Bayern:Traurig und froh

Ein Tor, zwei Gefühle: Franck Ribéry trifft bei Rückkehr nach neun Monaten und verrät anschließend: "Es war eine schwere Situation für mich."

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Die Münchner Fußballer trotteten in die Kabine. Franck Ribéry trabte. Die anderen schauten trübe. Ribéry blickte aufgeweckt. Die Spieler des FC Bayern hatten verloren. Ribéry hatte gewonnen; gewissermaßen. Wenn man neun Monate nicht spielen konnte, dann in der 75. Minute eingewechselt wird und sechs Minuten später einen Treffer erzielt, ist das eine wunderbare Sache für den Spieler. Bedauerlich war für den 32-jährigen Franzosen halt bloß, dass seine Comeback-Geschichte im großen Kontext nicht mehr ganz so wunderbar erschien. Bayern hatte erstmals in der Saison ein Bundesligaspiel verloren, 1:3 bei Borussia Mönchengladbach. "Ich bin traurig", sagte Ribéry hinterher im Kabinengang, aber er blickte gar nicht so deprimiert drein.

Wenn man zu einer Partygesellschaft auf dem Höhepunkt der Feier dazustößt, ist das oft gar nicht so angenehm. Man wird kaum bemerkt und kommt nicht gut rein. Insofern war Ribérys Einwechslung nach elend langer Verletzungspause dramaturgisch nahezu perfekt: Die ihrer Lockerheit abrupt beraubten Bayern können einen Impuls namens Ribéry nun trefflich gebrauchen. Ribéry kommt den Bayern jetzt gerade recht. Monatelange Pausen beinhalten im vorgerückten Alter immer auch die Gefahr eines schleichenden Karriereendes, aber Ribéry kehrte am Samstag durchaus als Hoffnungsträger zurück aufs Feld. Deshalb war er nicht nur traurig, sondern auch froh, und er durfte dies auch sagen. "Es ist schön, wieder zurück zu sein, ich bin aber noch nicht bei hundert Prozent, denn ich habe erst zwei Trainingseinheiten mit der Mannschaft absolviert."

Am 11. März hatte Ribéry zuletzt für die Bayern gespielt, er hatte zum 7:0 gegen Schachtjor Donezk ein Tor beigetragen, war nach einer Stunde aber ausgewechselt worden. Eine Sprunggelenkverletzung, so die erste Diagnose, ließ zunächst nur eine mehrtägige Pause erwarten. Doch daraus wurde schließlich ein Dreivierteljahr, untermalt von plötzlichen neuen Diagnosen (Knochenhautentzündung) und einem daraus resultierenden dramatischen bayerischen Ärztestreit. "Es war eine schwere Situation für mich", sagt er, "aber jetzt ist alles anders, ich bin zurück bei der Mannschaft, das ist gut - das ist super."

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