Beachvolleyball:Leistungsloch im Goldsport

FIVB Beach Volleyball World Championships Hamburg 2019 - Day 3

Margareta Kozuch und Laura Ludwig, dieses Team erlebt gerade einen Durchhänger.

(Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images)

Olympiasiegerin Laura Ludwig und Margareta Kozuch scheiden beim ersten Weltserien-Turnier früh aus. Das Duo steht beispielhaft für die Formdelle der Deutschen im Sand - die Chancen auf Tokio sind dennoch gut.

Von Sebastian Winter

Immerhin hat sich in Katar eine Debatte noch rechtzeitig aufgelöst vor dem ersten Weltserien-Turnier im Beachvolleyball seit einem Jahr: die um die passende Kleiderwahl. Karla Borger und Julia Sude hatten für Doha ja abgesagt, weil das Tragen knielanger Hosen und eines T-Shirts vom Veranstalter vorgeschrieben worden war. Als den Organisatoren und dem Volleyball-Weltverband FIVB das Thema zunehmend entglitt, ruderte man zurück - und erlaubte den üblichen Sportbikini.

Manche, wie Olympiasiegerin Laura Ludwig und Margareta Kozuch, trugen trotzdem knielange Hosen, aus Respekt vor dem Land, in dem sie spielten. Oder wegen der abendlichen Frische. So sah alles sehr heterogen aus in der Garderobenwahl, was vielleicht gar nicht schlecht ist, denn es ging ja auch um Vielfalt in dieser Debatte. Einheitlich war nur das Ergebnis der Deutschen in Doha - einheitlich schlecht.

Ludwig und Kozuch schieden wie die WM-Zweiten Julius Thole/Clemens Wickler im Achtelfinale aus, die anderen deutschen Teams, ohnehin Außenseiter, mussten ebenfalls früh die Heimreise antreten. Vor allem für Ludwig, die inzwischen 35 Jahre alte Frontfrau des deutschen Beachvolleyballs, war das ernüchternd; aber auch für Thole und Wickler. Zumindest eine Medaille plant der Deutsche Volleyball-Verband (DVV), dessen Hallenteams sich nicht für Tokio qualifiziert haben, im Sand ein.

In anderen Ballsportarten sieht es düsterer aus, vor allem bei den Frauen

Aber 18 Wochen vor dem Beginn der olympischen Wettkämpfe befindet sich ausgerechnet jener Ballsport im Leistungsloch, der 2012 in London (Brink/Reckermann) und 2016 in Rio (Ludwig/Walkenhorst) zwei Mal Gold ins Land brachte. "Laura und Maggie haben sich das ganze Turnier über schwer getan, in ihren Spielrhythmus zu finden", sagt DVV-Sportdirektor Niclas Hildebrand, "im Moment sind sie weit von der Weltspitze entfernt. Ich bin aber davon überzeugt, dass sie im Laufe der Saison stabiler werden und in Tokio um die Medaillen mitspielen."

Ludwig und Kozuch spielen erst seit zwei Jahren zusammen, eines davon inmitten der Corona-Pandemie ohne Möglichkeit, Wettkampfhärte zu sammeln. Kozuch, die 336-malige Hallen-Nationalspielerin und Champions-League-Siegerin von 2016, tut sich weiterhin schwer, das Spiel im Sand auf höchstem Niveau zu adaptieren. Ludwig kämpft seit der Geburt ihres Sohnes auch mit der Herausforderung, Mutterrolle und den mit vielen Reisen verbundenen Beruf zu vereinen.

Ihnen bleiben aber noch mehrere Möglichkeiten, konstanter zu werden - und die letzten Punkte für Tokio zu sammeln. Denn die FIVB hat gerade erst eine Serie von drei Weltserien-Turnieren für Mitte April in Cancun, Mexiko, angesetzt, trotz der Pandemie. Weitere sind in Sotschi und Ostrava geplant. Borger/Sude und Thole/Wickler sind ohnehin schon für die Spiele qualifiziert, Ludwig und Kozuch auch auf der Zielgeraden, trotz des frühen Ausscheidens in Doha.

In vielen anderen Ballsportarten sieht es düsterer aus, vor allem bei den Frauen: Die Fußballerinnen haben sich im Gegensatz zu den Männern nicht qualifiziert, Handballerinnen, Basketballerinnen, Wasserballerinnen und Softballerinnen auch nicht. Baseballer, Rugbyspieler und Wasserballer sind ebenfalls nicht dabei. Immerhin sind beide Hockey-Teams am Start, auch das deutsche Tischtennis ist durch Frauen und Männer vertreten. Die Handballer kämpfen gerade in Berlin um die Qualifikation, die Basketballer haben eine letzte Chance Ende Juni. Von solchem Druck sind Laura Ludwig und Margareta Kozuch fast schon befreit. Ein, zwei ordentliche Ergebnisse noch - und sie können Tokio buchen.

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Startverzicht in Katar von Borger und Sude

Beachvolleyball in Katar
:Eine Frage der Kleidung

Karla Borger und Julia Sude nehmen nicht am Weltserien-Turnier in Doha teil - wegen der restriktiven Bekleidungsvorschriften. Auch die Bundestrainerin hat ihre Teilnahme abgesagt. Sie stoßen eine Debatte über Frauenrechte an.

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