Bayerns Basketballer im Portrait:Rote Riesen mit weichen Händchen

Steffen Hamanns Offensivqualitäten reichen auf Topniveau nicht aus, das Schlitzohr Aleksandar Nadjfeji glänzt dagegen mit hohem Basketball-IQ. Center Ruben Boumtje-Boumtje begeistert nicht nur mit seinem Namen und der US-Koloss Darius Hall erinnert an Shaquille O'Neal. Am Samstag bestreiten die Basketballer des FC Bayern ihr erstes Bundesliga-Heimspiel.

Von Jonas Beckenkamp

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Bayerns Basketballer im Portrait:Steffen Hamann

FC Bayern Muenchen v Fenerbahce Istanbul - Audi Dome Opening

Quelle: Bongarts/Getty Images

Das Schlitzohr Aleksandar Nadjfeji glänzt mit hohem Basketball-IQ. Center Ruben Boumtje-Boumtje begeistert nicht nur mit seinem Namen und der US-Koloss Darius Hall erinnert an Shaquille O'Neal. Am Samstag bestreiten die Basketballer des FC Bayern ihr erstes Bundesliga-Heimspiel.

Es war ein durchwachsener Sommer für Steffen Hamann - dabei hatte alles recht gut begonnen: Mit ihm als Regisseur schafften die Bayern-Basketballer souverän den Aufstieg aus der zweiten Liga. Vor einem Jahr war der Aufbauspieler einer der ersten etablierten Akteure, der es wagte, sich dem Experiment der Münchner anzuschließen - wohl auch, weil er wusste, dass er dort mit Dirk Bauermann auf einen Trainer trifft, der ihn seit gemeinsamen Tagen in Bamberg und im Nationalteam kennt. Bei der EM in Litauen war der 30-Jährige dann als Lenker des DBB-Spiels vorgesehen, doch das ging nicht immer gut. Es zeigte sich erneut, was viele schon lange wissen: Hamanns Offensivqualitäten reichen auf Topniveau nicht aus. Für die Bundesliga-Saison ist er trotzdem im Spielaufbau gesetzt - er wird sich jedoch steigern müssen, um in der ersten Fünf zu bleiben. 

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Bayerns Basketballer im Portrait:Je'Kel Foster

Telekom Baskets Bonn - FC Bayern Muenchen

Quelle: dapd

Ein Ersatzkandidat für Hamann wäre sicherlich Zugang Je'Kel Foster. Der Amerikaner mit den basketballtypischen Tattoos kehrt nach einem Jahr in Italien wieder in die Bundesliga zurück - in der Saison 2008/09 hatte der kräftige Aufbauspieler mit den Baskets Oldenburg bereits einmal die deutsche Meiterschaft gewonnen. Der 28-Jährige gilt als verlässlicher Punktesammler, der mit seinem zielsicheren Wurf von außen vor allem dann gefährlich wird, wenn er seinen Rhythmus findet. Schießt sich der 1,91-Meter-Mann in einen "streak" (Trefferserie), ist er nur schwer zu stoppen. Auch in der Verteidigung kann er dank seiner starken Physis ordentlich zupacken - nicht zuletzt deshalb dürfte er bei den Bayern zumeist in der Startformation stehen. 

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Bayerns Basketballer im Portrait:Aleksandar Nadjfeji

Telekom Baskets Bonn - FC Bayern Muenchen

Quelle: dapd

Ein alter Bekannter in der Bundesliga ist der Serbe Aleksandar Nadjfeji. Bereits vor zehn Jahren debütierte der agile Flügelspieler bei den Telekom Baskets Bonn, es folgten Stationen in Köln, Berlin und Tübingen - und man dachte: Dieses 2,03 Meter lange Belgrader Basketball-Schlitzohr ist nicht kleinzukriegen. Mit damals 33 Jahren heuerte Nadjfeji schließlich 2010 bei den Bayern in der zweiten Liga an und zeigte dort, warum er zu den stärksten Spielern in Deutschland in den vergangenen Jahren zählt: Sein großes Plus ist sein ausgeprägter Basketball-IQ, der sich vor allem in geschickten Bewegungen am Brett und in der Zone offenbart. Bald wird der mehrfache BBL-Allstar 35, doch das scheint seiner sportlichen Entwicklung nicht zu schaden: Im ersten Bundesliga-Spiel in Bonn war er mit 25 Punkten und 13 Rebounds mit Abstand bester Münchner. 

