Masters-Erfolg vor 35 Jahren:Langer hat seinem Sport in Deutschland zu Bedeutung und Breitenwirkung verholfen

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Jack Nicklaus, den Rekordchampion des Masters mit sechs Siegen, verblüffte vor allem, dass Langer "aus einem Land kommt, das noch nie einen Golfer hervorgebracht hat". In der Tat gerät heute leicht aus dem Blick, wie sehr Langer seinem Sport zu Bedeutung und zu Breitenwirkung verholfen hat - ähnlich wie nur wenige Monate später, im Juli 1985, ein gewisser Boris Becker das Tennis popularisierte mit seinem ersten Wimbledonsieg.

In den USA golften damals 15 Millionen Menschen. Der deutsche Verband verzeichnete bescheidene 67 000 Aktive. Zwar lag das Spiel mit dem kleinen Ball seit Langers ersten Erfolgen bereits im Trend, doch wegen begrenzter Klubkapazitäten, langer Wartezeiten und horrender Aufnahmegebühren stagnierte es "im Stadium der Exklusivität", wie die SZ damals notierte: "Zutritt hat nur der Betuchte."

War es Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Langer, dem Maurersohn, der sich als Kind auf dem nahe gelegenen Platz als Caddie ein Taschengeld verdiente, der Aufstieg vom Schlägerträger zum Spitzensportler gelang? Eher waren es Beharrlichkeit, Sorgfalt und immenser Fleiß. Er absolvierte eine Lehre für den Golflehrerberuf, arbeitete akribisch an seinem Schwung. Und überstand, ehe er nach Augusta kam, das seltsame Händezittern beim Putten, genannt "Yips": Mit seinem Trainer Willi Hofmann ertüftelte er eine neue Griffhaltung gegen diese Blockade.

Acht Jahre später, 1993, gewann er das Masters ein zweites Mal. Er hat dort bis heute keinen deutschen Nachfolger gefunden. Dass er seine beiden Major-Titel auf dem Kurs eroberte, sei kein Zufall, schreibt er im Masters-Buch von Petra Himmel: "Augusta National ist ein Platz für Strategen - und das Festhalten an einer bestimmten Taktik, dem überlegten Herangehen an die Löcher, ist immer meine Stärke gewesen." Langer gehört weiter zu den weltbesten Golfern, mit 62 Jahren spielt er nun vorwiegend auf der Champions Tour, die mitunter als Altherrenserie belächelt wird, aber die er wie kein Zweiter dominiert. Gern würde er bei den Olympischen Spielen antreten, sagte er kürzlich dem Kicker, und kritisierte die Teilnahmebedingungen für Tokio 2021, die ihm eine Qualifikation bei der Senior-Tour unmöglich machen.

Das diesjährige Masters ist wegen der Corona-Epidemie in den November verschoben. Sein Grünes Jackett hat Langer nach den Siegen kurz mit nach Hause nehmen dürfen. Aber nach einem Jahr, so wollen es die Regeln, wurde das gute Stück im Clubhaus auf einen Bügel gehängt. Wenn er zurückkommt, darf er es wieder überstreifen: Denn wer beim Masters siegt, hat lebenslanges Mitspielrecht. 2019 hat Bernhard Langer Platz 62 belegt.

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