Bayern-Sieg in Bremen:Guardiola vermisst die kreativen Spieler

Werder Bremen - Bayern München

Pep Guardiola (r.): Vermisst seine Außenstürmer

(Foto: dpa)
  • Der FC Bayern spielt ohne die verletzten Spieler Arjen Robben, Franck Ribéry, Douglas Costa, Kingsley Conan und Mario Götze 1:0 gegen Werder Bremen.
  • "Diesmal war das noch okay, aber die nächsten Wochen brauchen wir die Spieler zurück", sagt Trainer Guardiola. Sie sind die Kreativen in der Mannschaft.
  • Am Dienstag bestreitet der FC Bayern das Champions-League-Gruppenspiel beim FC Arsenal.
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Von Frank Hellmann, Bremen

Kaum war der Schlusspfiff ertönt, senkte Felix Wiedwald den Kopf. Und kauerte eine ganze Weile auf dem Rasen des Weserstadions. Sein Gegenüber Manuel Neuer dagegen ballte erfreut die Faust, um sogleich den einzigen Torschützen Thomas Müller an die breite Brust zu drücken. Die Reaktion der beiden Torhüter sprach nach dem Bundesliga-Klassiker SV Werder gegen FC Bayern Bände. Die 0:1-Heimniederlage - die fünfte Niederlage in Serie für die Grün-Weißen - sorgte für eine herbe Enttäuschung in Bremen, während die Münchner sich über den neunten Sieg hintereinander und einen neuen Startrekord freuten, den nächsten.

"So etwas nehmen wir gerne mit, aber ein Ende ist nicht in Sicht", kündigte Kapitän Philipp Lahm später mit einem schelmischen Grinsen an. Doch ganz so ein Selbstläufer war dieser Sieg nicht. "Wenn unter der Woche nur vier Profis beim Training sind, ist es schwierig", erklärte der Routinier mit Blick auf die Länderspielpause. "Und uns haben die Spieler gefehlt, die Eins-gegen-Eins-Situationen lösen."

Den Verzicht auf die allesamt verletzten Kreativen Arjen Robben, Franck Ribéry, Douglas Costa, Kingsley Conan und Mario Götze bildete auch für Bayern-Trainer Pep Guardiola die Erklärung für den insgesamt etwas unrunden Auftritt des Rekordmeisters, der diesmal allzu sehr den Kontrollmechanismus bemühte. Dass unter dem Strich bei 80 Prozent Ballbesitz nur 13 Torschüsse und nicht mal eine Handvoll guter Chancen heraussprang, ist angesichts des Münchner Anspruchs eher ungewöhnlich.

"Von fünf Außenstürmern habe ich im Moment keinen. Diesmal war das noch okay, aber die nächsten Wochen brauchen wir die Spieler zurück", sagte Guardiola, der in der Nachspielzeit so dem Rechtsaußen Milos Pantovic, 19, zu seinem Bundesligadebüt verhalf. Bremen ("eine der besten Mannschaft in der deutschen Geschichte") habe tief gestanden, "und dann war es nicht einfach für uns", sagte Guardiola.

Richtig böse war der Katalane aber nicht, schließlich hebt schon am Sonntagabend die Chartermaschine vom Münchner Flughafen ab, der den FCB-Tross nach London bringt. Die ungewöhnlich frühe Anreise zum Champions-League-Gruppenspiel beim FC Arsenal am Dienstagabend begründete Guardiola damit, "dass wir in London immer eine Stunde mehr einplanen müssen - zum Training, zum Hotel."

Vielleicht war die Arsenal-Partie auch schon in den Hinterköpfen einiger Spieler, die am Samstag einfach zu früh in den Verwaltungsmodus schalteten. Ausgerechnet der sonst so kritische Sportdirektor Matthias Sammer, vor zwei Jahren in Bremen mal mit einer Wutrede ("lethargisch!", "ohne Emotion") auffällig geworden, wollte auch nicht meckern. "Wir haben ein Zeichen gesetzt, das war wichtig. Wenn so wichtige Offensivspieler fehlen, dann tut das auch uns weh", sagte er.

Lewandowski leidet

Dem bayrischen Ensemble fehlten nach der frühen Führung durch Thomas Müller, der einen Thiago-Pass nach zu kurzer Kopfballabwehr von Theodor Gebre Selassie kunstvoll stoppte und nach einer ungelenk erscheinenden, aber sehr effektiven Bewegung verwertete (23.), sichtlich die Überraschungsmomente. Aber auch die Konsequenz, die Entscheidung herbeizuführen. Als gleich zweimal Anthony Ujah aus aussichtsreicher Position abzog (68. und 75.), wackelte die Führung bedenklich. "Es ist immer ein bisschen schwierig, wenn sich eine Mannschaft mit elf Spielern hinten reinstellt", sagte Neuer, wollte das aber "als legitimes" Mittel der Gegner anerkennen.

Tatsächlich hatte sich Guardiola-Kollege Viktor Skripnik eine neue Taktik einfallen lassen, die gegen den Ball - und den hatte nun einmal fast immer der haushohe Favorit - eine Fünferkette vorsah, bei der sich Philipp Bargfrede als Sechser zwischen die Innenverteidiger Alejandro Galvez und Assani Lukimya fallen ließ. In dieser 5-4-1-Formation verteidigte Werder so tief und konzentriert wie noch nie in dieser Saison - Wiedwald wunderte sich jedenfalls selbst, wie wenig er auf sein Tor bekam. Unter dem Strich nämlich nur vier Schüsse.

"Wir haben die Welt nicht umgedreht"

Glück hatte der Werder-Keeper allerdings, dass sein grenzwertiges Einsteigen gegen Robert Lewandowski nicht mit Elfmeter geahndet wurde. "Ich habe den Ball gespielt, daher war es kein Foul", meinte Wiedwald, der allerdings dem Oberschenkel Lewandowskis einige Schrammen zufügte. "Wir können von Glück sagen, dass Robert sich da nicht schwerer verletzt hat", meinte Sammer.

Ansonsten gab es zwischen den einstigen Erzfeinden auch hinterher kaum Streitpunkte. Werder muss sich gegen andere Gegner die nötigen Punkte im Abstiegskampf holen. "Es darf bei uns keiner zufrieden nach Hause gehen", mahnte Kapitän Clemens Fritz an, "aber immerhin haben wir es den Bayern schwerer gemacht und haben kompakt gestanden. Da waren einige gute Ansätze dabei." Im Auswärtsspiel am kommenden Samstag beim FSV Mainz stehen die Bremer dennoch unter Zugzwang, denn danach kommt Borussia Dortmund.

Es droht ein weiteres Abrutschen in der Tabelle, in der Bremen momentan auch nur mit sieben Punkten Platz 14 belegt. Vielleicht war Skripnik auch deswegen extrem schlecht gelaunt. Jedenfalls brach er das in Bremen übliche Gespräch mit den Reportern nach der Pressekonferenz ab, als es um taktische Fragen ging. Sein Fazit zuvor: "Die Leistung mit Wille, mit Kratzen und Beißen, macht Hoffnung. Aber wir haben die Welt nicht umgedreht: Bayern hat wieder gewonnen."

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