5. Spieltag in der Bundesliga:Frankfurt schießt sich für die Champions League warm

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Ein Abend, an dem alles funktioniert: Frankfurts Tuta jubelt über das zwischenzeitliche 3:0. (Foto: Jan Huebner/Imago)

Die Eintracht schlägt Leipzig 4:0, Köln siegt nach Rückstand in Wolfsburg - und Bremen verschärft die Krise in Bochum.

Von Tim Brack, Sebastian Fischer und Gerald Kleffmann

Eintracht Frankfurt - RB Leipzig 4:0 (2:0), Tore: 1:0 Kamada (16.), 2:0 Rode (22.), 3:0 Tuta (67.), 4:0 Borré (84., Foulelfmeter)

Zwei Champions-League-Teilnehmer waren in dieser Saison nun schon in Frankfurt zu Gast. Beim ersten Mal musste man sich Sorgen um die Eintracht machen: 1:6 ging das Bundesliga-Auftaktspiel gegen den FC Bayern verloren, zwischenzeitlich sah es nach einer zweistelligen Niederlage aus. Wenn Frankfurt am Mittwoch allerdings zum Königsklassen-Auftakt Sporting Lissabon empfängt, dann mit dem Selbstbewusstsein einer geglückten Generalprobe. Denn auch RB Leipzig spielt ja in der Champions League - aber diesmal war Frankfurt klar überlegen. Das 1:0 durch Kamada war das Resultat einer wunderbaren Kombination, das 2:0 schon in der Höhe verdient - und bis zum 3:0 hatte RB nur eine Chance zum Anschlusstreffer.

1. FC Union Berlin - FC Bayern 1:1 (1:1), Tore: 1:0 Becker (12.), 1:1 Kimmich (15.)

Für den FC Bayern geht eigentlich erst nächsten Mittwoch die Saison so richtig los, der Maßstab für Deutschlands Serienmeister ist schließlich die Champions League. Am Samstag gab's dafür erst mal das Kontrastprogramm zu einem Galaabend in Mailand: einen Nachmittag lang harte Arbeit in Berlin-Köpenick. Union, neuerdings Bundesliga-Spitzenmannschaft, forderte die Münchner in jedem von sehr vielen Zweikämpfen. Ein Gewaltschuss von Joshua Kimmich glich den frühen Rückstand aus, der das Resultat einer Standardsituation war. Danach belagerte der Favorit den gegnerischen Strafraum.

Die neue Bayern-Offensive gab's zum ersten Mal in der Version ohne Thomas Müller in der Startelf, der Nationalspieler kam erst nach einer Stunde. Bis in die Nachspielzeit schossen die Bayern aufs Tor von Frederik Rönnow, auch wenn es nicht ganz so viele Schüsse waren wie beim 1:1 gegen Gladbach zuvor: statt 35 diesmal 18. Und 17 Mal fiel kein Tor.

Bayer 04 Leverkusen - SC Freiburg 2:3 (1:0), Tore: 1:0 Demirbay (16.), 1:1 Ginter (48.), 1:2 Gregoritsch (51.), 2:2 Schick (65.), 2:3 Doan (72.)

Es war etwas überraschend, wie Leverkusen gegen Freiburg auftrat. Bayer hatte den Saisonstart und den Fußball eines Abstiegskandidaten dargeboten. Gegen den SC zeigte Leverkusen aber plötzlich Ansätze einer Spitzenmannschaft, verdiente sich die Führung durch Kerem Demirbay. Bei Freiburg? Ging nicht viel zusammen.

Dass der SC mittlerweile aber auch über Spitzenmannschaftqualitäten verfügt, ist kein Geheimnis. Diesmal legte er eine beneidenswerte Effizienz an den Tag. Drei von vier Torschüssen flogen ins Tor. Auch das zwischenzeitliche 2:2 durch Patrik Schick verunsicherte die Elf von Christian Streich nicht. Den Siegtreffer erzielte Ritsu Doan, für die Freiburger typisch, nach einer Ecke. Ist Freiburg eine Spitzenmannschaft? Jedenfalls grüßt der SC von der Tabellenspitze.

