FC Bayern:Zukunftsfragen an den Mikrofonen

FC Bayern: Wünscht sich eine schnelle Lösung im Poker um die Zukunft von Robert Lewandowski: Trainer Julian Nagelsmann (links).

Wünscht sich eine schnelle Lösung im Poker um die Zukunft von Robert Lewandowski: Trainer Julian Nagelsmann (links).

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Der FC Bayern gewinnt souverän gegen Union Berlin - doch rund um das Spiel ist erneut die Vertragssituation einiger Spieler das Thema. Besonders die von Doppeltorschütze Robert Lewandowski.

Aus dem Stadion von Maik Rosner

Nur Robert Lewandowski und ein Kameramann standen hinterher im Strafraum. Die Hände hob der Angreifer des FC Bayern über seinen Kopf und klatschte den Fans auf der Südtribüne zu. Es war eine Szene, die man sich irgendwann in der Zukunft so ähnlich auch für jenen Moment vorstellen kann, wenn Lewandowski Abschied nimmt. Diesmal holte sich der 33-Jährige nach seinen beiden Toren (45.+1/Foulelfmeter und 47.) zwar nur als erster Münchner Spieler den Beifall des Publikums ab. Und doch konnte diese Szene auf manche Beobachter wirken wie ein Menetekel. Jedenfalls für jene Anhänger, die fürchten, dass Lewandowski vielleicht doch nicht bis zu seinem Karriereende beim FC Bayern bleiben wird.

Die anhaltenden Debatten um seine Zukunft hatten den Weltfußballer am Sonnabend nicht davon abgehalten, wieder einmal besonders prägend aufzutreten. "Er ist herausragend, natürlich wollen wir ihn gerne behalten", sagte Trainer Julian Nagelsmann später bei Sky und berichtete aus seinen Gesprächen mit Lewandowski: "Ich habe nicht das Gefühl, dass er nicht mehr bei uns bleiben möchte." Und natürlich, ergänzte er, wünschten sich alle in der Mannschaft, dass auch Thomas Müller, Manuel Neuer und Serge Gnabry bleiben, deren Verträge ebenfalls 2023 auslaufen. "Die machen alle einen guten Eindruck, sie marschieren und haben Bock, und das ist das alles Entscheidende", sagte Nagelsmann.

Tatsächlich waren gegen Union Berlin auch Müller und Neuer hervorgestochen bei jenem 4:0 (3:0)-Sieg, durch den der Tabellenführer FC Bayern seinen Vorsprung auf den Zweiten Borussia Dortmund zumindest für eine Nacht auf sieben Punkte ausbaute. Kingsley Coman (16.) und Tanguy Nianzou (25.) mit seinem ersten Pflichtspieltreffer für die Münchner hatten den Sieg auf den Weg gebracht.

Die ungeklärte Zukunft von Lewandowski, Müller und Neuer hatte die Debatten bereits vor dem Spiel bestimmt, nachdem Nagelsmann tags zuvor den Wunsch geäußert hatte, "eine schnelle Lösung" zu finden. Danach klang es bei Hasan Salihamidzic jedoch eher nicht. "Wir müssen schauen, dass die Qualität in der Mannschaft und die wirtschaftliche Komponente zusammenpassen", sagte der Sportvorstand und verwies auf die "finanziell schwierige Phase" wegen der Pandemie. Salihamidzic ließ zwar durchblicken, mit dem Trio über 2023 hinaus weiterarbeiten zu wollen. Doch ebenso klang an, dass es wohl eines Entgegenkommens der Spieler in finanziellen Fragen bedürfe. "Wir werden schon unseren Job machen. Wir werden versuchen, unseren Weg zu gehen", sagte Salihamidzic und ergänzte: "Daran zweifelt auch keiner, dass wir alles versuchen werden."

