Beachvolleyball:Schwieriger Spagat

24.07.2016 - BVV Bayerische Meisterschaft Beach Volleyball; Beachvolleyball

Spektakel vor St. Peter: Im Männerfinale setzte sich Julius Höfer (re.) mit Benedikt Doranth gegen Konstantin Schmid (Mitte) und Fabian Wagner durch.

(Foto: Christian Einecke/oh)

Die bayerische Meisterschaft in Augsburg zeigt, wie sehr dieser Sport begeistern kann - am Ende bleibt den Ausrichtern dennoch ein finanzielles Defizit.

Von Sebastian Winter

So richtig auskosten durften Julius Höfer und Benedikt Doranth ihren Erfolg dann nicht mehr am Sonntagabend. Nur zwei "Feierabendbiere" haben sich die neuen bayerischen Meister aus Herrsching am Ammersee nach ihrem 2:1-Finalsieg gegen Konstantin Schmid und Fabian Wagner (TSV Grafing) noch genehmigt, dann brach Höfer auf nach Klagenfurt. Im europäischen Beachvolleyball-Mekka am Wörthersee schaut er in dieser Woche beim Weltserien-Turnier zu, das längst Kult ist bei den Fans. Alleine der Center-Court direkt am See fasst 10 000 Zuschauer, bei heißem Wetter kühlen feuerwehrschlauch-schwenkende Animierdamen das jugendliche Party-Publikum ab.

Ganz so weit ist Augsburg noch nicht, aber die 1500 Menschen fassenden Tribünen waren dennoch voll bei den Finals der Landesmeisterschaft auf dem Rathausplatz. Die zweite Auflage des Endturniers der bayerischen Serie nach 2015 hatte die Besucher und auch die Beteiligten begeistert. "Ich glaube, es war die beste Veranstaltung, die wir bisher hatten", sagte Klaus Drauschke, der Präsident des Bayerischen Volleyball-Verbandes (BVV). Er hatte sich nicht nur den erwarteten Finalsieg der topgesetzten Herrschinger angesehen, sondern auch die Überraschungsmannschaft bei den Frauen. Nach mehreren Favoritenstürzen setzte sich das an Position sechs gesetzte Duo Sonja Auer und Lisa Keferloher (SV Lohhof) mit 2:0 (21:19, 21:16) gegen Juliane Flessa und Laura Grell (VfL Nürnberg/TV Erlangen) durch. Die gebürtige Augsburgerin Auer schwärmte später, bevor sie mit ihrer Sandpartnerin und ihrer Familie essen ging: "Es war der größte und vor allem emotionalste Erfolg, weil es so unerwartet war und vor allem auch zu Hause in meiner Heimatstadt gelungen ist."

Direkt vor dem Frauenfinale am Sonntag war die Stimmung noch sehr ernst gewesen, auch in Augsburg standen sie unter dem Eindruck des Amoklaufs in München. Die Zuschauer legten eine Schweigeminute ein, die Flaggen vor dem Rathaus wehten die ganze Zeit auf halbmast, das Ordnungsamt hatte zudem darum gebeten, Musik eher dezent einzusetzen.

Die Ausrichter der DJK Augsburg-Hochzoll und auch die Spieler haben den schwierigen Spagat bewältigt und den vielen Zuschauern in der Innenstadt ein fröhliches, aber nicht allzu überdrehtes Spektakel geboten. Es hat sich gezeigt, dass dieser Sport gerade mitten in Großstädten funktionieren kann. "Die zweite Auflage war gigantisch. Wir müssen auch dem Wettergott unendlich dankbar sein", sagte Sonja Zellner, Volleyball-Abteilungsleiterin von der ausrichtenden DJK Augsburg-Hochzoll. 2013 und 2014 hatte das Landesfinale an der schlecht erreichbaren Ruderregatta-Anlage in Oberschleißheim weitaus weniger Besucher angelockt. Allerdings ist völlig unklar, ob Augsburg auch 2017 wieder Schauplatz der Endrunde sein wird.

Grund sind, mal wieder, die Finanzen. Ein Thema, das ständiger Begleiter dieser Nischensportart ist. "Wir werden dieses Jahr nicht auf eine schwarze Null kommen", sagt Abteilungsleiterin Zellner, sie sei froh, wenn das Minus nur vierstellig ausfällt: "8000 Euro sind realistisch." Für einen Klub wie die DJK ist das viel Geld, das an andere Stelle wieder zusammengekratzt werden muss. Und die Sponsorensuche gestaltete sich bei der Planung auch eher schwierig. Der Verein ist noch in Gesprächen mit der Stadt und dem Bayerischen Volleyball-Verband, ob es rückwirkend nicht noch eine Finanzspritze gibt. Was das Jahr 2017 angeht, "haben wir eigentlich gesagt, wir machen es nicht mehr", sagt Zellner. Außer Verband, Stadt - oder womöglich eine Eventagentur - greifen der DJK unter die Arme. "Ich könnte mir vorstellen, dass wir uns finanziell daran beteiligen", sagt BVV-Präsident Drauschke. "Aber davor muss ich den Schatzmeister fragen, wie er das sieht." Zu wünschen wäre es diesem Turnier, dessen Sieger nun weiterziehen. Nach Klagenfurt, und vielleicht bald an die Ostsee. Denn Doranth/Höfer stehen kurz vor der Qualifikation für die deutsche Meisterschaft in Timmendorfer Strand.

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