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Golfer Bernhard Langer in Augusta:In bester Gesellschaft

Ausnahmegolfer Bernhard Langer verpasst beim Masters den Cut. Wie herausragend seine Leistung dennoch ist, zeigt ein Blick auf die junge Konkurrenz.

Von Felix Haselsteiner

Ärgern kann sich Bernhard Langer immer noch. Ein ums andere Mal blickte der 63-Jährige am Freitagnachmittag nach Putts etwas ungläubig auf, wenn der Ball auf dem Golfplatz von Augusta nicht dorthin gerollt war, wo er hin sollte. Manchmal schüttelte er dann leicht den Kopf, was gemessen an den Standards des stets bedachten Langer fast schon eine Art Gefühlsausbruch war. Die 77 Schläge, die er am Freitag in der zweiten Runde des Masters benötigte, waren am Ende nach seiner Auftaktrunde, einer 74, zu viel: Langer verpasste den Cut, die Qualifikation für die beiden Abschlussrunden, und wird am Wochenende nicht mehr mitspielen.

Dass Langer auch bei seiner 38. Teilnahme am Masters - eine Zahl, hinter die man gleich mehrere Ausrufezeichen setzen sollte - immer noch den perfektionistischen Anspruch hat, das Beste aus sich herauszuholen, zeigt sich in seinen Reaktionen auf Fehlschläge. Langer ist bei weitem nicht der einzige Spieler im Feld, der nur aufgrund der speziellen Regelung, dass frühere Champions ein lebenslanges Startrecht beim Masters genießen, noch immer in Augusta auftreten kann. Während aber Golfer wie die US-Amerikaner Fred Couples (61, geteilter Vorletzter nach zwei Tagen) oder Larry Mize (62, geteilter Letzter) vor allem deshalb kommen, um noch einmal ein wenig Turnierluft zu schnuppern und ihr grünes Jackett auszuführen, will Langer nicht einfach nur dabei sein. Langer will sich selbst und allen, die ihm zuschauen, zeigen, dass er mithalten kann - und das beweist er oft genug.

2020 hat Langer als ältester Spieler in der Geschichte des Masters den Cut geschafft

Im Herbst, beim Masters 2020, hatte er als ältester Spieler in der Geschichte des Masters den Cut geschafft und an den Schlusstagen Seite an Seite mit den jungen Spitzengolfern um Platzierungen gekämpft. Damals hatte Langer auf den schwierigen Grüns sensationell gut geputtet, diesmal fühlte er sich nach eigener Aussage körperlich nicht ganz so wohl: Er habe sich schon am Ende der ersten Runde etwas "müde" gefühlt, sagte Langer am Donnerstag bei einem Pressetermin. Zuletzt war er für eine medizinische Behandlung am Knie nach Deutschland gereist und hatte daher nicht viel Zeit beim Training verbringen können: "Ich muss meine Ausdauer wieder verbessern", lautete sein Fazit, was verheißt, dass er auch in den kommenden Jahren noch in Augusta spielen wird. Nicht, dass jemand etwas anderes vermutet hätte.

Um Langers Leistung, mit 63 Jahren Runden von 74 und 77 Schlägen bei einem Major Championship auf einem der schwierigsten Golfplätze der Welt zu spielen, ausreichend zu würdigen, lohnt sich auch ein Blick auf diejenigen, die nun ebenfalls am Cut scheiterten. In diesem Jahr erwischte es eine Vielzahl an Favoriten: Der 31-jährige Rory McIlroy etwa. Der Nordire der in Augusta weiterhin Schwierigkeiten mit dem Platz hat, obwohl ein Sieg beim Masters das einzige ist, was ihm noch zu einer perfekten Karriere fehlt, spielte nur einen Schlag besser als Langer. Auch die Sieger von 2016 und 2017, Danny Willett und Sergio Garcia, schafften es nicht ins Wochenende.

Die größte Enttäuschung war sicherlich der US-amerikanische Vorjahressieger Dustin Johnson, 36, der mit einer katastrophalen Leistung auf den zweiten neun Löchern am Freitag seine weitere Teilnahme am Wochenende verspielte. Johnson wird seinen Titel nicht verteidigen können, zudem könnte er auch seinen Status als Weltranglistenerster verlieren: Sollte sein Landsmann Justin Thomas, 27, der allerdings am Samstag leicht zurückfiel, am Sonntag wider Erwarten gewinnen, würde er Johnson den ersten Platz abnehmen.

Für Langer sind Debatten um Weltranglistenplätze längst überflüssig, diese Phase seiner Karriere hat er hinter sich. Ambitioniert weitermachen wird er dennoch: Nach dem Masters steht schon der nächste Wettkampf auf der Champions Tour an, wo er sich, anders als in Augusta, nicht mit einem Kurs auseinandersetzen muss, der eigentlich für junge, weit schlagende Athleten ausgelegt ist. Unter den Ex-Champions ist Langer die herausragende sportliche Figur und das Maß aller Dinge, das gilt auf der Senioren-Tour und - trotz ein wenig Ärgers in diesem Jahr - auch beim Masters.

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