Zur Abwechslung mal ein Text über den FC Bayern, der nicht direkt mit dem Mann aus Santpedor beginnt. Sondern mit Matthias Sammer, dem Mann aus Dresden. Matthias Sammer, das zur Erinnerung, ist Sportvorstand beim FC Bayern München, und als Sportvorstand, auch das nur zur Erinnerung, ist er ein sehr wichtiger Entscheider in diesem Verein.
Das alles mag in den vergangenen Tagen etwas nebensächlich erscheinen, doch dass es weiterhin stimmt, das sagt ein Mann aus Haaksbergen. Dass er, der Mann aus Haaksbergen, zum FC Bayern gekommen sei, dafür war "Matthias das Wichtigste".
Jetzt - endlich - zum Mann aus Santpedor. Donnerstagvormittag, Säbener Straße, Training des FC Bayern II. In der Mitte des Rasenplatzes probieren die Spieler aus, was sich mit so einem Gummiband um die Knie alles anstellen lässt (einiges). Aus ihrer Mitte tritt der Trainer hervor, er sieht einen Gast kommen, freundlich geht er diesem entgegen. Sie schütteln die Hände. Der U23-Trainer, der Mann aus Haaksbergen, er sagt: "Erik ten Hag", das "g" spricht er aus wie ein "ch". Der Gast, der Mann aus Santpedor, er ist in Turnschuhen und mit lässigem Hemd gekommen, er sagt: "Pep Guardiola", das "u" bleibt stumm. Dann sprechen der Trainer und sein Gast über die Zukunft des FC Bayern.

Guardiola mit FC Bayern in Weiden:Plötzlich stürmt Ribéry ganz vorne
15 Tore und so einige Erkenntnisse: Der FC Bayern hat gegen die Auswahlmannschaft des Fanklubs Wildenau sein erstes Spiel unter Pep Guardiola bestritten. Die Nachwuchsfußballer spielen dabei eine ungewohnt große Rolle und Franck Ribéry probiert sich auf einer völlig neuen Position.
Guardiola, Sammer, ten Hag. Zwischen den drei Männern mögen in diesen Tagen dem Anschein nach Distanzen wie zwischen ihren Geburtsorten liegen. Und doch eint sie eine Frage, die zentral dafür ist, wie sich der FC Bayern in den nächsten Jahren entwickeln will. Sie überlegen gemeinsam, nach welchen Kriterien die Nachwuchsabteilung des Verein gestaltet, womöglich sogar: umgebaut werden soll.
Guardiola, einst Trainer der B-Mannschaft des FC Barcelona, hat sich gleich in seiner ersten Pressekonferenz lobend über die Jugend des FC Bayern geäußert, er wird eng mit der Nachwuchsabteilung zusammenarbeiten. Sammer, als Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) einst zuständig für die Juniorenmannschaften, hat zu seinem Antritt vor einem Jahr angekündigt, dass er sich auch der FCB-Junioren annehmen werde. Erstmals sichtbar wurde dies, als Anfang Juni Erik ten Hag als U23-Trainer geholt wurde.
Ten Hag, Sammer und dessen Assistent Karsten Schumann kennen sich seit mehreren Jahren; der Niederländer hat beim DFB vor Trainern Vorträge gehalten, über Fußball im Allgemeinen, über Ausbildung, über Trainingspläne. Als Sammer und Schumann im Sommer 2012 zum FC Bayern kamen, haben sie den Kontakt zu ten Hag gehalten, einmal haben sie ihn nach München eingeladen, "um Gedanken auszutauschen", sagt ten Hag, über "viele Fußball-Themen, also auch über den FC Bayern".
Als Sammer zum Ende der vergangenen Saison ten Hag fragte, ob dieser die U23 trainiere wolle, als Nachfolger von Mehmet Scholl, sagte dieser zu. Obwohl er mit den Go Ahead Eagles Deventer in die Eredivisie, die höchste niederländische Liga aufgestiegen war. Obwohl er mit dem FCB II in der Regionalliga Bayern spielen wird. "Um oben zu bleiben, muss auch ein Verein wie der FC Bayern innovativ sein. Da möchte ich etwas dazugeben", sagt ten Hag, "außerdem möchte ich meine Kompetenzen steigern. Dann wird es auch kommen, dass ich in einer höchsten Liga Trainer bin, da bin ich mir sicher."
Nach all den Gesprächen mit Sammer und Schumann glaubt ten Hag, dass er mit seinen Ideen gut zum FC Bayern passt. Ob er ein typisch niederländischer Trainer sei? "Natürlich, ich bin ja Niederländer." Er bevorzugt ein 4-3-3-System, das er auch mal in ein 4-1-4-1 umwandelt, er sagt: "Ich möchte bestimmen, was im Spiel passiert. Und beim FC Bayern kann man prozentual viel mehr bestimmen."
Um das Spiel gegen die überwiegend defensiv denkenden Gegner in der Regionalliga schnell zu halten, achtet ten Hag auf Details wie Ballannahme, Ballmitnahme. Über Ballbesitz den Weg in die freien Räume suchen, so stellt er sich das vor. Ten Hag sagt aber auch: "Ich bin nahe an der Grenze zu Deutschland geboren, auch das hat mich beeinflusst." Taktik, Technik, Spielintelligenz, alles wichtig, sagt ten Hag: "Aber nur Athleten können hochkommen."
Während am Donnerstag die Spieler des FC Bayern II einiges mit dem Gummiband ausprobieren, plaudern ten Hag und Guardiola. "Ein, zwei Talente hochbringen", das ist beiden ein Anliegen. Dann verabschiedet sich der Gast. Der Trainer sagt: "Auf eine gute Zusammenarbeit", er hebt die Hand, er lächelt. Jetzt kennt Guardiola auch ihn, den Mann aus Haaksbergen.