FC Bayern in der Einzelkritik:Lewandowski nimmt Angebote an

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(Foto: MICHAELA REHLE/AFP)

Der Stürmer trifft zweifach, Kingsley Coman versucht es mit Gewalt, Tanguy Nianzou überzeugt vorne und Dayot Upamecano kämpft noch mit sich selbst. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Felix Haselsteiner

Manuel Neuer

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(Foto: IMAGO/Matthias Koch/IMAGO/Matthias Koch)

Muss im Alter von 35 Jahren vermutlich mehr als früher darauf achten, dass er während des Spiels warm bleibt, dürfte insofern ganz froh darum sein, dass seine Defensivreihe derzeit so agiert, dass Neuer auch bei hohen Siegen genug zu tun hat. Parierte nach 20 Minuten aus kurzer Distanz einen Schuss von Robin Knoche mit einem Reflex, blieb auch in der zweiten Halbzeit hellwach. Musste er auch bleiben.

Josip Stanisic

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(Foto: IMAGO/Matthias Koch/IMAGO/Matthias Koch)

Durfte nach den zahlreichen krankheits- und verletzungsbedingten Ausfällen mal wieder als Rechtsverteidiger ran, zum ersten Mal seit dem Hinspiel gegen Union. Dürfte noch ein wenig mehr Zeit brauchen, um bald wieder eine Option für die Startelf zu werden - tat vorerst mehr für Neuers Warmhalte-Programm, indem er teils beachtliche Fehlpässe spielte. Offensiv dafür Teil eines funktionierenden Pressings.

Tanguy Nianzou

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(Foto: IMAGO/IMAGO/ActionPictures)

Wirkte defensiv nicht immer sicher und tat daher etwas, was in München einer seiner Vorgänger als Innenverteidiger, der Brasilianer Lucio, an solchen Tagen immer gerne tat: Ging in die Offensive und erzielte ein Tor. Feierte sein 2:0 auffällig mit den Kollegen aus der Abwehrreihe, was man durchaus als Teambuilding-Maßnahme auffassen konnte. Sollte sich dennoch nicht auf Dauer Lucio als Vorbild aus der Bayern-Vergangenheit aussuchen.

Dayot Upamecano

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(Foto: IMAGO/nordphoto GmbH / Straubmeier/IMAGO/Nordphoto)

Wurde von Julian Nagelsmann vor dem Spiel aufgefordert, mehr "einfache Bälle" zu spielen, nahm sich aber die Freiheit der Interpretation und spielte gleich mal einen einfachen Ball zum Gegner. Versuchte, die Abwehr zu organisieren, sein Stellungsspiel ließ allerdings kaum zu, dass er sich auf jemand anderen konzentrierte als sich selbst. Als zentraler Aufbauspieler derzeit nicht so stark wie der verletzte Niklas Süle, was für den FC Bayern immerhin einen positiven Aspekt hat: dürfte in nächster Zeit kein Angebot von Borussia Dortmund erhalten.

Lucas Hernandez

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(Foto: IMAGO/Matthias Koch/IMAGO/Matthias Koch)

Hörte offenbar zu, als es bei Nagelsmann um einfache Bälle ging und rückte vor dem 1:0 gut nach, um dann einen sehr einfachen Ball auf Coman zu spielen. Überließ den Haken und den tollen Torschuss dann dem offensiven Landsmann, steht allerdings offiziell als Vorlagengeber in der Statistik. Dürfte demnächst bei der mannschaftsinternen Werbekampagne als Testimonial mit dem Slogan "Toll, wozu einfache Bälle führen können!" auftreten.

Jamal Musiala

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(Foto: IMAGO/Markus Ulmer/IMAGO/ULMER Pressebildagentur)

Musste zuletzt recht häufig defensive Aufgaben erledigen, was als Sechser/Achter zwar in seinen Aufgabenbereich fällt, bislang aber nicht unbedingt seine Kernkompetenz war. Fand gegen Union wieder Spaß an der Offensive und legte Lewandowski das 4:0 mustergültig auf. Bewies dann, dass er doch das Potential zum klassischen Sechser hat und sich weiterentwickelt: Wurde in der 62. Minute ausgewechselt, weil er schon die gelbe Karte gesehen hatte.

