Corona beim Beachvolleyball:Unerlaubt im Swimmingpool

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Schon abgereist aus Cancun: Olympiasiegerin Laura Ludwig, die mit ihrer Partnerin Margareta Kozuch weiterhin nach der Bestform sucht. (Foto: Felix Koenig/Agentur 54 Grad/Imago)

Schon wieder wird die Corona-Blase bei einem Beachvolleyball-Turnier löchrig - in Mexiko kommt es zu mehreren Infektionen, nicht alle sollen sich an die Regeln gehalten haben. Das schürt Befürchtungen für Olympia.

Von Sebastian Winter, Cancun/München

Um die 30 Grad warm ist es zurzeit in Cancun auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Im Grunde ideale Temperaturen für die Beachvolleyball-Profis, die dort seit Mitte April und noch bis Sonntag an der Playa Delfines drei fürs olympische Qualifikationsranking richtungsweisende - und mit insgesamt 900 000 US-Dollar Preisgeld dotierte - Weltserien-Turniere austragen. Die schwüle Hitze und der starke Wind stören das Spiel im Sand allerdings. Es sind nicht die einzigen schwierigen Begleitumstände, auch aus deutscher Sicht.

Sportlich stehen bei den ersten beiden Turnieren Platz vier für Chantal Laboureur und Cinja Tillmann sowie Rang fünf für Karla Borger und Julia Sude in der eher dürftigen Bilanz - Olympiasiegerin Laura Ludwig schied mit Margareta Kozuch bei beiden Turnieren vorzeitig aus. Der WM-Zweite Clemens Wickler ist gerade verletzt, sein Partner Julius Thole schied mit Yannick Harms früh aus, wie auch das Duo Ehlers/Flüggen. "Wir sind gerade nur erweiterte Weltspitze", sagt Niclas Hildebrand, ein Satz, den der Sportdirektor des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) im Grunde seit eineinhalb Jahren wiederholt.

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Immerhin sind Borger/Sude und Thole/Wickler schon für Olympia qualifiziert, Kozuch/Ludwig ist die Teilnahme kaum noch zu nehmen. Für Ehlers/Flüggen wird es schwierig, den möglichen vierten und letzten deutschen Platz für Tokio noch zu erreichen.

Vor dem Start des dritten Turniers auf den vor einem All-inclusive-Hotelklotz mit Blick auf die Laguna Nichupté aufgebauten Plätzen sind in Cancun aber noch weitere Probleme offenbar geworden, gerade im Hinblick auf die Corona-Maßnahmen. Denn wie vor ein paar Wochen, als sich das Turnier in Doha zum Superspreader-Treffen entwickelte, ist auch in Mexiko die Blase, in der sich pro Turnier mehr als 100 Teams aus rund drei Dutzend Ländern bewegen, nicht ganz dicht.

Es blieb bei der Ermahnung, obwohl "viele Leute mehrmals die Regularien missachtet haben"

Vor einer Woche bereits bestätigte der Volleyball-Weltverband FIVB, dass ein Profi sowie ein Trainer aus der Schweiz sowie ein Offizieller aus Österreich bei der Ankunft positiv getestet wurden. Dabei handelt es sich um die Schweizerin Joana Heidrich, die nach einer Corona-Infektion als nicht mehr ansteckend galt und mit negativem Testergebnis nach Mexiko flog, wo sie dann vom positiven Befund überrascht wurde. Außerdem hatten sich einer ihrer Trainer und ein FIVB-Angestellter mit dem Virus angesteckt.

Das Trio wurde isoliert, bevor es die Beachvolleyball-Blase betreten konnte. Am vergangenen Samstag dann musste die FIVB einräumen, dass auch drei freiwillige Helfer positiv getestet wurden, woraufhin die knapp 50 Volunteers nach Hause geschickt wurden - und die drei positiv Getesteten in Quarantäne. Seitdem müssen sich die Athleten nun nicht mehr nur alle vier, sondern alle zwei Tage testen lassen.

Schon zuvor hatte es Probleme gegeben. So gab die FIVB bereits vor dem ersten Turnier, das am 16. April begann, eine der SZ vorliegende interne Warnung an Spieler und Betreuer heraus. Demnach hatten sich nicht alle Ankömmlinge an das Swimmingpool-Verbot vor dem ersten Antigen-Test nach vier Tagen in der Blase gehalten, außerdem die Masken im Fitnessraum des Hotels nicht aufgesetzt oder beim Frühstück verbotenerweise mit anderen Teams zusammengesessen.

Laut Maßnahmenkatalog der FIVB sollen Vergehen erst mit einer Ermahnung, dann mit einer Geldstrafe und schließlich mit dem Turnierausschluss geahndet werden. Bei der Ermahnung blieb es dann allerdings, obwohl "viele Leute mehrmals die Regularien missachtet haben", wie eine mit den Vorgängen vertraute Person schildert.

Die FIVB verweist auf SZ-Nachfrage darauf, dass Stand Mittwoch 3789 Tests gemacht wurden, zu den drei Volunteers sei bislang kein weiterer Positivfall in der Blase hinzugekommen. Der Fall zeigt dennoch, dass das System lückenhaft ist, was auch auf das olympische Turnier abstrahlt. Dort werden nicht 50 Volunteers helfen, sondern Tausende die voraussichtlich mehr als 10 000 Sportler betreuen.

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