Beachvolleyball:Laura Ludwig verliert ihr Lachen

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Aus im Sechzehntelfinale: Olympiasiegerin Laura Ludwig trauert. (Foto: Peter Weber/imago images)
  • Bei der Beachvolleyball-WM scheidet Olympiasiegerin Laura Ludwig mit ihrer neuen Partnerin Margareta Kozuch früh aus.
  • Das Abschneiden weckt Zweifel, ob dem Duo die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio gelingt.
  • Sportdirektor und Trainer sprechen beide von mentalen Problemen.

Von Sebastian Winter, Hamburg/München

Laura Ludwig ist bekannt dafür, gerne und laut zu lachen, gerne und viel zu reden, und ja, sie kann dabei auch durchaus mal selbstironisch sein. Sowieso, jeder Zuschauer konnte das in den vergangenen Tagen in Hamburg beobachten, kann sie beim Jubel Grimassen ziehen wie kaum eine andere Spitzensportlerin. Aber diese Woche sah man im inzwischen sehr kühlen Sand der Hamburger WM-Arena eine andere Laura Ludwig. Ihr Ehrgeiz war gebrochen, das Gesicht versteinert, die Lippen so schmal, wie man es selten gesehen hat bei dieser so extrovertierten, ehrgeizigen Sportlerin. Ein Lächeln für die 10 000 Zuschauer in ihrer Heimatstadt? Undenkbar, in diesem Moment.

Ludwig und ihre Partnerin Margareta Kozuch waren ausgeschieden, im Sechzehntelfinale, was so bestimmt nicht eingeplant war und nicht nur das: Die US-Amerikanerinnen Summer Ross und Sara Hughes hatten sie 21:15, 21:12 vom Sand gescheucht, ausgerechnet in Hamburg, wo die Deutschen zu Hause sind. Ludwig machte Fehler, die ihr sonst nie passieren: Beim 11:14 im ersten Satz rutschte ihr ein Zuspiel direkt auf die gegnerische Seite, den Satz beendete sie mit einem Aufschlag, der die Netzantenne berührte und ins Aus fiel. Auch ihre neue Partnerin Kozuch hielt dem Druck nicht stand, reihenweise entglitt der 336-fachen Hallennationalspielerin die Annahme, auch im Angriff wirkte sie furchtbar nervös. Im zweiten Satz ließ sie sich wegen Atembeschwerden behandeln, "das hatte auch viel mit der Psyche zu tun", sagt Sportdirektor Niclas Hildebrand, der deutliche Worte fand: "Sie waren gar nicht im Spiel, Mäggi war unterirdisch, so ehrlich muss man sein. Das war nicht annähernd Weltspitze."

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Auch die topgesetzten Laboureur und Ittlinger scheiden aus

Ludwig hatte mit ihrer früheren Beach-Partnerin Kira Walkenhorst alles gewonnen, was zu gewinnen war, Gold in Rio, die Welt- und Europameisterschaft. Und nun fremdelt sie, ein Jahr nach der Geburt ihres Sohnes, mit ihrer Rolle im Sand als Mentorin für die unerfahrene Kozuch, mit der sie erst seit sechs Monaten zusammenspielt. "Ein Schlag ins Kontor" nennt Hildebrand die Deutlichkeit des Scheiterns, "die Skepsis ist auch bei mir einen Tick größer geworden." Der Sportdirektor zweifelt, ob das Duo sich rechtzeitig findet vor den Olympischen Spielen in Tokio - wenn die Misserfolge bleiben, ist die Qualifikation dafür fast ausgeschlossen. Ihr Trainer Jürgen Wagner spricht schon davon, Korrekturen setzen zu wollen, auch er hat "ein Kopfproblem" ausgemacht.

In Ludwig und Kozuch verliert die WM nun überraschend früh ihre größten Werbefiguren, wobei die Zuschauer am Finalwochenende trotzdem in die Arena strömen dürften. So war das auch im vergangenen Jahr beim Weltserienfinale, als Ludwig noch in Elternzeit war. In jedem Fall hat das Turnier, das den Verband auch als Marketing-Sprungbrett in eine lukrativere Zukunft lenken soll, aus deutscher Sicht einen düsteren Mittwoch erlebt. Fünf der sechs Frauen-Duos schieden in der ersten K.-o.-Runde aus - auch die an eins gesetzten Chantal Laboureur und Sandra Ittlinger, nachdem sie gegen die US-Amerikanerinnen Sponcil/Claes den ersten Satz gewonnen und im zweiten 18:14 geführt hatten. "Warum dann so ein Totalausfall? Das hat mich überrascht", sagte Hildebrand.

Vor allem die Frauen sind in ihren vielen neuen Teams weiterhin auf der Suche nach Konstanz, die WM in Hamburg zeigt das deutlich. Und ihre Vorzeigefiguren aus Halle und Sand, Kozuch und Ludwig, müssen weiter unter Zeitnot experimentieren. "Tokio ist weiter der Plan. Sie könnten auch aufhören", sagt Hildebrand, "aber das ist nicht ihr Stil."

© SZ vom 05.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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