VfL Wolfsburg -1. FC Köln 2:4 (1:3), Tore: 1:0 Nmecha (2.), 1:1 Ljubicic (22.), 1:2 Paulo Otavio (32., Eigentor), 1:3 Kainz (45.+2, Foulelfmeter), 2:3 Nmecha (79.), 2:4 Adamyan (81.)

Schnelle Tore sind im Fußball eigentlich ein Grund zur Freude. Die Wolfsburger jubelten gegen Köln schon nach 96 Sekunden, nach dem Treffer von Lukas Nmecha. Es gibt aber auch einen großen Nachteil an solchen Turbostarts: Der Gegner hat viel Zeit, den Rückstand zu drehen. Gerade wenn der Kontrahent aus Köln kommt, sollte man sich seine Führungstreffer für die Nachspielzeit aufsparen. Das Team von Steffen Baumgart hat in dieser Saison schon drei Rückstände aufgeholt.

In Wolfsburg belegte der FC seine moralische Widerstandsfähigkeit durch drei Tore vor der Halbzeit. Den Wolfsburgern von Niko Kovac fiel lange Zeit nicht viel ein - wie so oft in dieser Saison. Zwar schoss Nmecha spät noch sein zweites Tor, doch Köln antwortete fix mit dem 4:2. Siegt die Hertha am Sonntag in Augsburg, steht der VfL auf einem Abstiegsplatz.

VfL Bochum - Werder Bremen 0:2 (0:0), Tore: 0:1 Füllkrug (86.), 0:2 Füllkrug (90.+2)

Die Frage war: Kann der VfL Bochum Bundesliga? Nach vier Spieltagen sah die Ausbeute ja äußerst mager aus. Null Punkte, Tabellenplatz 18, dazu hysterische Debatten um Trainer Thomas Reis, der dünnhäutig auf Gerüchte reagiert hatte, er hätte seinen Klub im Sommer verlassen wollen, Richtung Schalke 04. Sportliche Antworten zur Beruhigung einer angespannten Lage sind bekanntlich die besten Antworten. Doch daraus wurde nichts.

Werder hatte in einer schwachen ersten Halbzeit noch die beste Chance, Niklas Schmidt hämmerte den Ball an den rechten Pfosten (41.). In der zweiten Halbzeit drängte Bremen noch mehr, Bochum verlor hin und wieder die Orientierung in der Abwehr, konnte aber mit Glück einen Gegentreffer verhindern. Als die Bochumer Fans einmal jubelten (80.), war das zu früh. Philipp Hofmanns Tor wurde wegen Handspiels zurückgenommen. Kurz darauf freuten sich die Gäste. Einen Konter schloss Niclas Füllkrug per Kopfball ab. In der Nachspielzeit verwandelte er noch einen Elfmeter. Bremen, passabel in die Saison gestartet, erholte sich damit bestens von dem 3:4 vergangene Woche gegen Eintracht Frankfurt. Bochum muss erkennen: Noch kann der VfL in dieser Saison nicht Bundesliga.

VfB Stuttgart - FC Schalke 04 1:1 (1:1), Tore: 1:0 Führich (18.), 1:1 Terodde (21.)

Die Frage bei dieser Partie wiederum war: Kann der FC Schalke 04 überhaupt noch Auswärtssiege? 30 Mal hintereinander konnten die Königsblauen nicht in der Fremde gewinnen, eine desaströse Bilanz. Und vielleicht noch schlimmer als das 1:6 vor einer Woche gegen Union Berlin. So ein Ergebnis kann mal passieren. Und tatsächlich, im Spiel bei den Schwaben zeigten die Gelsenkirchener, dass sie ein durchaus stabileres Mannschaftsgefüge besitzen, als es die Tabelle widerspiegelt.

Die 1:0-Führung durch Chris Führich nach einem Angriff über rechts glich Simon Terodde nur drei Minuten später aus. Die Partie wurde teils hitzig geführt. Kurz vor Schluss hatte Schalkes Rodrigo Zalazar zwei gute Chancen. Unterm Strich kann sich Schalke nach dem Remis über zwei Fakten freuen: Das Team hat nicht verloren, immerhin. Und Terodde, der Dauertorschütze in der zweiten Bundesliga (172 Tore), trifft auch in der ersten Bundesliga. Sein Ausgleich war erst sein elfter Treffer in der höchsten Spielklasse. Kleine Erfolge sind auch Erfolge.

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