Beeindruckendes 4:0 gegen Barcelona:Bayern überrollt die Weltfußballer

Mario Gomez, FC Bayern München, Fußball Champions League, FC Barcelona

Götze? Nein, Gomez! Der Nationalspieler erzielt das 2:0 für die Bayern. 

(Foto: AFP)

Was für ein Spiel, was für eine Demonstration des FC Bayern: Die Elf von Trainer Heynckes demütigt im Halbfinal-Hinspiel der Champions League den FC Barcelona und steht damit so gut wie sicher im Finale. Zum Schlüssel werden gegen die defensiv schwachen Katalanen vor allem die vielen Eckbälle - Thomas Müller liefert eine Riesenleistung ab.

Eckball, dieses Wort hat in der jüngeren Champions-League-Geschichte des FC Bayern nun wirklich keinen besonders guten Klang gehabt. Eckball, das ist dieses Wort, das wie kein anderes an dieses bittere Finalspiel gegen den FC Chelsea aus dem Mai 2012 erinnert, als die Münchner selbst fast zwei Dutzend Eckbälle vergeblich ausführten und dem Gegner ein einziger reichte, um die Partie zu drehen.

Und nun, fast ein Jahr später, sind es ausgerechnet Eckbälle, wegen derer die Bayern sehr wahrscheinlich die Chance bekommen, sich für das bittere Finalspiel aus dem Vorjahr zu revanchieren. Mit zwei Toren, die aus Eckbällen resultierten, legte der FC Bayern im Halbfinal-Hinspiel den Grundstein für das unglaubliche 4:0 (1:0) über den FC Barcelona und damit für den nahezu sicheren Einzug ins Finale des Wettbewerbs am 25. Mai in London.

Ausgerechnet an dem Abend des Tages, an dem es all die Schlagzeilen über Uli Hoeneß und Mario Götze gegeben hatte, zerlegten die Münchner den großen FC Barcelona mit einer Dominanz, als habe er nur ein weiteres Bundesligaspiel gegen Hoffenheim bestritten. "Man muss gegen den FC Barcelona einen Plan haben, die Spieler haben das überragend umgesetzt", sagte Trainer Jupp Heynckes.

Vor dem Spiel hatte es ja ein tagelanges Getue gegeben, ob Lionel Messi nun spielt oder nicht. Der Oberschenkel, ach ja, zwölf Tage Spielpause, oh weh. Um 19.01 Uhr meldeten dann die Agenturen, welch' eine Überraschung, die Ärzte hätten dem Argentinier grünes Licht für einen Einsatz gegeben; um 19.46 Uhr war offiziell klar, dass er in der Startelf stehen würde; um 20.41 Uhr lief er auf den Rasen, um 20.46 Uhr hatte er seinen ersten Ballkontakt, und danach?

Tja, danach kam zunächst gar nicht mehr so viel von dem viermaligen Weltfußballer. Man ertappte Messi bei diversen Sicherheits- und Rückpässen und einmal sogar bei einem Fehlpass. Aber kreative Momente - Fehlanzeige. Das lag zum einen daran, dass die Oberschenkel-Blessur Messi wohl doch mehr beeinträchtigte, als sich Barcelona das erhofft hatte. Das lag zum anderen aber daran, dass die Münchner auch gut verteidigten.

Heynckes hatte mit Blick auf Messi vorsichtshalber den bisweilen hüftsteifen Daniel van Buyten draußen gelassen und dafür den beweglicheren Jérôme Boateng gebracht. Doch das Spiel lief weitgehend so, dass selbst van Buytens Hüftsteifigkeit nicht viel geschadet hätte. Denn Barcelona durfte sich zwar an einer der üblichen Ballbesitzquoten erfreuen, doch zugleich war der Weg zum Tor gut verbaut. Barça fand einfach keine Lücken, all das Herumgepasse von Xavi, Iniesta & Co. endete in der Regel weit vor dem Tor von Manuel Neuer.

