Bayerns Auftaktsieg in Fürth:Luft nach oben fürs große Abenteuer

Ein Start, der Hoffnung macht: Beim letztlich souveränen 3:0 der Bayern gegen Greuther Fürth zeigt sich, dass das Spiel der Münchner in dieser Saison deutlich variabler aussehen könnte. Rotation und Positions-Rochaden dürften viele Gegner verwirren - doch bei aller Klasse des Kaders deuten sich auch erste Härtefälle an.

Christoph Leischwitz, Fürth

Bis jetzt gibt es nur Indizien. Beweise dafür, wie stark der FC Bayern in dieser Saison werden könnte, müssen erst noch nachgereicht werden, nach diesem 4:0 gegen einen Zweitligisten im DFB-Pokal und nun, zum Bundesliga-Auftakt, gegen die Mannschaft der SpVgg Greuther Fürth, die offensichtlich noch nicht so richtig angekommen ist. 0:3 (0:1) hieß es am Ende, weil die Bayern doch noch ein paar Lücken gefunden hatten, gegen sich tapfer wehrende, aber gänzlich ungefährliche Gegner.

SpVgg Greuther Fuerth - FC Bayern Muenchen

Erste Höhepunkte sind gesetzt, aber es ist noch Luft nach oben: Fürths Schmidtgal (links) kämpft mit Münchens Dante (mitte) und Gustavo um den Ball.

(Foto: dapd)

Klar, gegen Dortmund haben sie auch schon gespielt und gewonnen, aber wer sagt denn, dass hier niemand bluffte? Und außerdem ist der rundumerneuerte FC Bayern erst noch in der Findungsphase. Da war es zumindest schon einmal interessant, was die Bayern-Spieler von den ersten Indizien halten, die sie in diesem bayerischen Derby selbst hinterlassen haben.

Da ist zum Beispiel Thomas Müller. Mehrmals lief er viel zu langen Bällen hinterher, rutschte dabei oft ins Seitenaus und hätte, mit hochgerutschten Hosen an der Werbebande liegend, ein gutes Foto abgegeben, hätte man denn ein Verliererfoto gebraucht. Gerade in den ersten 40 Minuten war vieles nicht rund gelaufen bei den Bayern, weil Fürth zu Beginn sehr aggressiv spielte und die Bayern erfolgreich zu ungenauen Pässen zwang.

Doch Müller ergab sich nicht seinem Schicksal. Er lief und rutschte weiter den Bällen hinterher, er wirkte unbekümmerter als in so manchem Spiel der vergangenen Saison und bei der EM. Es sollte sich auszahlen, denn so gurkte er in der 43. Minute einen zunächst abgewehrten Ball über die Linie.

"Haben einen besseren Kader"

"Man könnte schon sagen, dass im Vergleich zum letzten Jahr das Quäntchen wieder da ist. Aber es kommen ja noch ein paar Spiele", sagte Müller mit dem wiedergekehrten Müller-Schmunzeln.

Die altbewährten Kräfte bei den Bayern wollen endlich (wieder) eine Meisterschaft gewinnen. Dafür müssen sie jetzt aber eine weitere Schippe drauflegen. Denn kaum einer kann sich noch sicher sein, dass er einen Stammplatz hat. "Dass wir einen breiteren und besseren Kader haben als vergangene Saison, das macht sich jetzt schon bemerkbar", sagte mit Phillip Lahm ausgerechnet einer, der sich neben Manuel Neuer vielleicht als Einziger sicher sein kann, die Saison auf der immergleichen Position durchspielen zu können.

Xherdan Shaqiri, der für den erkrankten Franck Ribéry in die Startelf gerückt war, hatte sich mit Müller und Arjen Robben ein ungewöhnliches Wechselspiel ausgedacht. Wie schon ansatzweise gegen Regensburg gezeigt, tauschten sie häufig ihre Positionen. Ein entscheidender Vorteil ergab sich dadurch zwar nicht, das erste Tor kurz vor der Pause durch Müller fiel nach einem Eckball (43.).

