Beachvolleyball-EM:Dem Double so nah

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"Wir haben unser Ding durchgezogen": Svenja Müller (links) und Cinja Tillmann gewinnen den EM-Titel. (Foto: Marcus Brandt/dpa)

Cinja Tillmann und Svenja Müller gewinnen überlegen die Beachvolleyball-EM. Das deutsche Männer-Duo Nils Ehlers und Clemens Wickler verpasst dagegen nach Olympia-Gold auch den EM-Titel knapp.

Von Ferdinand Schwarz

Manchmal liegen Freud und Leid nah beieinander, gerade im Sport. Bei den Olympischen Spielen in Paris waren die Beachvolleyballerinnen Cinja Tillmann und Svenja Müller als deutsche Meisterinnen noch im Achtelfinale ausgeschieden. Kurz nach dem Ausscheiden war Tillmann allerdings schon wieder gefasst – eine Leere verspüre sie nicht, sagte sie lachend dem ARD-Reporter, man habe schließlich alles gegeben und die Gegnerinnen seien stark gewesen. Vielleicht führte diese Gefasstheit auch zwölf Tage später und wenige Autostunden entfernt zum größten Erfolg in der Karriere der beiden Beachvolleyballerinnen: dem Europameistertitel.

Im niederländischen Den Haag pflügte das deutsche Duo förmlich durchs Turnier, gab insgesamt nur einen Satz ab und gewann im Finale gegen die Italienerinnen Marta Menegatti und Valentina Gottardi souverän mit 2:0 (21:17, 21:18), ohne in Rückstand geschweige denn in Bedrängnis zu geraten. „Es ist großartig, ich könnte nicht glücklicher sein. Wir haben unser Ding durchgezogen und Punkt für Punkt gespielt“, sagte Müller.

Tillmann/Müller vollziehen die Wachablösung bei den deutschen Beachvolleyballfrauen

Punkt um Punkt machte das Duo aus der 33-jährigen Tillmann und ihrer zehn Jahre jüngeren Partnerin Müller auch, weil sie sich gut ergänzen: Die erfahrene Tillmann, nur 1,74 Meter groß, flink und extrem stark in der Annahme, kratzte gegen die Italienerinnen teils schon verloren geglaubte Bälle heraus. „Ich bin jedes Mal wieder überrascht, was sie neben mir noch alles ausgräbt“, sagte Müller über ihre Partnerin. Müller selbst hingegen, mit 1,92 Metern der Prototyp Blockspielerin, war allein im Halbfinale gegen die Schweizerinnen Böbner/Vergé-Dépré mit sieben Blocks erfolgreich – sie aber darauf zu reduzieren wäre falsch, die gebürtige Dortmunderin ist schnell, explosiv und clever – und laut Partnerin Tillmann auch mental stark: „Ich finde es unfassbar, wie Svenja in ihren jungen Jahren die großen Turniere spielt und dem Druck so gut standhält.“

Strahlende Siegerinnen: Cinja Tillman und Svenja Müller (rechts) mit dem EM-Pokal. (Foto: Imago/ANP)

Mit einer Mischung aus Erfahrung, Talent und mentaler Stärke schalteten Tillmann und Müller im Laufe des Turniers auch jenes Duo aus, gegen das sie in Paris noch ausgeschieden waren: Die beiden Lettinnen Tina Graudina und Anastasija Samoilova bezwangen sie im Viertelfinale 2:1 (18:21, 21:13, 15:13). Zuvor hatten Tillmann und Müller auf dem Weg zum EM-Titel in der Gruppenphase unter anderem ihre deutschen Kontrahentinnen Laura Ludwig und Louisa Lippmann besiegt– die später im Achtelfinale scheiterten. Für Ludwig, die Olympiasiegerin von Rio 2016, war es der letzte große internationale Auftritt als professionelle Beachvolleyballspielerin.

So war es auch der letzte Schritt einer Wachablösung im deutschen Frauen-Beachvolleyball. Tillmann und Müller entwickelten sich seit ihrem Start als Team vor drei Jahren stetig zum besten deutschen Beach-Duo, heute liegen sie in der Weltrangliste auf Platz acht. Sie gewannen die letzten beiden deutschen Meisterschaften und erreichten bei der WM 2022 den dritten Platz. Für Deutschland ist dieser EM-Titel der erste seit sieben Jahren, als Nadja Glenzke und Julia Großner in Lettland gewannen.

Nils Ehlers und Clemens Wickler verlieren bei der EM erst im Finale – wie bei Olympia

Für Nils Ehlers und Clemens Wickler hat sich das Ärgernis des verlorenen Olympiafinals, anders als bei den deutschen Kolleginnen, nicht in Freude gewandelt, obwohl beide die Silbermedaille auf dem Beachcourt unter dem Eiffelturm in Paris vor acht Tagen als großen Erfolg gefeiert hatten. Am Sonntagnachmittag verlor das deutsche Duo das EM-Endspiel in einem sportlichen Drama gegen die Letten Martins Plavins und Kristians Fokerots mit 1:2 (21:17, 20:22, 5:15) und verpasste den Europameistertitel knapp.

Zuvor hatten Ehlers und Wickler, die wie die deutschen Damen in Hamburg trainieren, im ganzen Turnier ihrerseits nur einen Satz abgegeben, im Halbfinale bezwangen sie die Italiener Samuele Cottafava und Paolo Nicolai 2:1 (18:21, 21:17, 16:14). Der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) verpasste damit knapp ein historisches, erstes Doppel-Gold bei einer Europameisterschaft.

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