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Beach-Volleyball:Die besondere Olympia-Mission von Ludwig/Kozuch

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Hamburg (dpa) - Noch schuften Laura Ludwig und Margareta Kozuch in der Hamburger Beach-Halle Am Dulsbergbad.

Die Olympiasiegerin von Rio de Janeiro 2016 und ihre Partnerin brauchen weiter viel Geduld und Optimismus, um ihren gemeinsamen Traum von olympischem Edelmetall in Tokio Wirklichkeit werden zu lassen. Gerade wurden nach dem ersten Welttour-Turnier nach einem Jahr Pause in Doha bei mehr als einem Dutzend Teilnehmern Corona-Infektionen bekannt.

"Es ist natürlich anstrengend, auch für den Kopf, sich an die Situation immer anzupassen. Aber wir haben eine Riesenfreude an dem, was wir grade machen", berichtete Ludwig, die im Beachvolleyball schon alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt: Olympia-Gold, WM-Titel, EM-Sieg, nationale Meisterschaft. Eine Zeit wie die gegenwärtige aber hat auch die 35-jährige Ludwig noch nicht erlebt.

Fast das komplette Jahr 2020 gab es international keine Wettkämpfe. Die Olympia-Verlegung auf den Sommer 2021 traf das Nationalduo Ludwig/Kozuch hart, auch weil es andere Lebenspläne für danach gab. Es hatte einige Zeit gedauert, bis sich beide neue Motivation und gleichzeitig ein Stück Gelassenheit erarbeiten konnten. Würde ihr nun schon seit über zwei Jahren angestrebter Höhepunkt in Japan wieder platzen, könnte sie das nicht mehr so sehr erschüttern.

"Die Periodisierung ist darauf abgestimmt, dass wir zu den Olympischen Spielen unsere beste Performance abliefern wollen. Wenn es dann nicht stattfindet, dann ist es halt so. Wir haben trotzdem eine super Zeit gerade", sagte Ludwig. "Wir entwickeln uns weiter, nicht nur sportlich, sondern auch persönlich. Wir können Familie und Beruf verbinden in einem anderen Maß als sonst."

Auch die spezielle Konstellation macht es möglich: Der Schotte Imornefe Bowes, vom nationalen Verband als Frauen-Bundestrainer verpflichtet, ist jetzt Headcoach des Duos und auch Laura Ludwigs Lebensgefährte und Vater des gemeinsamen Sohnes Teo. "Maggie" Kozuch sieht sich eine bisschen als "nichtleibliche Tante", etwa wenn alle gemeinsam im Trainingscamp sind.

Natürlich bringe diese Zusammensetzung Themen mit sich, "die vielleicht sonst ein Team nicht hat", bemerkte Kozuch. "Und trotzdem harmoniert es gut." Und im großen Betreuerteam gebe es ja auch noch andere Ansprechpartner. "Wir haben alle zusammen eine Begleitung um uns rum", betonte die ehemalige Halle-Nationalspielerin.

Nach der Saison würde sie dann auch wieder mehr Raum für ihre privaten Dinge haben. "Ich führe ja seit Jahren eine Fernbeziehung. Andere Themen, die ein bisschen zur Seite geschoben wurden, werden mit Sicherheit Platz bekommen", sagte die 34 Jahre alte Kozuch.

Jetzt aber gehe es um die sportliche Mission, die sehr anspruchsvoll ist. "Wir hatten im letzten und auch in diesem Jahr bisher wenig Spiele. Wir sind immer noch ein neues, frisches Team, auch wenn wir schon in die dritte gemeinsame Saison gehen", sagte Ludwig. "Es ist immer noch ein Zusammenfinden, wie wir Athletik und Technik umsetzen." Im olympischen Ranking liegt das Duo derzeit auf Rang 15, der würde am Ende der Qualifikation das Tokio-Ticket bringen.

Der Weltverband FIVB hat noch fünf Vier-Sterne-Turniere angesetzt, die für das Ranking zählen. Gleich drei nacheinander soll es ab 16. April im mexikanischen Cancun geben. Dafür wurden nach den positiven Corona-Tests von Doha, die nach der Rückkehr auch ein Mitglied der deutschen Delegation betraf, die Hygienebestimmungen nochmals verschärft. Bei allen deutschen Athletinnen und Athleten fielen die Nach-Tests negativ aus. Sie würde sich "nicht unsicher" fühlen, teilten Ludwig/Kozuch mit: "Wir sind froh, dass wir noch die Chancen haben, einigen Turniere spielen zu dürfen."

© dpa-infocom, dpa:210325-99-968580/2

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