Fußball in Belgien:Sie wollen belgischer Nationaltrainer werden? Jetzt bewerben!

Fußball in Belgien: Wer erklärt Kevin De Bruyne, wo er in Zukunft hinlaufen muss? Roberto Martinez (li.) ist mittlerweile Nationaltrainer in Portugal. Belgien sucht seinen Nachfolger.

Wer erklärt Kevin De Bruyne, wo er in Zukunft hinlaufen muss? Roberto Martinez (li.) ist mittlerweile Nationaltrainer in Portugal. Belgien sucht seinen Nachfolger.

(Foto: Virginie Lefour/Belga / Imago)

Belgien sucht seinen neuen Chefcoach auf der Jobplattform Linkedin. In Deutschland undenkbar! Hier wurden viel ausgefeiltere Methoden entwickelt.

Glosse von Tim Brack

Der Profifußball ist ein geschlossener, mitunter elitärer Jobmarkt. Wer in ihn eindringen will, um einen der begehrten Posten zu ergattern, muss neben Fachwissen auch viel Geduld mitbringen. Für den Beruf des Nationaltrainers empfehlen sich beispielsweise immer nur eine Handvoll Menschen auf dieser Erde.

Um Teil dieses Kreises zu werden, beschreiten manche Interessenten höchst beschwerliche Wege: Sie werden Nationalspieler, grätschen sich zum Weltmeistertitel und kommen dank einer Der-weiß-wie's-geht-Qualifikation für höchste Coachingweihen infrage. Oder sie pusten sich an Trillerpfeifen die Lippen wund, um erst Jugendteams und dann Profimannschaften eine erfolgreiche und unverwechselbare Handschrift zu verleihen.

Was für eine Plackerei! Da kann man den armen Teufeln gratulieren, dass es Fußballverbände wie den belgischen gibt, der diese verkrusteten Strukturen aufbricht. Auf der Jobplattform Linkedin veröffentlichte der Verband eine Stellenausschreibung für den "Head Coach Red Devils", den Cheftrainer der belgischen Nationalmannschaft also.

Äußerst fortschrittlich, äußerst transparent, äußerst undenkbar in Deutschland. Man stelle sich vor, Oliver Bierhoff hätte damals nach einem Löw-Nachfolger auf einem Jobportal gefahndet (Gesucht: Trainer, der auch nach großen Turnieren auffindbar ist). Er hätte seine eigene Profilseite unverzüglich auf "arbeitssuchend" stellen müssen.

In Deutschland öffnet man nicht so einfach der ganzen Welt die Tür zum potenziellen Bewerbungsgespräch, man beschränkt sich lieber selbst, bildet eine Arbeitsgruppe, die eine Trainerfindungskommission beruft, die drei Kandidaten vorschlägt, über die dann das DFB-Präsidium in einer geheimen Abstimmung in sieben Wahlgängen entscheidet. Am Ende macht es dann der frühere Co-Trainer. Der kennt sich schließlich aus!

Es darf auch eine Frau sein

In Belgien suchen sie derweil "einen Seriensieger mit Erfahrung im Umgang mit Spitzenspielern. Der neue Trainer der Nationalmannschaft weiß, wie man eine geschlossene Mannschaft aufbaut und wie man junge Spieler integriert", so steht es in der Ausschreibung. Und das passt, denn die roten Teufel hatten sich bei der vergangenen WM vor allem durch Altersdiskussionen und interne Zwistigkeiten das Turnier selbst zur Hölle gemacht. Neben Softskills zum Teambuilding ist auch eine gefüllte Pokalvitrine von Vorteil: "Er weiß, wie man in Spitzenwettbewerben Trophäen gewinnt."

Ob die Trainer mit diesem Anforderungsprofil auf den entsprechenden Plattformen nach neuen Jobs suchen, ist durchaus fraglich. Eine ausufernde Recherche ergab, dass weder Jürgen Klopp noch Pep Guardiola auf Linkedin angemeldet sind. Aber der belgische Verband wirft sein Netz viel weiter aus, denn auf das männliche Geschlecht bezieht er sich in der Ausschreibung ausschließlich zu Zwecken der Vereinfachung. Eine Frau darf sich also auch bewerben - das würde es in Deutschland schon gar nicht geben.

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