Auch um den zugelosten Gegner für das Viertelfinale der Champions League war es vor dem Spiel gegangen, um den FC Villarreal, den auch die Konkurrenz des FC Bayern wohl ganz gerne bekommen hätte. Die jüngsten beiden 1:1 gegen Bayer Leverkusen und bei der TSG Hoffenheim hatten vergleichsweise wenig Beachtung gefunden, obwohl sich Dortmund bis auf vier Punkte an die Münchner angenähert hatte. Doch Nagelsmann äußerte vor dem Anpfiff die Hoffnung, dass sich seine Mannschaft ähnlich herausgefordert fühle wie zuletzt in der Champions League, als sie dem 1:1 in Salzburg ein 7:1 im Rückspiel in der eigenen Arena folgen gelassen hatte.

Nianzou gelingt sein Premierentreffer

Ganz so spektakulär geriet die Verabredung mit Union nicht. Aber eine Gala der Offensive wurde es durchaus, allerdings mit den schon gewohnten Abstrichen in der Defensive, obwohl diese ausnahmsweise kein Gegentor hinnehmen musste. Dennoch erinnerte manches an jenen 5:2-Sieg der Bayern im Hinspiel an der Alten Försterei, den Nagelsmann wegen einer Corona-Infektion in seiner Küche verfolgt hatte, seiner Erzählung nach nicht durchweg vergnügt. Diesmal coachte er wieder von seinem regulären Arbeitsplatz aus, und dass er Mitte der ersten Halbzeit sehr wild mit den Armen fuchtelte und schimpfte, sprach dafür, dass er erneut nicht einverstanden war mit der Darbietung seiner Belegschaft, jedenfalls in der Abwehr. "Wir haben in der ersten Halbzeit zwei, drei Situationen zugelassen, die unnötig waren", kritisierte Joshua Kimmich später.

Eine Viererkette mit Josip Stanisic, Nianzou, Dayot Upamecano und Lucas Hernández hatte Nagelsmann angeordnet, nachdem sich Niklas Süle (Muskelfaserriss) und Benjamin Pavard (Corona-Infektion) dienstunfähig gemeldet hatten. Und als sich seine neu formierte Abwehrreihe zum wiederholten Male nach einem Konter von Union in Turbulenzen wiederfand und Neuer kurz darauf einen Volley von Robin Knoche gerade noch abwehren konnte, gestikulierte Nagelsmann draußen erstmals sehr energisch. Wenig später jubelte und klatsche er aber. Das lag daran, dass Nianzou nach Joshua Kimmichs Eckball auf 2:0 erhöht hatte. Der 19-Jährige übersprang Unions Paul Jaeckel und drückte den Ball mit der Stirn ins Tor. Es war Nianzous erstes Tor für den FC Bayern, dem er sich im Sommer 2020 ablösefrei von Paris Saint-Germain angeschlossen hatte. "Mit Tanguy war ich insgesamt sehr zufrieden", lobte Nagelsmann. Der Franzose sei "wahrscheinlich der kopfballstärkste Abwehrspieler".

Kimmich lobt die Innenverteidigung - auch wenn die Abwehr wieder Anfälligkeiten zeigte

Nianzous Premierentreffer konnte Unions Torwart Andreas Luthe nicht angelastet werden, anders als Comans 1:0. Vom linken Strafraumreck hatte der Franzose abgezogen, ehe Luthe neben den recht mittig auf ihn zufliegenden Ball griff. Dass diesem Tor mehrere Konter und Chancen der Berliner folgten, nährte die Dauerdebatte um die defensive Anfälligkeit der Bayern durchaus, unabhängig vom Personal. Die Bayern sahen es hinterher weniger kritisch, jedenfalls öffentlich. "Das hat sich eigentlich relativ sicher angefühlt", sagte Kimmich über die Innenverteidigung mit Nianzou und Upamecano, "die beiden waren schon im Auffress-Modus."

Auf die Offensive war ohnehin wieder einmal Verlass, lange Zeit auch ohne Gnabry, der erst Mitte der zweiten Halbzeit für Coman eingewechselt wurde. Seine Kollegen hatten es da schon gerichtet, und besonders stach die Kombination zum 4:0 heraus, als Müller einen Pass von Leroy Sané gedankenschnell direkt auf Jamal Musiala weiterleitete. Musiala legte quer, Lewandowski schob ein. Es war sein 31. Tor und das 81. des FC Bayern in dieser Bundesliga-Saison.

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