löw über "individuelle Fehler" schimpfte, und es gab Spiele (meistens waren es dieselben), bei denen der Bundestrainer damit Mats Hummels meinte. Hummels hat sich manchmal beschwert, er hat sinngemäß gesagt, dass doch auch andere individuelle Fehler machen. Dann hat Löw gesagt, dass Hummels so was nicht öffentlich sagen soll. Bei der WM hat man die beiden nicht übereinander reden hören, was ein gutes Zeichen war. Sie haben in Brasilien gerne ihren Frieden miteinander gemacht, weil Hummels zwei individuelle Kopfballtore erzielte, und weil Löw nicht Hummels, sondern Mertesacker aus der Mannschaft nahm, als er in der Abwehr Platz für Lahm brauchte. Wenn das so weitergeht, erwischt man die beiden bald bei gegenseitigen Lobeshymnen.

(nee)

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Beste Spieler der Fußball-WM:Ron Vlaar

World Cup 2014 - Third place match - Brazil vs Netherlands

Quelle: dpa

Ron Vlaar: Ron Vlaar, 29, hat kein Tor geschossen bei dieser WM. Er hat auch sonst nichts Schönes gemacht. Wenn er das Spiel aufbauen sollte, kickte der Verteidiger von Aston Villa den Ball meistens recht britisch in hohem Bogen in die gegnerische Hälfte hinüber. Seinen anschaulichsten Moment hatte Vlaar im Halbfinale beim Elfmeterschießen seiner Niederländer gegen Argentinien. Wenn er dort nicht höchst unspektakulär verschossen hätte und wenn ein Teil der stets hyperventilierenden Netzgemeinde nicht auf die spektakuläre Schnapsidee gekommen wäre, der Ball sei am Ende doch drin gewesen, wäre Ron Vlaars Beitrag zu diesem Turnier wahrscheinlich bald in Vergessenheit geraten. Tatsächlich ist er kaum hoch genug einzuschätzen. Die Niederländer wurden auch deshalb Dritter, weil sie vier Spiele ohne Gegentor beendeten. In ihrem System drehte sich fast alles um die Verteidigung. Und der größte Stein in dieser Mauer hieß Vlaar.

(bohe)

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Beste Spieler der Fußball-WM:Gary Medel

Chile's Gary Medel and Mauricio Isla react after the 2014 World Cup round of 16 game between Brazil and Chile at the Mineirao stadium

Quelle: REUTERS

Gary Medel: Eigentlich spielt Gary Medel im defensiven Mittelfeld. Wobei man eigentlich sagen müsste: Der Chilene räumt dort auf, mit grobschlächtigem Spiel, ungeschliffenen Worten und nicht messbarem Einsatz. Daheim nennen sie ihn seit seinen Kindheitstagen in Conchalí den "Pitbull", weil er sich so geriert und ein bisschen auch so aussieht. Bei der WM half er bravourös in der chilenischen Abwehr aus, gegen Brasilien lieferte er im Viertelfinale das Spiel seines Lebens. Er ging muskelverletzt in die Partie und spielte, bis ihn die Beine kurz vor dem Ablauf der 120 Minuten nicht mehr trugen. Danach vergoss er Tränen. Es war, als würde über Belo Horizonte ein Stahlgewitter niedergehen. Dabei hat er das Gemüt eines Kindes: Seinen Urlaub verbrachte der Pitbull bei Goofy. In Disneyland, USA.

(jc)

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Beste Spieler der Fußball-WM:Javier Mascherano

Javier Mascherano

Quelle: dpa

Javier Mascherano: Sein Haar lichtet sich wie bei Andrés Iniesta, seinem Kollegen beim FC Barcelona, aber seine Reife setzte sich bei der WM besser durch als die des Spaniers. Mascherano, 30, war der Marathonmann im argentinischen Mittelfeld und der V-Mann zwischen Abwehr und Angriff, das Hirn und die Lunge, der Einweiser und Antreiber. Lionel Messi trug die Binde des Kapitäns, aber Mascherano war der Boss auf dem Platz. El jefecito, der kleine Chef (1,71 Meter). Mascherano riss sich manchmal im Wortsinn den Hintern auf und gab das nachher auch detailliert bekannt, er gehört ohnehin zu den auskunftsfreudigsten Argentiniern. "So was erlebt du nur einmal im Leben", sprach der oberste Patriot. Seine Tacklings werden von Landsleuten bejubelt wie Dribblings. In Argentinien machen ihn Kollagen schon zum General José de San Martín, dem Befreier, obwohl er sagt: "Ich bin weder Rambo noch San Martín."

(pb)

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Beste Spieler der Fußball-WM:Toni Kroos

File photo of Germany's Kroos celebrating scoring his team's fourth goal against Brazil during their 2014 World Cup semi-finals at the Mineirao stadium in Belo Horizonte

Quelle: REUTERS

Toni Kroos: Was Kroos für ein Spieler ist, schien vor dieser WM ziemlich klar zu sein: Er galt als unfassbar begabter Kerl, der herausragende Pässe spielen kann. Leider galt er auch als Spieler, der stets im selben Tempo trabt, immer wieder ein paar Kaffeepausen einlegt, das Kämpfen lieber anderen überlässt und deshalb niemals Weltklasse wird. Dieses Bild von Toni Kroos war fast richtig, es hat sich durch die WM allerdings etwas präzisiert: Demnach ist Kroos ein unfassbar begabter Kerl, der herausragende Pässe spielen kann, in verschiedenen Tempi über den Platz rennt, nie Kaffeepausen einlegt, das Kämpfen lieber selbst übernimmt und deshalb unbedingt Weltklasse ist.