Doch es scheint, als habe der FC Bayern gegen tief stehende Gegner nun eine weitere Option: zum Rotieren kommt jetzt auch das Rochieren. In Fürth zahlte sich das zumindest beim zweiten Treffer aus, als Shaqiri auf den zentral postierten Robben passte. Robben traf selbst zwar nicht, aber dafür haben sie ja jetzt Mario Mandzukic, der einfach da war und lässig abstaubte (59.).

Den Gegner verwirren

Niemand soll mehr wissen, wie offensiv, defensiv, links- oder rechtslastig der FC Bayern ins Spiel geht, und schon gar nicht, mit welcher Aufstellung. Das Wechseln der Positionen mache die Mannschaft unberechenbarer, sagte Shaqiri. Manchmal spielten Müller und Robben sogar zusammen auf einer Seite - Überlegenheit durch Verwirrung des Gegners, so scheint das Ziel. Wenn zu diesen Rochaden dann auch noch verstärkt rotiert wird, dann verwandelt sich das Angriffsspiel des FC Bayern zu einer undefinierbaren Masse, die für den Gegner nicht mehr zu durchschauen ist.

So ist zumindest die Hoffnung. Es dauerte aber eine ganze Weile, ehe man gegen Fürth die Feldüberlegenheit ausspielen konnte. Trainer Jupp Heynckes führte das vor allem auf Fürth zurück: "In den ersten 30 Minuten war es nicht einfach gegen einen Gegner, der von Aufstiegseuphorie getragen wurde. Wir hatten keinen Tempowechsel und Überraschungsmoment", sagte er. Die individuelle Klasse der Bayernspieler kam bis jetzt nur selten zum Vorschein.

Arjen Robben fand recht deutliche Worte. "Es gibt noch viel zu verbessern, finde ich. Wir hatten zu einfache Ballverluste. Heute wurde das noch nicht bestraft, aber da muss man aufpassen." Auch aus Sicht der Spieler ist also noch Luft nach oben, aber Robben sieht da kein Problem: "Wir haben einfach gute Fußballspieler, die verstehen, wie gespielt werden muss. Dann ist das kein Problem", sagte er, nach den beiden Neuen Shaqiri und Mario Mandzukic gefragt.

Zwischen Mandzukic und Mario Gomez sowie dem später noch eingewechselten Claudio Pizarro wird sich ein spannender Zweikampf entwickeln - viele glauben, dass Gomez ein erstes Opfer des stärkeren Kaders sein könnte, weil er, wie es heißt, sich ja immer wohlfühlen müsse.

Ist Toni Kroos das erste Opfer?

Es könnte aber auch sein, dass Toni Kroos der erste ist. Shaqiri zeigte sich im Wechselspiel mit Robben und Müller zwar nicht überragend, doch ihm wird mehr Kreativität zugetraut als Kroos. Sollte dann auch noch Bilbaos Javi Martinez tatsächlich den Weg nach München schaffen, darf Kroos nicht einmal mehr auf der Sechser-Position spielen.

Vom Martinez-Transfer gab es übrigens nichts Neues zu berichten. Bayern-Vorstandchef Karl-Heinz Rummenigge räumte ein, dass es sich um einen wirklich komplizierten Wechsel handele. "Wir machen uns nicht von Athletic Bilbao abhängig", sagte er. Was immer das heißen mag. Die ganze Sache bleibt so nebulös wie das Spiel des FC Bayern in dieser Saison werden soll.

Bastian Schweinsteiger wurde gegen Fürth übrigens in der 72. Minute eingewechselt, er sah ähnlich willensstark und spielfreudig aus wie Kollege Müller. Die lange Sommerpause hat im offensichtlich gut getan. Sollte er zu alter Form auflaufen, macht dies das Spiel des FC Bayern noch unberechenbarer - ganz ohne Rotieren und Rochieren.

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