Bayern-Trainer Jupp Heynckes:Hochzufrieden in die stille Zeit

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"Vertrauensvolles Miteinander", "hohes Niveau" und "positive Energie": Vor dem Hinrunden-Finale gegen Borussia Mönchengladbach zieht Bayern-Coach Jupp Heynckes stolz Bilanz. Dass die Mannschaft so dominant und erfolgreich auftritt, sieht er auch als seinen eigenen Verdienst.

Von Andreas Burkert

Jupp Heynckes hat die Frage nicht wirklich gefallen. Er wundert sich wohl über die Unkenntnis derjenigen, die nicht erahnen, was bei ihm daheim serviert wird zum Heiligen Abend. Dazu muss man wissen, dass sich der 67-jährige Fußballlehrer zwar weiterhin München sehr verbunden fühlt als Trainer des FC Bayern, doch die kurzen Winterferien verbringt er unbedingt dort, wo er herkommt und aufgewachsen ist, in der Ebene des Niederrheins.

Im Ort Fischeln bei Schwalmtal besitzt Heynckes einen umgebauten Bauernhof, wo er sich nächste Woche wieder zurückzieht mit seiner Frau, diversen Vierbeinern und "mit viel Ruhe", wie er betont. "Und NATÜRLICH gibt es rheinischen Sauerbraten", ergänzt Heynckes mit spitzem Ton. Obwohl, diese kleine Grummelei ist sicher nur eine kleine Schauspielerei.

Es stehen nun noch zwei Spiele für die Bayern aus bis zum Fest, der Hinserien-Abschluss am Freitag gegen Heynckes' alte niederrheinische Liebe aus Mönchengladbach - und am Dienstag (jeweils 20.30 Uhr) das nächste Derby in Augsburg, diesmal im Achtelfinale des DFB-Pokals. Heynckes sagt, er wolle zunächst mal gegen die Borussia gewinnen; die Rekorde, die bei einem Sieg in der Ligahistorie verewigt würden (44 Punkte in der Hinrunde, elf Punkte Vorsprung auf Rang zwei, wenigste Gegentore) interessierten ihn dagegen herzlich wenig.

Doch dass da jemand schon jetzt stolz zurückblickt aufs Halbjahr, ist unüberhörbar. Heynckes ist gelassener geworden im 33. Trainerjahr, etwas Eitelkeit gesteht er sich aber schon zu. Er sagt: "Jeder Trainer braucht Zeit, um einer Mannschaft den Stempel aufzudrücken."

Man darf das als Erklärungsansatz für den ersten Teil eines kraftraubendes Kalenderjahres verstehen. Heynckes' Team konnte im Frühjahr Dortmund nicht mehr folgen, es verpasste unglücklich den Europacup-Triumph in der eigenen Arena und ging im Pokalfinale gegen den BVB unter - ehe nun alle "aus einem Jahr voller Emotionen die positive Energie mitgenommen" hätten in die neue Serie, erklärt Heynckes.

Man habe sich auch vorige Saison - im ersten Jahr seines dritten Bayern-Engagements - systematisch verbessert gehabt. Doch nun sei "eben vieles verfeinert" worden; mit der Klasse des Personals allein habe der Fortschritt bestimmt nicht zu tun, über solche Sichtweisen müsse er schmunzeln, sagt Heynckes und schmunzelt: "Wenn man nur sechs Gegentore kriegt, hat das nix mit der individuellen Klasse zu tun, sondern mit der gesamten Formation." Ihn eingerechnet, versteht sich.

Heynckes, das muss man sagen, preist bereits seit seinem Dienstantritt im Frühsommer 2011 den Wert des Kollektivs. Und diese qualitativ nun doch dichter besetzte Mannschaft zu einer Reaktion auf zwei Demütigungen nacheinander durch den BVB gebracht zu haben, das macht ihn vernehmbar zufrieden.

Auch mit dem ungeduldigen Sportvorstand Matthias Sammer hat sich der Coach offenkundig arrangiert, "ein sehr vertrauensvolles Miteinander" verbinde sie, versichert er jedenfalls. Überhaupt, alles und jeden bezieht Heynckes kurz vor dem Fest gern in sein Fazit ein. Er lobt sogar namentlich den öffentlich unsichtbaren Ersatzkeeper Tom Starke und ebenso "die Platzwarte"; sie hätten mit viel Arbeit dem Wintereinbruch getrotzt.

Das alles ist demnach die Basis dessen, was Heynckes mit Recht "konstant guten Fußball auf hohem Niveau" nennen darf. Die Fortsetzung ist für Freitag eingeplant, wiewohl Heynckes vor einem Gegner warnt, dem man vorige Saison zweimal unterlag (0:1, 1:3). Javier Martínez (Kapselzerrung, Erkältung) könnte in der Startelf fehlen, doch beunruhigt wirkt Heynckes nicht. Er sagt, er habe den VfL analysiert. Natürlich hat er das.

© SZ vom 14.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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