(nee)

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Beste Spieler der Fußball-WM:Thomas Müller

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Quelle: AFP

Thomas Müller: Thomas Müller ist ein Fußballspieler, den alle mögen. Seine Frau mag ihn, die Pferde seiner Frau mögen ihn, sein Bundestrainer mag ihn, seine Mitspieler mögen ihn, die Zuschauer mögen ihn, sogar die Journalisten finden ihn toll. Sie gehen lieber zu Pressekonferenzen, wenn sie wissen, dass Müller kommt, und sie gehen lieber zu Spielen, wenn sie wissen, dass Müller mitspielt. Wenn Müller bei Spielen mitspielt, dann kann es sein, dass man ihn bei der Ausführung eines Freistoßes absichtlich hinfallen, absichtlich aufstehen und absichtlich weiterrennen sieht. Es kann sein, dass man Elfmetertore zu sehen bekommt oder Stochertore oder Abstaubertore oder einen Platzverweis für einen portugiesischen Verteidiger. Seine Gegenspieler mögen Thomas Müller nicht so sehr.

(nee)

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Beste Spieler der Fußball-WM:Neymar

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Quelle: AFP

Neymar: Man kann es kaum diesem zauseligen 22-Jährigen zum Vorwurf machen, dass die Seleção mit genau einem taktischen Konzept in die WM startete: Alle Bälle auf Neymar - und dann auf seine Genialität vertrauen. Der Angreifer vom FC Barcelona war zweifellos die überstrahlende Figur des Turniers: zunächst, indem er unter der Last der gewaltigen Erwartungen nicht zusammenbrach. Sondern sie einfach erfüllte - mit je zwei Treffern gegen Kroatien und Kamerun. Nur Neymars Qualitäten als Dribbler und Vollstrecker rechtfertigten (in Ansätzen) Brasiliens Traum vom Titel. Aber dann wurde Neymar zum Symbol für Schmerz, Tränen, Untergang: Ein gebrochener Lendenwirbel nahm ihn aus dem Spiel. Und bei den Brasilianern brach alles zusammen.

(cca)

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Beste Spieler der Fußball-WM:James Rodriguez

Colombia v Uruguay: Round of 16 - 2014 FIFA World Cup Brazil

Quelle: Getty Images

James Rodriguez: Ist er noch ein Mittelfeldspieler? Oder schon ein Stürmer? In jedem Fall trug der Kolumbianer das Trikot mit der Nummer 10 mit Würde; einer seiner großen Vorgänger, Carlos Valderrama, goutierte es ausdrücklich. Nicht bloß wegen der sechs Tore, von denen der Treffer im Achtelfinale gegen Uruguay besonders ins Auge stach: Er nahm den Ball mit der Brust an und jagte ihn aus 20 Metern volley ins Netz. James ist zwar längst in Europa aktiv, beim AS Monaco. Aber bei der WM wurde er wie ein unbekanntes Versprechen mit Knabengesicht gefeiert, das seit dem Auftritt des 17-jährigen Pelé bei der WM 1958 jedes Turnier bereithalten muss. Nach dem Ausscheiden Kolumbiens gegen Brasilien weinte er auf dem Platz, David Luiz richtete James auf und forderte die brasilianischen Fans auf, ihn zu feiern. Spötter sagen: Weil sie denselben Agenten haben, den Portugiesen Jorge Mendes, der James nun zu Real Madrid lotsen will.

(jc)

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Beste Spieler der Fußball-WM:Lionel Messi

-

Quelle: AP

Lionel Messi: Der beste Stürmer der Welt, manchmal. Wenn er antritt wie in der Vorrunde, wenn er nach Trippelschritten abzieht wie gegen Bosnier und Iraner, wenn er den Ball beim Freistoß gegen Nigeria oder beim Elfmeterschießen gegen die Niederlande lässig ins Netz schickt. Manchmal ist er auch ein Rätsel, und nicht nur der argentinische Schriftsteller Martín Caparros würde "bezahlen, um zu wissen, was er denkt". Argentiniens Kapitän und Nummer 10 ging manchmal über den Rasen wie der denkende Dichter auf der Suche nach der genialen Idee. Er rief erst auf zum Sturm und passte sich dann der Defensive an. La Pulga, der Floh. "Er ist zu allem fähig, und das alle drei Tage", sagte sein früherer Trainer Pep Guardiola. Und Messi? Er sagte: "Wir sind mehr denn je ein Team."

(pb)

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Beste Spieler der Fußball-WM:Arjen Robben

World Cup 2014 - Group B - Spain vs Netherlands

Quelle: Guillaume Horcajuelo/dpa

Arjen Robben: Nach den Siegen gegen Spanien und Australien hat Arjen Robben, 30, sich den weiteren WM-Verlauf wohl so vorgestellt: Die Niederlande werden Weltmeister - und er wird Torschützenkönig. Der Flügelspieler vom FC Bayern vereint unfassbare Dynamik und Ballkontrolle inzwischen mit der Fähigkeit, seinem verletzungsanfälligen Körper auch in der 93. Minute noch High-Speed-Sprints abzutrotzen. Mit drei spektakulären Treffern in zwei Partien war die WM für ihn losgegangen. Es blieb dann bei den drei Toren, Robben verlegte sich mehr aufs Elfmeter-Rausholen. Und Weltmeister ist er auch nicht geworden. Aber er blieb: der Antreiber der Niederlande. Am Ende war sein Ehrgeiz zu groß, um Rang drei etwas Positives abzugewinnen: "Wir hatten mehr verdient." An Robben lag es nicht.

(cca)

© SZ vom 14.07.2014/fued
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