Führten die Bayern 4:1, 5:1 oder gar schon 6:1? Irgendwann kamen die Zuschauer mit dem Zählen nicht mehr nach. Auch ein Blick auf die Anzeigentafel des Münchner Stadions half nichts, denn dort prangte unbeeindruckt die Aufstellung. Ein Name war soeben hinzugerutscht. Mario Gomez hatte das Spielfeld betreten und er schien in jenen Schlussminuten dieses ereignisreichen Abends noch Tatendrang zu verspüren.
Gomez' Auftritt geriet zur effektivsten Vorstellung eines Münchner Kurzarbeiters seit vielen Jahren: Drei Treffer erzielte der Nationalstürmer innerhalb von sechs Minuten (80., 83., 86.), wobei er gefühlt auch nur dreimal den Ball berührte. Jeder Schuss ein Treffer, das gelang in dieser Kürze zuletzt Carsten Jancker. Er brauchte beim 16:1-Wettschießen der Bayern im Pokal 1997 gegen die armen Amateure aus Waldberg nur fünf Minuten für drei Tore.
"Mario hat die wunderbaren Pässe, die sie ihm reingespielt haben, traumwandlerisch verwertet", jubilierte Präsident Uli Hoeneß nach dem Spiel: "Das ist im Allgemeinen die Aufgabe von einer Nummer neun. Und die hat er phantastisch gelöst." Auch von Kapitän Philipp Lahm gab es Lob: "Sensationell" habe der Stürmer agiert.
Gomez selbst stapfte wortlos zum Mannschaftsbus. Er ist ja ein eher zurückhaltender, leiser Charakter, der allen Leuten gerne Auskunft gibt. Als er zuletzt kaum mehr zum Einsatz kam, wollten ihn einige mit harten Fragen dazu bewegen, seinen Frust öffentlich kundzutun - doch Gomez war dazu nicht bereit gewesen. Es gehört zu seiner Münchner Leidensgeschichte in dieser Saison, dass er diese eher still erträgt und stets auf den Mannschaftserfolg hinweist. Trotz passabler Torquote trat er kaum in Erscheinung, oft war er verletzt oder saß einfach nur draußen. Weil ihm Mario Mandzukic vorgezogen wurde. Manchmal auch Claudio Pizarro. Jetzt wollte er gar nichts sagen, seine Tore unkommentiert im Raum stehen lassen.
Weil dieser Zustand länger andauert, als einem Nationalstürmer wie Gomez lieb sein kann, ergriff am Wochenende sein Berater Uli Ferber das Wort. Es könne so nicht weitergehen, sagte er sinngemäß. Gomez müsse regelmäßig spielen, andernfalls müsse sich sein Klient woanders hin orientieren. Klar ist aber, dass der Stürmer es lieber bei den Bayern packen will.