Nach 15:02 Spielminuten gab es für die Berliner Eisbären Grund zu feiern. Zwar hat der Titelverteidiger am Sonntag mit dem 5:1 (1:0, 2:0, 2:1) gegen die Adler Mannheim noch nicht wieder die deutsche Eishockey-Meisterschaft gewonnen. Er steht noch nicht einmal im Finale, dazu fehlt ihm noch ein Sieg. Aber gejubelt werden durfte schon mal, und zwar über das 1:0 im dritten Halbfinalspiel gegen Mannheim. Torschütze war Nationalspieler Leo Pföderl – aber die Vorlage kam von Ty Ronning. Ein kleiner, feiner Querpass nur, jedoch ein bedeutender. Denn mit diesem Pass machte Ronning im 22. Spiel nacheinander einen Scorerpunkt und stellte einen neuen Rekord in der 31-jährigen Geschichte der Deutschen Eishockey Liga auf.
Um diesen Rekord war in den vergangenen Wochen ein kleiner Historikerstreit entbrannt. Zeitzeugen waren sich sicher: Peter Draisaitl, der Vater von NHL-Profi Leon Draisaitl, hatte bislang den längsten streak, also Spiele nacheinander mit mindestens einem Tor oder einer Vorlage. Draisaitl Senior punktete in der ersten DEL-Saison 1994/95 für die Kölner Haie in 21 aufeinander folgenden Partien. Dann aber intervenierte die DEL. Nicht Draisaitl, sondern Jan Alston gebühre die Ehre. Der Kanadier habe 1998/99 in 26 Spielen en suite für Mannheim gepunktet.

Eishockey-Halbfinale:Mannheim klopft an die Mauer Berlin
Seit 2019 läuft Mannheim dem deutschen Eishockey-Titel hinterher. Nun treffen die Adler im Halbfinale auf DEL-Rekordmeister Berlin. Für den gebürtigen Berliner Leon Gawanke zählt nur eins: endlich mal die Eisbären schlagen.
Nachdem die Älteren unter den Zusehern hartnäckig pro Draisaitl Zeugnis ablegten, kroch auch den DEL-Statistikern die Frage weiter durch den Hinterkopf. Und so stiegen die Archivare noch einmal in ihren Neusser Keller hinab, bliesen den Staub von den Aktendeckeln, und siehe: Ein bislang unentdeckter Spielbericht erbrachte den Beweis, dass Alstons Serie bereits nach 19 Spielen zu Ende gegangen war. Die alte Bestmarke gehörte Draisaitl. Neuer Rekordhalter ist Ronning.
„Das ist cool“, sagte Ronning am Freitag, als er Draisaitl eingeholt hatte. „Mister Draisaitl war ein Wahnsinnsspieler und sein Sohn ist es natürlich auch. Aber in erster Linie wollen wir die Trophäe und deswegen müssen wir als Team weiter Gas geben.“ Der Kanadier geht dabei voran. In seinem dritten DEL-Jahr spielt er mit Abstand seine beste Saison, mit 73 Punkten (37 Tore, 36 Vorlagen) war er der Topscorer der Hauptrunde. Der 27-jährige Rechtsaußen profitierte dabei von einer Umstellung von Eisbären-Coach Serge Aubin, der das seit Jahren blind harmonierende Duo Marcel Noebels/Leo Pföderl trennte und Pföderl, den DEL-Spieler und Stürmer des Jahres, als Mittelstürmer an Ronnings Seite stellte. Am Sonntag eröffneten die beiden mit dem 1:0 den Nachmittag. Kai Wissmann erhöhte (32.), dann war wieder Running Ronning zur Stelle: 3:0 (39.), sein siebter Playoff-Treffer.
Mannheim versuchte wie im Viertelfinale gegen München, der kühlen Berliner Effizienz mit mehr Körperlichkeit Einhalt zu gebieten. Aber die Schwäche der Adler bleibt wie in den ersten beiden Playoff-Duellen (1:3, 0:2) der eigene Abschluss. Austin Ortegas 1:3 (51.) war zu wenig, Pföderl (57.) und Veilleux (60., jeweils ins leere Tor) stellten den Sieg der Eisbären sicher. Bereits am Dienstag könnte Berlin in Mannheim den Finaleinzug perfekt machen.