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Belastung von Fußball-Profis:"Verrückt"

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Bis zu 78 Spiele pro Saison, dazu immer mehr Flugreisen zwischen den Einsätzen: Die Belastung von Fußball-Profis nimmt international immer absurdere Ausmaße an - besonders in der Premier League. Nun schlagen Trainer und Gewerkschafter Alarm.

78 Spiele und mehr als 110 600 Kilometer im Flugzeug: Heung-min Son, 27, hatte in der vergangenen Saison kaum Zeit zum Durchatmen. Und damit ist der Südkoreaner von Tottenham Hotspur bei Weitem kein Einzelfall - viele Profifußballer bewegen sich an der Grenze der Belastbarkeit.

Pep Guardiola, 48, kritisiert die aktuellen Zustände: "Es ist ein verrückter Spielplan, und er wird unsere Spieler töten. Das können wir nicht für eine längere Zeit aufrechterhalten, sie müssen sich schonen", sagte der Meistercoach von Manchester City in einem Bericht, den die internationale Spielergewerkschaft Fifpro veröffentlichte. Auch sein ebenfalls in England tätiger Kollege Jürgen Klopp, 52, vom Champions-League-Sieger FC Liverpool stimmt zu: "Wenn wir nicht lernen, besser mit unseren Spielern umzugehen, töten wir dieses wunderschöne Spiel."

Die Gewerkschaft Fifpro, die weltweit mehr als 65 000 Fußballer repräsentiert, erneuerte daher am Donnerstag ihre Forderungen in einem 40-seitigen Bericht mit dem passenden Titel "Am Limit": Obergrenzen für die Anzahl der Spiele gehören zu den Vorschlägen wie längere Pausen (zwischen Spielen sowie nach langen Flugreisen). Angeregt wird auch eine mindestens vierwöchige Sommer- und zweiwöchige Winterpause. Speziell die Profis in der Premier League stehen unter Dauerdruck, denn dort wird im Winter durchgespielt.

Von der Terminhatz sind aber alle Stars in den Topligen betroffen. Liga, Pokal, Champions League beziehungsweise Europa League, Länderspiele und diverse Tests auf diversen Kontinenten - die Liste an Verpflichtungen ist lang. "Während ein paar Hundert Spitzenspieler überladen werden mit Wettbewerben, bieten sich Tausenden ihrer Kollegen zu wenig Möglichkeiten, um sich darüber eine nachhaltige Karriere aufbauen zu können", schreibt Fifpro-Generalsekretär Theo van Seggelen. Der Bericht hebt hervor, dass die "Anforderungen an die Spieler größer werden", die physische und psychische Leistungsfähigkeit aber Grenzen habe. Der Fußball sei so schnell, körperlich und global wie noch nie.

Für die Studie wurden die Einsatz-, Reise- und Ruhezeiten von 543 Profis analysiert. Dauerläufer Son war neben 53 Spielen für den Champions-League-Finalisten Tottenham aus London auch 25 Mal für Südkoreas Nationalteam im Einsatz.

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SZ vom 02.08.2019 / sid
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