Bayern-Zugang Kingsley Coman:Einer wie Costa - nur seitenverkehrt

Bayern-Zugang Kingsley Coman: "Eines der großen Talente des europäischen Fußballs": Kingsley Coman (re.), 19 Jahre alt.

"Eines der großen Talente des europäischen Fußballs": Kingsley Coman (re.), 19 Jahre alt.

(Foto: AP)
  • Der FC Bayern verpflichtet mit Kingsley Coman einen Spieler, der langfristig Franck Ribéry und Arjen Robben ersetzen soll.
  • Der 19-jährige Franzose gilt als riesiges Talent - mit seinem Zukauf beschließen die Münchner ihre Transferbemühungen in diesem Jahr.

Von Benedikt Warmbrunn

Das erste Foto, auf dem Kingsley Coman in München zu sehen ist, zeigt ihn in einem Eiscafé; das Bild verbreitete sich am Sonntag rasch auf Twitter. Coman, goldgestreifte Schuhe, goldene Hose, goldgetöntes Haar, blickt in sein Handy, neben ihm steht Michael Reschke, der Kaderplaner des FC Bayern. Über Comans Kopf baumeln Lebkuchenherzen, im Bildhintergrund hängt eine bayerische Flagge. In einem Transfersommer, in dem es auch um die Identität des FC Bayern ging, war das kein schlechter erster Auftritt, um sich den Fans vorzustellen.

Den ersten Lederhosenfototermin des FC Bayern in dieser Saison hat Kingsley Coman zwar verpasst, so spät erst konnte sein Transfer abgeschlossen werden. Dennoch rundet der Außenbahnspieler all die Transferbemühungen des FC Bayern ab.

Ebenfalls am Sonntag hatte der Klub Innenverteidiger Dante an den VfL Wolfsburg verkauft, zwei Tage zuvor zudem Pierre-Emile Hojbjerg für ein Jahr an den FC Schalke verliehen; die Erlöse aus beiden Wechseln haben sie beim FC Bayern wenige Stunden später in die Verpflichtung von Coman investiert; die Gazetta dello Sport hatte bereits am Samstag gemeldet, dass Juventus eine über zwei Jahre gestückelte Leihgebühr in Höhe von sieben Millionen Euro erhalte.

Interessant ist jedoch vor allem der Zusatz mit der Kaufklausel zum Ende der Leihe im Sommer 2017. Für angeblich knapp 20 Millionen Euro könnte der FC Bayern Coman dann fest verpflichten; der Verein kann den Spieler jedoch auch einfach wieder nach Turin abgeben. Und so kann der FC Bayern zwei Jahre lang prüfen, ob er bereits den geeigneten Nachfolger für Franck Ribéry und Arjen Robben im eigenen Kader hat.

2017 wird Ribéry 34 Jahre alt sein, Robben ein Jahr jünger - und nach aktuellem Stand wird bei beiden der Vertrag auslaufen. Beim FC Bayern sehen sie Coman, den französischen U21-Nationalspieler, daher als einen Transfer mit Vision, der zu einem sehr guten Geschäft werden kann - und der selbst dann mit einem vergleichsweise geringen finanziellen Risiko verbunden gewesen wäre, wenn Coman den Klub nach zwei Jahren wieder verlassen sollte.

"Kingsley Coman ist eines der großen Talente des europäischen Fußballs", sagte Sportvorstand Matthias Sammer am Sonntag, "deshalb sind wir sehr froh, dass wir ihn verpflichten konnten." Eines Tages, das ist die Vision des FC Bayern, soll Coman dann ein Spieler sein, mit dem sich die Fans identifizieren wie mit Ribéry oder Robben.

Vergleiche mit ganz Großen

Schon früh in der vergangenen Saison hatten sie sich beim FC Bayern nach Außenbahnspielern umgesehen, intensiviert haben sie die Suche, nachdem Ribéry und Robben in den entscheidenden Partien der vergangenen Saison verletzt gefehlt hatten. Gerade Trainer Pep Guardiola hatte darauf gedrängt, schnelle Flügelspieler zu verpflichten - der erste war Douglas Costa, der für angeblich 30 Millionen Euro von Schachtjor Donezk kam.

Da sie im Verein ahnen, dass aus den Wochen, die Ribéry mit seiner mysteriösen Sprunggelenksverletzung auszufallen droht, auch schnell Monate werden könnten, wollten sie zusätzlich zu Costa einen zweiten Zugang für die Außenbahn. Felipe Anderson von Lazio Rom oder Sadio Mané vom FC Southampton zum Beispiel hatte der Verein auch beobachtet, beide wären aber ähnlich teuer geworden wie Douglas Costa.

Coman dagegen belastet zumindest in dieser Saison kaum das Transferbudget, vor allem aber vermuten sie beim FC Bayern, dass er sich gut mit Costa ergänzt. Spielt Costa rechts, zieht er gerne in die Mitte und schießt selbst, spielt er links, agiert er eher als Vorlagengeber - bei Coman ist es genau seitenverkehrt: Links sucht er den Abschluss, rechts den besser postierten Mitspieler. In Turin stand der bei Paris St. Germain ausgebildete Coman zuletzt zweimal in der Startelf, allerdings zweimal auf der Position hinter der einzigen Spitze - eine Position, auf der er seine Fähigkeiten kaum ausspielen kann.

Wie Costa, wie Robben, wie Ribéry ist Coman schnell, er ist dribbelstark, er kann sich im Eins-gegen-eins durchsetzen - und zumindest wie Costa hatte er zuletzt eine Torquote, die ausbaufähig ist. In der vergangenen Spielzeit, seiner ersten in Turin, traf er in 14 Ligaspielen nicht ein einziges Mal, zwei Tore bereitete er vor.

Sein erster Treffer für Juve war dann jedoch einer, der die Zuschauer begeisterte. Von der linken Seite dribbelte er im Pokal gegen Verona in die Mitte, schoss aus vollem Lauf, der Ball senkte sich erst vor der Latte ins Tor. Es war eine Aktion, die in ihrer Schnelligkeit und in ihrem Zug zum Tor an Arjen Robben erinnerte - nur seitenverkehrt.

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