BBL-Pokal:50 Jahre danach

Zum ersten Mal seit 1968 gewinnen die Basketballer des FC Bayern das Pokalfinale. Beim 80:75 gegen Alba Berlin überragt Jared Cunningham, der 28 Punkte beisteuert.

Von Joachim Mölter, Ulm

Dass der letzte Wurf von Jared Cunningham daneben ging, der Ball auf dem Ring tänzelte und dann in die falsche Richtung fiel, war dann auch schon egal an diesem Sonntagnachmittag. Die Basketballer des FC Bayern München lagen im Pokalfinale gegen Alba Berlin 80:75 vorne und es waren nur noch Sekundenbruchteile zu spielen; außerdem hatte Cunningham sowieso schon die meisten Punkte erzielt, 28 an der Zahl. Da konnte so ein runterkullernder Ball die Party auch nicht mehr aufhalten, welche die Spieler dann mit ihren Fans in der Ulmer Arena feierten: Fanfaren, Tusch, Konfettiregen, Bierduschen, Siegeshymnen, das ganze Programm.

Die FC-Bayern-Basketballer haben also zum zweiten Mal in ihrer Geschichte den deutschen Pokal gewonnen, passend zum Jubiläum ihres ersten Erfolges: Der jährt sich gerade zum 50. Mal. "Wir nehmen den Pokal mit", sagte FC-Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic nachher launig, "er ist eine Bestätigung, dass wir es können, und eine Motivation für den Rest der Saison." Aber, so fügte er hinzu: "Es ist nicht der Titel, den wir am meisten wollen." Das wäre schon eher die Eurocup-Trophäe, die im April vergeben wird, oder noch viel lieber die deutsche Meisterschaft, die im Juni beendet wird. Einer der beiden letztgenannten Titel genügt, um sich für die nächste Euroleague-Saison zu qualifizieren.

FC Bayern München - ALBA Berlin

Spieglein, Spieglein auf dem Pokal: Die FC Bayern-Profis Maik Zirbes, Stefan Jovic und Danilo Barthel (von links) feiern ihren 80:75-Erfolg im Finale gegen Alba Berlin.

(Foto: dpa)

Der Pokalgewinn soll jedenfalls nur eine Zwischenstation sein für die Basketballer des FC Bayern. "Das ist so eine Sache, durch die sich eine Mannschaft weiterentwickelt", sagt Pesic, der zu seiner aktiven Zeit mit Alba selbst sechs Meisterschaften und fünf Pokale einheimste. Zu dieser Weiterentwicklung gehört in seinen Augen auch, "dass wir in einem eigentlich schon verlorenen Spiel noch einen Weg gefunden zu gewinnen". In der Tat sah es ja so aus, als würden die Berliner zum insgesamt zehnten Mal den Pokal gewinnen und mit Rekordsieger Bayer Leverkusen gleichziehen, zu Beginn des letzten Viertels führten sie mit zehn Punkten (67:57/33. Minute). Doch der seit 17 Bundesliga-Spielen unbesiegte Tabellenführer aus München (40:2) wehrte die Herausforderung seines ärgsten Verfolgers aus Berlin (34:8) noch ab - mit einem 11:0-Lauf in den letzten drei Minuten, von 68:73 auf 79:73.

Die Münchner scheinen in dieser Saison immer nur ein paar Momente zu brauchen, um das Spiel in die von ihnen gewünschte Richtung zu lenken: Im Halbfinale gegen Gastgeber Ulm am Samstag genügten ihnen ebenfalls drei Minuten, um entscheidend davonzuziehen, von 47:48 (25.) auf 61:50 (28.) - die bis dahin ausgeglichene Partie war damit so gut wie entschieden. Am Ende hieß es 84:73.

Auch am Sonntag erhöhten die Münchner Mitte des dritten Viertels ihren Druck in der Verteidigung, verwandelten einen Rückstand (44:50/24.) in eine Führung (54:50/26.). Nur dass die Berliner sich mehr zu wehren wussten als tags zuvor die Ulmer: Sie konterten ihrerseits mit einer 14:0-Serie zum 64:54 (32.).

Viermal Bamberg und Alba

Die deutschen Basketball-Pokalsieger seit 2008

2008 Artland Dragons

2009 Alba Berlin

2010 Brose Bamberg

2011 Brose Bamberg

2012 Brose Bamberg

2013 Alba Berlin

2014 Alba Berlin

2015 EWE Baskets Oldenburg

2016 Alba Berlin

2017 Brose Bamberg

2018 FC Bayern München

"Der FC Bayern dominiert die Liga, aber in einem Spiel ist immer alles möglich", hatte Berlins Coach Aito Garcia Reneses am Samstag gesagt, nach dem 96:74-Halbfinalsieg seiner Mannschaft über Medi Bayreuth. Und in diesem Fall schien es tatsächlich möglich zu sein, die Münchner mal wieder zu bezwingen.

Die Berliner sind ja richtige Pokal-Spezialisten, bis zum Sonntag hatten sie zehnmal das Finale erreicht und es neunmal gewonnen, zuletzt vor zwei Jahren gegen den FC Bayern in dessen Arena - 67:65. Für die Münchner indes war der Pokal-Wettbewerb mit Frust behaftet. 2013 und 2014 scheiterten sie jeweils im Halbfinale, 2016 und 2017 verloren sie das Finale. Nun haben sie also den Bann gebrochen. Aber es war harte Arbeit, wie Trainer Aleksandar Djordjevic zugab: "35 Minuten lang war Alba nicht die schlechtere Mannschaft." Schon tags zuvor hatten die Ulmer sein Team phasenweise in Bedrängnis gebracht: "Es war eine weise Entscheidung von ihnen, uns unter den Körben zu attackieren", also da, wo für gewöhnlich die großen, schweren Männer Wache schieben. Aber Djordjevic sagte auch noch: "Sobald wir dieses Problem gelöst hatten, waren wir auf dem richtigen Weg." Als Wegweiser fungierte bereits am Samstag Jared Cunningham, mit 22 Punkten der Topscorer dieser Partie. Das übertraf er am Sonntag noch einmal, "Jared war außergewöhnlich", lobte Djordjevic den Amerikaner, den die Münchner vor der Saison engagiert hatten, um dessen Landsmann Nick Johnson zu ersetzen. Der hatte voriges Jahr im Finale gegen Bamberg (71:74) ebenfalls den letzten Wurf genommen und ihn verworfen. Bloß damals lag der FC Bayern in den letzten Sekunden zurück.

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