Bayern-Stürmer Mario Mandzukic:Sechs Trainings-Tore gegen den Frust

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Blieb daheim an der Säbener Straße: Torjäger Mandzukic durfte die Bayern nicht nach Gladbach begleiten. (Foto: Lennart Preiss/Getty)

Beim FC Bayern fordern Pep Guardiola und Matthias Sammer täglich Konzentration und Körperspannung bis zur Erschöpfung. Wer nicht "wie ein Tier" trainiert, fliegt wie Stürmer Mario Mandzukic gegen Gladbach aus dem Kader. Dass den Kroaten die Zukunftspläne des Vereins wurmen, bestreiten die Beteiligten.

Von Ulrich Hartmann

Die Welt des Torjägers Mario Mandzukic wankt. Während der FC Bayern Sieg an Sieg reiht, fürchtet der 27-Jährige seine Vertreibung aus dem Fußballparadies. Der aktuell drittbeste Torschütze der Bundesliga steckt in der Bredouille. Mandzukic hatte beim 2:0-Sieg in Mönchengladbach am Freitagabend nicht mal auf der Ersatzbank gesessen - er war gar nicht erst mitgenommen worden an den Niederrhein.

Der Kroate gehörte nicht zum 18-köpfigen Kader, weil er zuvor eine schwache Trainingsmoral gezeigt haben soll. Beim FC Bayern dürfe man sich keine Durchhänger leisten, formuliert der Sportdirektor Matthias Sammer als Fanal. Auch nicht, wenn der tabellarische Vorsprung wächst und wächst. "Wir denken nur an uns", sagt der Kapitän Philipp Lahm und liefert mit diesem Bekenntnis einen Hinweis darauf, dass der FC Bayern sich eventuelle Probleme allenfalls selbst bereitet.

"Wie harmonisch wir als Mannschaft wirklich sind, wird sich erst zeigen, wenn alle wieder fit sind", sagte Lahm nach einem Spiel, von dem Mandzukic ausgeschlossen worden war, obwohl diverse Stammkräfte verletzt fehlten. Trainer Pep Guardiola setzte lieber Talente wie Ylli Sallahi, Pierre-Emile Höjbjerg oder Mitchell Weiser auf die Bank. Auch ein ganz besonderer Luxus.

Beim FC Bayern fordern Trainer Pep Guardiola und Sportdirektor Matthias Sammer offenbar jeden Tag Konzentration und Körperspannung bis zur Erschöpfung. So klingt das jedenfalls beim Kampfrhetoriker Sammer. Mandzukic, in der Hinrunde in allen Spielen dabei, haben sie den Denkzettel verpasst, weil er, so Sammer ironiefrei, nicht trainiert habe "wie ein Tier".

Solch eine Formulierung wirft eine Verkettung von Fragen auf: War er wirklich nur lustlos? Oder ist er sauer, weil er keine Zukunft mehr beim FC Bayern sieht? Bröckelt das Verhältnis zwischen dem Verein und seinem Stürmer, weil im Sommer Robert Lewandowski aus Dortmund kommt und weil beispielsweise Franz Beckenbauer diesem die Guardiola-affinere Spielweise zuspricht? Steht ein unzufriedener Mandzukic deshalb vor dem Absprung? "Wir taktieren auf dem Spielfeld, aber doch nicht mit Menschen", widersprach Sammer pauschal. Er habe nicht den Eindruck, dass Mandzukic schmollt, weil Lewandowski kommen wird.

Alles, was darüber spekuliert werde, sei "definitiv falsch". Es habe einfach nicht gereicht für einen Platz im Kader, so Sammer: "Du brauchst, wenn du im Leistungssport erfolgreich sein willst, eine gesunde Grundaggressivität und Wachheit." Einen Kaderplatz müssen man sich immer wieder neu verdienen: "Wir erwarten, dass Mario jetzt wieder Gas gibt, denn wir brauchen ihn, daran hat sich ja nichts geändert."

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Am Mittwoch im Nachholspiel beim VfB in Stuttgart steht der Kroate vermutlich wieder im Kader. Erste Streicheleinheiten bekam er bereits am Samstag. Im Trainingsspielchen an der Säbener Straße ballerte sich Mandzukic mit sechs Toren den Frust von der Seele. "Das war gut! Bravo, Mandzu!", lobte ihn der Trainer.

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Guardiola hatte einst angekündigt, dass sich Profis, die seinem Kurs nicht folgen, jederzeit auf der Tribüne wiederfinden können. Thomas Müller weiß, wie einem so eine Maßnahme erspart bleiben kann: "Man muss für sich selbst schauen, dass man immer alles gibt und für die Mannschaft da ist, dann kriegt man auch keine Probleme." Im Fall Mandzukic werde der Trainer "seine Gründe haben", deutete Müller an, "da steht die Mannschaft auch dahinter".

Generell aber macht sich Müller keine Sorge um die Qualität der Münchner Startelf: "Wir haben hier in Gladbach Männer-Profifußball gespielt, so, wie wir es uns abverlangen." Zu bestaunen waren im Park der Borussen robotergleich kombinierende Münchner Gäste. Mit nahezu ungestörten Ballstafetten siegten sie auch ohne Ribéry, ohne Robben und ohne Mandzukic bei verschüchterten Gladbachern.

"Insofern hat es bei uns doch jeder schwer, denn es geht nicht nur um die ersten elf Plätze, sondern um die 18 Plätze im Kader", zog Kapitän Lahm seine Schlüsse aus der Demonstration. Seien erst einmal alle Spieler fit, werde die Auswahl für Guardiola nicht leichter. Am Mittwoch in Stuttgart und am Sonntag gegen Frankfurt wird dies noch nicht der Fall sein. Aber spätestens wenn es im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Arsenal geht, wird wohl auch Mandzukic im Training zu Höchstform auflaufen.

Zum Abschied aus Gladbach blieb Guardiola noch Zeit für Höflichkeiten. Er lobte den Torwart der Gastgeber: "Ter Stegen ist einer der besten Torhüter der Welt. Er ist sehr gut mit dem Fuß. Falls Barcelona ihn holen sollte, kann ich ihnen nur gratulieren." Zudem ging ein Gruß nach Salzburg. Dort hatten die Münchner im letzten Test vor dem Rückrunden-Start der Liga noch 0:3 verloren, womit Guardiola einige disziplinarische Maßnahmen - auch die Mandzukic-Demission - viel leichter durchsetzen konnte. Guardiolas Fazit: "Ich bedanke mich für diese Niederlage."

© SZ vom 27.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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