Joshua Kimmich

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(Foto: MICHAELA REHLE/AFP)

Weiß schon alles über die Sechser-Position und spielt auch dementsprechend. Der Gedanke, dass er jahrelang als Rechtsverteidiger spielte, wirkt im Rückblick zumindest fast schon absurd. Könnte einen Hauch der furchteinflößenden Souveränität, die ihn umgibt, an die Mitglieder der Viererkette hinter ihm abgeben, dem ganzen Verein wäre geholfen.

Leroy Sané

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(Foto: ANDREAS GEBERT/REUTERS)

Spielte in Abwesenheit von Serge Gnabry nominell mal wieder auf dem rechten Flügel, nahm das allerdings nicht allzu wörtlich. War überall auf dem Feld zu finden, in der ersten Halbzeit sogar bei dem Versuch, mit dem Kopf Torchancen im eigenen Strafraum zu verhindern. Scheint inzwischen dazu bereit zu sein, deutlich mehr Verantwortung zu übernehmen, auch wenn es nicht um Torbeteiligungen geht. Bekam offensiv einmal kein gutes Zuspiel von Coman, hätte sonst wohl auch in dieser Disziplin zu seinem guten Auftritt beigetragen.

Thomas Müller

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(Foto: Andreas Schaad/AP)

Normalerweise derjenige, der überall zu finden ist. Kommt mit der Konkurrenz um den Posten des Vielläufers durch Leroy Sane augenscheinlich ganz gut zurecht, hat in der Disziplin "bayerisches Mundwerk" auch eindeutige Vorteile, was das verbale Durchsetzungsvermögen angeht. Spielte den öffnenden Pass vor dem 4:0 und war wie gewohnt immer dort, wo er gebraucht wurde.

Kingsley Coman

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(Foto: IMAGO/IMAGO/MIS)

Hatte im Hinspiel in Berlin eines der sehenswertesten Bayern-Tore der Hinrunde geschossen, mit voller Wucht aus dem Lauf in den Winkel. Sein Treffer zum 1:0, ein Flatterball in den Winkel nach einem Haken (Foto), wirkte dagegen fast schon gewöhnlich, was allerdings auch daran liegen könnte, dass man eine derartige Bewegung in München seit der Ära von Franck Ribery und Arjen Robben eben für Normalität hält.

Robert Lewandowski

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(Foto: MICHAELA REHLE/AFP)

Scheint sich derzeit schwer zu tun, Angebote anzunehmen, selbst wenn sie vom Gegner kommen: Erzielte nach Rani Khediras Querschläger in der 11. Minute nicht den Führungstreffer. Nahm dann immerhin an, als es in der 45. Minute darum ging, aus elf Metern zum 3:0 zu treffen und Musialas perfekte Vorlage aus kurzer Distanz zu verwerten. Dürfte demnächst weitere Angebote erhalten - und beim FC Bayern wird weiterhin viel davon abhängen, ob er sie annimmt.

Einwechselspieler

Marcel Sabitzer

Kam für Jamal Musiala ins Spiel und hatte eine halbe Stunde, um sich aus seinem Tief herauszuspielen. Wurde nach weiteren Einwechslungen sogar auf seine offensivere Lieblingsposition versetzt, versuchte sich dort mit den anderen Eingewechselten in Form zu spielen, was ihm aber nicht zwingend gelang.

Serge Gnabry

Kam ins Spiel, als es 4:0 stand. Konnte es dementsprechend so ruhig angehen lassen, wie sein Friseur, der offenbar seit Wochen nicht mehr zur Schere greifen musste.

Eric Maxim Choupo-Moting

War unter der Woche erkältet, aber negativ, was positiv war. Durfte deshalb auch mitspielen, bekam allerdings einmal in aussichtsreicher Position kein Zuspiel von Gnabry, weshalb er kein Tor erzielte und kurz die Schultern hängen ließ. Wird weiterhin versuchen, negativ zu bleiben - und positiv.

Marc Roca

Kam als Sechser für Joshua Kimmich ins Spiel, was eine undankbare Rolle ist. Machte seine Sache so gut, dass er nur deshalb auffiel, weil er einen Kopf größer als Kimmich ist.

Corentin Tolisso

Kam zum Comeback nach längerer Verletzungspause und deutete im offensiven Zusammenspiel an, dass er seine Form erhalten hat. Eine kleine, gute Nachricht vor den kommenden Wochen.

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