Süddeutsche Zeitung

Bericht im schwedischen Fernsehen:Hinweise auf Doping bei Olympia 2002

Wurde bei den Winterspielen 2002 großflächig gedopt? Einem schwedischen Fernsehsender zufolge sollen die Blutprofile mehrerer Medaillengewinner im Skilanglauf verdächtige Werte aufgewiesen haben. Auch das Profil von einem deutschen Athleten.

Zwölf Jahre nach Olympia 2002 in Salt Lake City gibt es offenbar Hinweise auf großflächiges Doping bei den Winterspielen in den USA. Einem Bericht des öffentlich-rechtlichen schwedischen Fernsehens SVT zufolge sollen die Blutprofile gleich mehrerer damaliger Medaillengewinner im Skilanglauf verdächtige Werte aufgewiesen haben. Unter diesen soll sich auch ein Athlet oder eine Athletin aus Deutschland befinden.

Darüber hinaus sollen Langläufer aus Estland, Finnland, Norwegen, Österreich, Russland, der Schweiz und Weißrussland betroffen sein.

SVT will im Zuge seiner Recherche Zugang zu den Ergebnissen von 5000 Blutproben aus der Zeit unmittelbar vor, während und nach den Winterspielen 2002 gehabt haben. Die Analyse der Tests von 25 verdächtigen Athleten gebe nach Angaben mehrerer Experten deutliche Hinweise auf den Gebrauch unerlaubter Methoden, heißt es in der Dokumentation "Skidåkarnas hemliga blodvärden" (Die heimliche Blutwelt der Skiläufer).

"Es ist fast sicher, dass es sich hier um Doping handelt. Mein Eindruck ist, dass diese Werte nicht natürlich sind. Eine neue Analyse mit modernen Methoden würde da wohl etwas ergeben", sagte der renommierte Mainzer Sportmediziner Perikles Simon in der Sendung. Der italienische Dopingjäger Alessandro Donati ergänzte mit Blick auf die Blutwerte eines norwegischen Langläufers: "Die Wahrscheinlichkeit für Doping ist sehr, sehr, sehr hoch."

Laut der Dokumentation hat der Internationale Skiverband Fis damals eine Liste mit 19 Athleten geführt, darunter zwölf Männer und sieben Frauen, die des Dopings verdächtigt wurden. "Ich glaube nicht, dass einer dieser Athleten sauber war", sagte Don Catlin SVT. Der amerikanische Wissenschaftler zeichnete für die Dopingtests bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles, 1996 in Atlanta und eben 2002 verantwortlich. "Wir haben unser Mögliches getan, aber es gab sicher Läufer in Salt Lake City, die niemals erwischt wurden", sagte er.

Die Fis wollte die Existenz besagter Liste nicht direkt bestätigen. "Mir ist keine Liste von Olympia 2002 bekannt", sagte Generalsekretärin Sarah Lewis dem sid. Lewis betonte jedoch: "Es gab immer Listen der Ant-Doping-Experten der Fis hinsichtlich gezielter Tests bei verdächtigen Athleten - und es gibt sie noch immer."

Zu befürchten hätten etwaige Doper von damals nichts mehr: Selbst nach dem neuen Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) gilt eine Verjährungsfrist von nur zehn Jahren.

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