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Bayerns Basketballer im Portrait:Jan-Hendrik Jagla

Basketball Telekom Baskets Bonn - Bayern München

Quelle: dpa

Es ist noch nicht allzu lange her, da galt er als Dirk Nowitzkis legitimer Nachfolger in der Nationalmannschaft - und das nicht zu Unrecht: Jan-Hendrik Jagla bringt vieles mit, was an den langen Blonden aus Würzburg erinnert: seine Beweglichkeit trotz beträchtlicher Größe (2,13 Meter), sein gut geschulter Wurf und seine Reboundstärke. Doch nachdem der gebürtige Berliner während Nowitzkis Absenz beim DBB noch Führungsqualitäten gezeigt hatte, schien er bei der EM in Litauen in ein tiefes Leistungsloch gefallen zu sein. Jagla bekam kaum Einsatzzeit, er haderte mit seiner Degradierung und wirkte völlig außer Form, teilweise konnte er sich sogar in der Verteidigung nur noch mit plumpen Fouls helfen. Bei den Bayern hatte der einstige NBA-Kandidat bereits vor dem Turnier unterschrieben - nun hoffen die Münchner, dass Jagla in der BBL wieder sein wahres Können zeigt und ihnen unter dem Korb weiterhilft.

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Bayerns Basketballer im Portrait:Ruben Boumtje-Boumtje

FC Bayern Muenchen v Fenerbahce Istanbul - Audi Dome Opening

Quelle: Bongarts/Getty Images

Dort wo Jan-Hendrik Jagla früher hin wollte, war Ruben Boumtje-Boumtje schon: Der 2,13 Meter lange Kameruner ging 2001 von der renommierten Uni in Georgetown in die NBA zu den Portland Trail Blazers, wo er aber zumeist nur von der Bank aus das Handtuch schwenken durfte. Nach weiteren Aufenthalten mit spärlicher Spielzeit in Cleveland und Orlando verschlug es den Center nach Griechenland und schließlich in die Bundesliga. 2009 holte der heute 33-Jährige dann an der Seite von Je'Kel Foster die Meisterschaft mit den Baskets Oldenburg. Mit Boumtje-Boumtje bekommen die Bayern jetzt nicht nur den Mann mit dem wohl erfrischendsten Namen der BBL, sondern auch einen erfahrenen Athleten, der vor allem in Korbnähe eine gehörige Präsenz verspricht. Nach der überraschenden Demission von Zugang Sharrod Ford (er verabschiedete sich aus persönlichen Gründen vom FCB), könnte Boumtje-Boumtje auch über seinen dreimonatigen Test-Vertrag hinaus in München bleiben. 

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Bayerns Basketballer im Portrait:Philipp Schwethelm

Basketball Bayern

Quelle: SZ

Deutsche Nationalspieler gibt es beim FC Bayern bekanntlich einige - neben Hamann, Jagla und Robin Benzing zählt auch Philipp Schwethelm mittlerweile zum festen Stamm des DBB. Bei der EM in Litauen stach der filigrane Wurfspezialist als einer der wenigen Bankspieler aus Dirk Bauermanns Team heraus und glänzte mit Treffern von der Dreierlinie. Diese Rolle soll er nun auch in der BBL erfüllen - der 22-Jährige ist aber nicht nur ein talentierter Schütze, sondern kann notfalls auch im Aufbau aushelfen. Sollte er noch etwas konstanter werden und sein Spiel um einige Varianten (mehr Zug zum Korb, mehr Physis) erweitern, könnte er es sogar bald in die erste Fünf des Bundesliga-Neulings schaffen. Frei stehen lassen wird ihn aber bereits jetzt keiner seiner Gegner.