Die Bayern hingegen, obgleich zunächst in die Defensive gedrängt, wirkten eher zu einem gefährlichen Stich fähig; zumal sie sich bei einem Blick auf die Körpergrößen stets bewusst sein konnten, bei hohen Bällen über eindeutige Vorteile zu verfügen. Und so fiel die 1:0-Führung in der 25. Minute folgerichtig nach einem Eckball: Irgendwie kam der Ball zu Robben, und der Niederländer machte etwas, was normalerweise so selten ist wie ein Fehlpass von Messi.

Er flankte mit rechts, Dante köpfte quer durch den Fünfmeterraum - und dort steckte Müller so viel Wucht in seinen Kopfball, dass er von den Beinen von Barça-Torwart Valdes zum 1:0 ins Tor flog. Kurz danach hatte Barcelona tatsächlich einmal so etwas ähnliches wie eine Torchance, aber Dante klärte eine scharfe Hereingabe vor dem am langen Pfosten lauernden Messi (29.).

Immer wieder diese Ecken

Mehr kam aber nicht, und als Barça gerade mit neuem Schwung die zweite Hälfte eröffnen wollte, bekamen die Münchner noch einmal einen Eckball: Diesmal trat Robben, Müller köpfte den Ball vors Tor - und Gomez drosch ihn unbedrängt, aber auch aus Abseitsposition, ins Netz (49.). Nur wenig später hätte Ribéry sogar auf 3:0 erhöhen können, ausnahmsweise nicht nach einer Ecke.

Es folgten Momente, die halt so folgen, wenn eine Mannschaft 0:2 zurückliegt. Der Innenverteidiger rückte mit auf, der Rechtsverteidiger drosch eine Verlegenheitsflanke in den Strafraum. Doch wie oft schon hat Barcelona Dinge tun müssen, die normale Mannschaften so tun? Es waren dies die ersten Anzeichen, dass dieser Abend nicht ganz standesgemäß enden würde.

Eine Zeitlang wurde es ein bisschen besser, einmal kam Messi an den Ball und holte gegen vier Bayern-Spieler einen Eckball heraus, was er wohl als seine beste Aktion des Abends verbuchen durfte. Doch Eckbälle für Barcelona sind ungefähr das, was im vergangenen Mai Eckbälle für den FC Bayern waren.

So drückte Barcelona ein paar Minuten, doch dann hatte Robben einen fulminanten Auftritt. Bei einem Konter erhielt er den Ball, dribbelte in den Strafraum, ließ sich von Müller den Weg freiblocken und schob ein zum 3:0 (73.). Den Check, den Müller dabei zeigte, hätte ihn umgehend für die Basketball-Truppe des Klubs qualifiziert, von manchen Schiedsrichtern wäre er wohl aber auch als Foulspiel geahndet worden. Doch zu viel Schiedsrichter-Krittelei hätte Barcelona an diesem Abend nicht zu Gesicht gestanden; immerhin hatte der Unparteiische Kassai großzügig zwei Handspiele im Strafraum übersehen.

Nach dem 0:3 hatte der aufgerückte Innenverteidiger Bartra eine der wenigen Barcelona-Chancen des Abends, als er frei vor Neuer auftauchte - doch er war über so viel Freiraum wohl ganz verdattert und vergab. Stattdessen krönte Müller seine herausragende Leistung und erhöhte zehn Minuten vor Schluss sogar noch auf 4:0. - 4:0, exakt jenes Resultat, mit dem vor vier Jahren Barcelona im Viertelfinale der Champions League den FC Bayern gedemütigt hatte.

"Die Mannschaft macht das fantastisch. So einen Abend habe ich auch noch nicht erlebt und ich bin schon lange dabei. 4:0 gegen die beste Mannschaft der Welt, das ist wie ein Traum hier", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Die ersten Glückwünsche, so erzählten es die Münchner hinterher, kamen dabei von den Verantwortlichen von Barcelonas ewigem Rivalen Real Madrid - einem möglichen Gegner am 25. Mai.

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