Die vom brasilianischen Verband erzwungene Abreise von Dante und Luiz Gustavo war auch das bestimmende Thema bei der Pressekonferenz vor dem Pokalfinale. FC-Bayern-Trainer Jupp Heynckes sagte, er habe den beiden Spielern zu einem Verzicht auf die Teilnahme am Pokalfinale geraten. Die Brasilianer waren am Donnerstag recht überstürzt zur brasilianischen Nationalmannschaft gereist, nachdem ihr Verband auf die Einhaltung der 14-tägigen Abstellungsfrist vor dem Beginn des Confed-Cups (15. bis 30. Juni) beharrt hatte.
"Ich persönlich habe mich dafür starkgemacht, dass sie nach Hause reisen", sagte Heynckes am Freitag bei der Pressekonferenz vor dem DFB-Pokal-Endspiel gegen den VfB Stuttgart (Samstag, 20 Uhr, Liveticker auf SZ.de). Er habe verhindern wollen, "dass sie im kommenden Jahr bei der WM im eigenen Land nicht dabei sind" - dies wäre seiner Meinung nach die Konsequenz für Dante und Luiz Gustavo gewesen, hätten sie noch das Pokal-Endspiel gespielt.
Heynckes hatte vor der Entscheidung noch mit dem brasilianischen Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari telefoniert, das Ergebnis dieses "angenehmen Gesprächs" habe er aber erwartet, sagte er: "Ich weiß, dass der brasilianische Verband schon immer so gehandelt hat." Der Bayern-Trainer betonte allerdings, er habe für die Vorgehensweise in diesem Fall "überhaupt kein Verständnis".
Die Abstellungsfrist endet am Samstag um 16 Uhr, bereits am Sonntag bestreitet Brasilien ein Freundschaftsspiel gegen England. "Ich habe selten Spieler gesehen, die so um Fassung gerungen haben wie Dante und Luiz Gustavo", berichtete Heynckes, "sie haben das ganze Jahr gearbeitet und für den Erfolg gelebt - und plötzlich sagt man ihnen zwei Tage vor dem Endspiel: Nein, es geht nicht, du musst in deine Heimat reisen. Das ist eine Riesenenttäuschung für die Spieler."
Dante wird von Daniel Van Buyten ersetzt werden. "Wir hatten eine ähnliche Situation vor dem Rückspiel in Barcelona", berichtete Heynckes. Beim Halbfinal-Rückspiel in der Champions League war Dante kurzfristig ausgefallen, Van Buyten übernahm "und hat das sehr gut gelöst, ich denke, das wird er am Samstag auch tun".
Nach den Titeln in der Champions League und Bundesliga sieht Heynckes beim FC Bayern keine Gefahr der Selbstzufriedenheit. "Alle sind noch gierig und hochmotiviert, auch den dritten Triumph in diesem Jahr zu schaffen. Das wäre der Pokalsieg", sagte Heynckes. Königsklassen- und Pokalendspiel in einem Jahr seien nicht selbstverständlich, betonte der scheidende Trainer, "deswegen sind wir sicher in der Lage, den Hebel umzulegen und uns voll auf das Spiel zu konzentrieren".
Gegner Stuttgart wünscht sich beim scheinbar aussichtslosen Unterfangen im Olympiastadion einen "perfekten Tag", wie Kapitän Serdar Taşçı erklärte. "Die Vorfreude ist einfach riesig", betonte Trainer Bruno Labbadia. "Wir müssen an die Grenze kommen, um Bayern Paroli bieten zu können." Die Stuttgarter können auf den nach einer Verletzung zurückgekehrten Cacau im Kader bauen - allerdings bestenfalls als Joker.