Bayerns Sieg gegen Schalke:Genesungsgrüße an Jupp

Bayern München - FC Schalke 04

Der FC Bayern München gewinnt auch ohne Trainer Jupp Heynckes gegen Schalke 04.

(Foto: dpa)

Aus dem Stadion von Maik Rosner

Nach Fußballspielen werden normalerweise Tore, Fouls oder umstrittene Entscheidungen des Schiedsrichters besprochen. Diesmal allerdings, nach dem 2:1 (2:1) des FC Bayern gegen den FC Schalke, drehten sich die Gespräche vor allem um einen, der gar nicht anwesend war und dessen Absenz nach der Saison zu einem Dauerzustand werden könnten, sofern er in den Ruhestand zurückkehrt. Diesmal hatte Jupp Heynckes nur vorübergehend wegen eines grippalen Infekts gefehlt. Dennoch war der Cheftrainer nach dem sehr unterhaltsamen Spiel am Samstagabend mit den Toren von Robert Lewandowski (6.) und Thomas Müller (36.) sowie Schalkes zwischenzeitlichem Ausgleich durch Franco di Santo (29.) das Hauptthema. Sogar für seinen Vertreter Peter Hermann, sonst sein Co-Trainer.

"Ich möchte auch schöne Grüße bestellen. Er hat vorm Fernseher wahrscheinlich am meisten gezittert", schloss sich Hermann den Genesungswünschen des Schalker Trainers Domenico Tedesco an. "Er hat mir gerade eine SMS geschickt", berichtete Hermann weiter, "ich muss ihn gleich mal anrufen." Außer Glückwünsche zu übermitteln hatte Heynckes allerdings nicht vom Krankenbett aus eingegriffen. Und das, obwohl trotz der Fortdauer der Siegesserie durchaus Anlass für Korrekturen bestand. "Wir nehmen sehr viel Positives mit, nur leider keine Punkte", sagte Tedesco nach dem mutigen Auftritt seiner Mannschaft.

Hinter ihm lag ein Spiel, das für die Münchner optimal begann. Zwar waren die Schalker zunächst mit ihrem forschen Offensivspiel zu einer guten Chance durch Breel Embolo gekommen. Doch gleich der erste nennenswerte Angriff der Bayern brachte rasch danach nicht nur den ersten Ertrag. Es sollte auch der schönste Spielzug der gesamten Begegnung werden.

James Rodríguez spielte mit einem Doppelpass David Alaba frei, der auf den Tag genau vor acht Jahren sein Pflichtspieldebüt bei den Profis des FC Bayern gegeben hatte und nun seinen 200. Bundesligaeinsatz erlebte. Seine flache Hereingabe ließ Lewandowski passieren, um nach Müllers anschließendem Distanzschuss und Ralf Fährmanns Parade zu seinem 19. Saisontor abzustauben. Zugleich stellte Lewandowski damit eine Bestmarke seines diesmal verhinderten Trainers aus der Saison 1972/73 ein. Wie damals Heynckes als Stürmer von Borussia Mönchengladbach hatte nun auch Lewandowski in elf Heimspielen hintereinander getroffen.

Müller trifft mal wieder unorthodox

Dass es trotz dieser frühen Führung der Bayern ein äußerst abwechslungsreiches und auch spannendes Spiel geworden war, lag am weiterhin sehr couragierten Auftreten der Schalker. Ähnlich wie der Drittligist SC Paderborn am Dienstag im Viertelfinale des Pokal spielte Domenico Tedescos Mannschaft unerschrocken und mit viel Lauffreude mit, allerdings mit dem Unterschied, den Münchnern trotz Pressingaktionen nicht viele Räume anzubieten. "Wir haben das sehr, sehr gut gemacht", befand Fährmann später.

Herauskam nach einer halben Stunde der Ausgleich durch di Santo. Vorausgegangen war diesem Embolos Flanke und ein verunglückter Seitfallzieher des künftigen Münchners Leon Goretzka, der den Ball bei seinem spektakulären Versuch nicht richtig traf. Dafür vollendete di Santo mit seinem dritten Saisontor, das einmal mehr stellvertretend stand für die teils erstaunlichen Freiräume der Gegner in der bisherigen Rückrunde. "Wir haben zu viel zugelassen", kritisierte Arjen Robben hinterher.

Die Bayern schlugen aber auch diesmal Kapital aus ihrer individuellen Klasse oder eher individuellen Finesse, allerdings eher zufällig. "Der Trainer würde sagen: Ich habe ihn reingelogen. Dass er direkt ins Tor geht, war auch ein bisschen Glück", gab Müller nach seinem 2:1 zu, bei dem er fast von der Grundlinie aus direkt aufs Tor gezielt hatte, weil ihm die geplante Hereingabe in die Mitte abgerutscht war. "Ich habe gedacht, dass er quer spielt. Das hätte ich bei Thomas Müller nicht machen dürfen", sagte Fährmann. Es war Müllers fünftes Saisontor und eines, mit dem er seinen Ruf als Spieler für die unorthodoxen Lösungen wieder einmal unterstrich, wenn auch ungewollt.

Eine schnelle Entscheidung konnten die Bayern danach allerdings nicht herbeiführen, obwohl sie in Bestbesetzung angetreten waren und im Kader neben dem noch geschonten Thiago Alcántara nur Sebastian Rudy und Juan Bernat fehlten. Weiterhin spielte Schalke ja munter mit, kam aber nur noch durch Embolo zu einer guten Chance (70.). Auf der Gegenseite verhinderte Benjamin Stambouli kurz darauf Lewandowskis zweites Tor des Tages mit einer Grätsche kurz vor der Linie. Und weil danach nicht mehr viel passierte, musste auch der kranke Cheftrainer Heynckes im Hotelbett nicht mehr allzu sehr um den Sieg bangen.

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