Beachvolleyball:Stromausfall im Sand

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Altmeister als Gewinner: Julius Höfer (hinten links) und Benedikt Doranth werden auf dem August-Fischer-Platz in Kempten Erste. (Foto: Tobias Heimplätzer/oh)

Die Organisatoren des Beachvolleyball-Masters in Kempten ärgern sich zwar über Elektrizitätsprobleme, hoffen aber nach Jahren des Stillstands auf den nächsten kleinen Aufschwung.

Von Sebastian Winter

Die Copacabana ist normalerweise sehr gut ausgeleuchtet, auch nachts, schließlich gilt sie als einer der lebhaftesten Stadtteile Rio de Janeiros - samt gleichnamigem Strand. Für die "Copacabana des Allgäus", wie der August-Fischer-Platz in Kempten am vergangenen Wochenende zwischenzeitlich wieder mal hieß, galt das allerdings nur bedingt. Der Platz im Zentrum der 70000-Einwohner-Stadt beherbergte in der nun schon 16. Auflage wieder ein hochkarätiges Turnier der bayerischen Beachvolleyball-Serie, dieses Mal zur "Night-Session"-Premiere am Samstag gar unter Flutlicht. Das Problem war nur, dass dieses Flutlicht gegen 21.30 Uhr plötzlich ausfiel, mitten im letzten Viertelfinal-Spiel der Männer. Ein paar Minuten später ging es wieder an, dann war wieder Dunkelheit, die Zuschauer zückten ihre Handys und machten ihre eigene Lichtshow zu den Klängen von "Griechischer Wein".

"So etwas habe ich in der langen Zeit, die wir das machen, hier noch nicht erlebt", sagte Organisator Gaston Höpfl, der das gesamte Turnier über mit Stromproblemen zu kämpfen hatte. Irgendwann funktionierte das Licht wieder, Kim Huber/Daniel Kirchner (Beach4U) und Yannic Beck/Tim Rosenow (Beach4U/TSV Zirndorf) spielten ihre Viertelfinal-Partie zu Ende, Erstere zogen ins Halbfinale und später ins Endspiel ein, wo sie dann den Grafinger Routiniers und bayerischen Meistern von 2021, Benedikt Doranth und Julius Höfer, unterlagen. Die Frauen hatten mehr Glück mit dem Flutlicht, allerdings schieden in Agata Leiner/Tabea Schwarz vom SV Lohhof und Amelie Busch/Samira Winkler (TV Dingolfing/ TB/ASV Regenstauf) die letzten bayerischen Duos im Halbfinale aus. Das Turnier gewannen Nele Barber/Laura Mählmann (Berlin), die die favorisierten Leverkusener Schwestern Lena und Sarah Overländer im Finale klar bezwangen.

Höpfl zog nach Turnierschluss ein durchaus positives Fazit des Neustarts, auch wenn er neben Stromproblemen auch noch mit Tribünenproblemen zu kämpfen hatte. Im Februar, als der Termin endlich stand, waren alle Tribünenteile aus der Region bereits für andere Veranstaltungen ausgebucht gewesen. Die 4000 Zuschauer, die Höpfl zufolge übers gesamte Wochenende verteilt kamen, mussten also ohne erhöhten Sitzplatz auskommen, aber sie waren dem Sandsport nach der Zwangspause gleich wieder sehr zugetan. Im vergangenen Jahr war das Masters ja wegen der Corona-Pandemie vor einer sehr begrenzten Zuschauerzahl auf der Vereinsanlage des TV Kempten mehr oder weniger aus der Öffentlichkeit verschwunden, 2020 musste es ganz abgesagt werden. "Es ist schön, dass wir wieder Innenstadtturniere ausrichten können", sagt Höpfl.

Die Beachvolleyball-EM gastiert im August auf dem Münchner Königsplatz

Eigentlich muss der Bayerische Volleyball-Verband froh sein, Leute wie den Agenturinhaber Höpfl noch zu haben. Große Turniere der Kategorie 1 (Mühldorf) oder 1+ (Kempten, Ebersberg), mit mehr Preisgeld und Punkten für die deutsche Rangliste, gibt es in Bayern nur drei in diesem Sommer, es wird immer schwieriger, allen Beteiligten gerecht zu werden. Der Deutsche Volleyball-Verband gibt den Terminplan vor, Überschneidungen mit anderen hochkarätigen Turnieren soll es möglichst wenige geben, die Städte geben ihre besten Plätze im Sommer auch nicht ohne Weiteres her oder haben sie schon für eigene Feste reserviert. Und Sponsoren stehen gerade in diesen Zeiten auch nicht unbedingt Schlange. Ein Turnier wie in Kempten koste ihn "mit allem Drum und Dran locker 20000 bis 25000 Euro", rechnet Höpfl vor. Er findet es andererseits "schade, dass es in Bayern so wenige Turniere dieser Kategorie gibt". Aber man müsse so ein Produkt eben auch erst einmal aufbauen. Reich mache eine solche Veranstaltung eine Agentur ohnehin nicht.

Bayern ist strukturell auch weit weg vom Hauptstützpunkt der deutschen Beachvolleyballer in Hamburg oder auch dem Süd-Stützpunkt in Stuttgart, der Schwerpunkt liegt im Freistaat eindeutig auf Hallenvolleyball. Die glorreichen Zeiten, als es auch in München noch große Turniere auf der Theresienwiese oder im Olympiapark gab, sind ohnehin vorbei, die bayerische Meisterschaft findet am letzten August-Wochenende wieder auf dem eher nicht so zuschauerträchtigen Gelände des Zentralen Hochschulsports gegenüber der BMW-Welt statt. Aber vielleicht kommt ja wieder ein kleiner Aufschwung, denn im Rahmen der European Championships gastiert die Beachvolleyball-Europameisterschaft im August auf dem Münchner Königsplatz - viel zentraler geht es wirklich nicht.

Der Sandsport kann auch kleinere Städte wie Kempten, Mühldorf oder Ebersberg wieder schmücken nach der Corona-Pause. Und Höpfl blickt sowieso lieber in die Zukunft: Kein Plastik, Pfandflaschen, Papierstrohhalme, das war schon Realität beim Turnier in Kempten am Wochenende, künftig will er auch auf Solarmodule setzen, beispielsweise beim Betrieb der Musikanlage. Was die restliche Stromzufuhr angeht, hofft Höpfl, dass es dort dann weniger ruckelt - und abends nicht wieder das Licht ausgeht.

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