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Bayerns Basketballer im Portrait:Robin Benzing

-

Quelle: AFP

Für Basketball auf höchstem europäischen Level besitzt Robin Benzing eigentlich alle Voraussetzungen: Er ist mit 2,08 Metern ein richtiger Lulatsch, verfügt über eine herausragende Wurftechnik und bewegt sich flink und geschmeidig wie ein kleiner Flügelspieler. Deshalb ist er von allen Zugängen beim FC Bayern wohl der vielversprechendste. Mit gerade einmal 22 Jahren hat der frühere Ulmer bereits zwei Europameisterschaften und eine WM hinter sich, wobei er besonders bei der vergangenen EM in Litauen zeigte, dass er trotz eines gewaltigen Leistungssprungs noch besser werden könnte. In München dürfte er ein sicherer Kandidat für die Startformation sein, sobald er sich von seiner Sprunggelenksverletzung erholt, die er sich während seines starken Auftritts beim deutschen EM-Aus gegen den Gastgeber (Benzing traf alle seine sieben Würfe) zuzog. 

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Bayerns Basketballer im Portrait:Ben Hansbrough

Telekom Baskets Bonn - Bayern München

Quelle: dpa

Im Spielaufbau sollten die Bayern in dieser Saison kaum Probleme bekommen. Neben Hamann, Foster und dem noch verletzten Bastian Doreth steht nämlich auch Ben Hansbrough bereit, die Offensive der Münchner zu organisieren. Sein Nachname dürfte eingefleischten NBA-Fans vielleicht ein Begriff sein, denn sein älterer Bruder Tyler spielt seit 2009 bei den Indiana Pacers. Weil er am College in Notre Dame eine ganz große Nummer war, hätte eigentlich auch Ben ein Platz in der besten Liga der Welt zugestanden, doch dann machte eine Verletzung zur Draftzeit alle Pläne des flinken 1,91-Meter-Mannes zunichte. Mit seinen schnellen Dribblings und seiner Eins-gegen-Eins-Spielweise verkörpert der 23-Jährige die amerikanische Art des Regisseurs - auch wenn ihn seine Knöchelverletzung zu Saisonbeginn noch etwas hemmt. 

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Bayerns Basketballer im Portrait:Demond Greene

Telekom Baskets Bonn v FC Bayern Muenchen - Beko BBL

Quelle: Bongarts/Getty Images

Mit Verletzungen aller Art kennt sich Demond Greene bestens aus. Der langjährige Nationalspieler und Nowitzki-Kumpel verpasste zuletzt fast die komplette Zweitliga-Saison wegen eines komplizierten Achillessehnenrisses. Jetzt scheint der 32-jährige gebürtige Amerikaner fit und ist bereit, endlich wieder mit seinem sicheren Sprungwurf und seiner bissigen Verteidigung zu glänzen. Greene ist ein richtiger Muskelprotz, der in seiner besten Zeit vor einigen Jahren auch gerne mal mit Ringkontakt den Abschluss suchte - in Erinnerung dürfte einigen vielleicht noch seine vielleicht spektakulärste Aktion sein: Ein brachialer Block gegen NBA-Sprungwunder Dwyane Wade bei der WM 2006. 

