Süddeutsche Zeitung

BBL:Primus verliert

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Die erste Niederlage des FC Bayern München weckt kaum Zweifel an dessen Bundesliga-Dominanz

Es ging um die Zukunft. Gerade war die neue Multifunktionshalle vorgestellt worden, die Red Bull für seine Eishockeymannschaft in den Münchner Olympiapark modellieren lässt. Und die von der Saison 2021 an auch den Basketballern des FC Bayern eine neue Heimat sein wird. Vor allem für internationale Wettkämpfe, denn "in zwei, drei Jahren" möchte der Klub festes Mitglied der Euroleague sein, wie Präsident Uli Hoeneß verriet. Elf Klubs der 16er-Liga haben ein Dauerstartrecht - die finanzstarken Münchner wären in diesem Kreis willkommen. Selbstredend wird der FC Bayern dort auch seine Playoffspiele austragen - einstweilen muss der Audi Dome noch genügen. Dass die Bayern auch heuer in die Endrunde einziehen ist nur rechnerisch noch zu verhindern, ernste Zweifel, dass der Titelverteidiger dies als Erster erledigen wird, dürften die wenigsten hegen.

Woran auch die erste Saisonniederlage in Oldenburg nichts ändert. 82:83 unterlag der bis dahin unbesiegte Primus im Spitzenspiel beim Zweiten, als ursächlich darf man die bisher schwächste Spielhälfte der Münchner im bisherigen Saisonverlauf erachten. Im ersten Durchgang kassierte das ansonsten so abwehrstarke Team 50 Punkte. Derartiges war den Münchnern zuvor nur zweimal in der Euroleague passiert - gegen Fenerbahce Istanbul und ZSKA Moskau, zwei der besten Teams des Kontinents. Die Oldenburger lieferten trotz ihres kleinen Kaders eine überragende Leistung ab, der Sieg geriet aber noch in arge Gefahr.

Was mit den individuellen Möglichkeiten des Meisters zu tun hat, und bei diesem Thema landet man recht bald beim Namen Derrick Williams. Den pflegt Trainer Dejan Radonjic von der Bank zu bringen, weil allein die Energie, die der muskelbepackte amerikanische Forward ins Spiel trägt, dem Gegner meist einen ordentlichen Schreck versetzt. Auch in der Oldenburger Arena sorgte er für Raunen auf den Rängen, nicht nur wegen seiner NBA-Kunststückchen - wie einen Dunk mit dem Rücken zum Korb, den Ball hatte er in der Luft gefangen. Neben Topscorer Petteri Koponen (18 Punkte) war Williams derjenige, der aus seinem Team herausstach. Er hat diese Körpersprache, die seinen Gegnern mitteilt, dass er sich nicht mehr aufhalten lässt. Der 27-Jährige setzt spektakuläre Blocks, holt in den wichtigen Momenten die Rebounds, er treibt das Spiel an und reißt die Kollegen mit.

Allerdings machte sogar er an diesem Abend Fehler, er sammelte zwar 17 Punkte, aber allein zwei seiner sechs vergebenen Freiwürfe hätten das Ergebnis korrigiert. Williams unterlief auch das entscheidende Foul drei Sekunden vor Schluss. Man muss gar nicht daran erinnern, dass den Münchnern vier erstklassige Kräfte fehlten, dass zudem einige Profis angeschlagen ins Spiel gingen. Man muss sich keine Sorgen machen um dieses Team, auch wenn erstmals Dissonanzen auf dem Feld zu erkennen waren: als sich Koponen und Vladimir Lucic anschnauzten oder Radonjic einen Wutanfall bekam.

Geschäftsführer Marko Pesic hatte bei der Hallenvorstellung einen bemerkenswerten Satz gesagt, ehe er zum Flieger nach Oldenburg eilte: "Vielleicht ist es gar nicht schlecht, wenn wir mal verlieren." Zuvor war aus dem Kreis der Spieler zu vernehmen, dass man sich eine Saison ohne Niederlage zutraue. Dieses Vorhaben ist perdu, um die Zukunft muss sich trotzdem niemand ernsthaft sorgen.

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Quelle:
SZ vom 16.02.2019
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