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Bayerns Basketballer im Portrait:Darius Hall

Telekom Baskets Bonn v FC Bayern Muenchen - Beko BBL

Quelle: Bongarts/Getty Images

Shaquille O'Neal ist zwar mittlerweile in Rente gegangen, doch in München gibt es in dieser Saison einen Basketball-Koloss mit ähnlichen Entertainer-Qualitäten. Und nicht nur in diesem Punkt ähnelt Darius Hall dem "Diesel": Der kräftige Amerikaner fungiert bei den Bayern wegen seines fortgeschrittenen Alters (38) zwar nur noch als Energiebringer von der Bank, doch wenn "Hall the Wall" auf dem Feld ist, kann er weiterhin sehr effektiv sein. Seine für einen Center etwas dürftigen 202 Zentimeter verteilt der bullige Spaßmacher auf stattliche 120 Kilo, so dass er federleichte Jünglinge immer noch locker aus dem Weg räumen kann. Und wenn es Hall an einem nicht fehlt, dann an der Lust, dies auch ausgiebig zu tun. 

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Bayerns Basketballer im Portrait:Jonathan Wallace

FC Bayern Muenchen v UBC Hannover Tigers - 2. Basketball Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Auf den kleinen Flügelspieler Jonathan Wallace kommt in dieser Saison eine ungewohnte Rolle zu. Der 1,85 Meter kleine Amerikaner trug mit seinem lockeren Händchen von außen maßgeblich zum Aufstieg der Bayern bei und war während der abgelaufenen Spielzeit Topscorer der Münchner. Doch nach den weitreichenden Veränderungen im Kader des Bauermann-Teams bleibt Wallace nun wohl nur ein Platz auf der Bank. Dabei kennt sich der 25-Jährige mit dem rasanten ersten Schritt in der Bundesliga bestens aus: 2009 gewann er an der Seite seiner heutigen Mitspieler Je'Kel Foster und Ruben Boumtje-Boumtje mit den Oldenburg Baskets den Titel. Ein kleiner Vorteil im Kampf um Spielzeit könnte für den ehemaligen Georgetown-Studenten sein, dass er einer der gefährlichsten Dreierschützen der Bayern-Mannschaft ist. 

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Bayerns Basketballer im Portrait:Bogdan Radosavljević

Basketball Bayern

Quelle: SZ

Dass es um die Zukunft des deutschen Basketballs gar nicht so schlecht bestellt ist, zeigt das Beispiel des Münchner Centerspielers Bogdan Radosavljević. Der heute 18-Jährige kam 2008 aus Serbien nach Bayern zu seinem Vater und entschied sich nach einigem Hin -und Her für die deutsche Juniorenauswahl. Auch der FC Bayern wurde bald auf das 2,12 Meter lange Talent aufmerksam und holte den Nachwuchsmann in seinen Profi-Kader. Dort sammelte der Nationalspieler, der bei der vergangenen U18-EM in Polen bester deutscher Akteur war, bereits erste Erfahrungen in der zweiten Liga und soll nun auch in der BBL mehr Einsatzzeit bekommen. Zumindest einen großen Förderer dürfte der begabte Schlaks bereits haben: Coach Dirk Bauermann liegt bekanntlich auch die Ausbildung junger, deutscher Spieler sehr am Herzen.

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Bayerns Basketballer im Portrait:Bastian Doreth

FC Bayern Muenchen v UBC Hannover Tigers - 2. Basketball Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Es gab Zeiten, da stand auch Spielmacher Bastian Doreth kurz vor dem Sprung ins Nationalteam. Vor zwei Jahren debütierte er in Bamberg in der ersten Liga und nicht wenige fühlten sich an den jungen Steffen Hamann erinnert: Ein explosiver deutscher Aufbauspieler mit Wuschelfrisur - das hatte es in der "Freak City" bereits zu Beginn des Jahrtausends gegeben. Doch in der Folge warfen den 1,83 Meter großen Franken immer wieder Verletzungen zurück, so dass Doreth erst in der abgelaufenen Pro-A-Saison wieder vollständig bei Kräften war. Mit seiner Einsatzfreude und seinen schnellen Händen in der Defensive erarbeitete der 22-Jährige sich seine Spielzeit - ob ihm das nach einer weiteren Verletzung in diesem Sommer erneut gelingt, erscheint zumindest unsicher.

© sueddeutsche.de/ebc/lala
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