Bayern-Sieg in Augsburg:In 13 Minuten zur Herbstmeisterschaft

FC Augsburg v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Feiern sich und den FC Bayern: Arjen Robben (links) und Franck Ribéry

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der FC Augsburg spielt gegen den FC Bayern mutig und schlau. Eine Hälfte lang. Doch der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga gewinnt noch 4:0. Weil er Arjen Robben hat.

Von Matthias Schmid

Es lief schon die Nachspielzeit in der ersten Hälfte, als Manu wieder den Libero geben musste. Es war nicht das erste Mal in diesem Spiel, dass Bayern-Torhüter Manuel Neuer als letzter Mann gefragt war, wie weiland im WM-Achtelfinale gegen Algerien. Neuer hatte diesmal Glück, dass er den Ball doch noch irgendwie erwischte und nicht den Augsburger Tobias Werner, als er da aus seinem Tor eilte, über den Rasen rutschte und der Hintern ihm half, den Ball doch noch ins Aus zu befördern.

Es war nicht schön anzusehen, wie die Münchner am Samstagnachmittag beim FC Augsburg anfangs spielten. Die Augsburger machten es dem Rekordmeister aber auch nicht einfach, sie waren eine Hälfte lang sogar richtig lästig. Sie waren keiner jener Gegner, die gegen die Über-Bayern devot auf dem Platz stehen, und den Schlusspfiff schon in der ersten Minute herbeisehnen. Es hat ja sogar schon Trainer in der Bundesliga gegeben, die ihre besten Spieler schonten, weil das Ergebnis gegen die Münchner angeblich schon vor der Partie feststand. Augsburg war anders, mutiger, schlauer.

Am Ende reichte es allerdings nicht zu einer Überraschung, "zu einer Sensation", wie Augsburgs Trainer Markus Weinzierl sie erträumt hatte. Auch der FCA unterlag dem FC Bayern, 0:4 (0:0). Für die Münchner war es nach Toren von Medhi Benatia (58.), Arjen Robben (59./71.) und Robert Lewandowski (68.) der sechste Sieg nacheinander, sie gewinnen nicht nur die Herbstmeisterschaft, Manuel Neuer ist nun auswärts seit 568 Minuten ohne Gegentor.

Das Spiel war tatsächlich enger, als das am Ende hohe Ergebnis vermuten lässt. "Wir haben das 60 Minuten ordentlich gemacht, sind ein hohes Risiko gegangen", sollte Weinzierl später sagen. Die Bayern-Spieler erlebten die mutige Taktik des Gegners schon unmittelbar nach dem Anpfiff. Mit den drei Spielern Tobias Werner, Halil Altintop und Nikola Djurdjic liefen sie die ballführenden Münchner an, in deren Strafraum. Kompromisslos. Bisweilen übermotiviert. An den Ball kam sie trotzdem nicht, die Münchner passten sich die Bälle in gewohnter Manier zu.

Doch viele Tormöglichkeiten hatten die Münchner in den ersten 45 Minuten nicht. Die Augsburger verteidigten geschickt, sie nahmen den Münchner Raum und phasenweise auch die Lust am Fußball, Franck Ribéry war so ein Beispiel, der mehr mit abfälligen Gesten auffiel als mit gelungenen Aktionen.

Benatia trifft zur Führung

Bayern-Trainer Pep Guardiola hatte mit seiner Aufstellung mal wieder für etwas Verwunderung gesorgt, er schickte zwar keinen Spieler aus der Regionalligamannschaft aufs Feld wie bei der Niederlage in Augsburg in der vergangenen Saison. Aber Thomas Müller und Mario Götze mussten es sich zunächst auf der Bank gemütlich machen. Dafür spielten Sebastian Rode - und Bastian Schweinsteiger von Beginn an.

Der Weltmeister tat das in der Bundesliga erstmals seit Mai, nach exakt 217 Tagen und überstandenen Patellasehnenproblemen. Er spielte eine Art Achter, also offensiver als Xabi Alonso. Arjen Robben konnte man dagegen keine Position zuordnen, er war überall, auf der rechten Seite, in der Mitte, halblinks. Aber noch ohne den nötigen Raum für seine berühmten Sprints samt abschließendem Abschluss.

Vorenthalten blieben Robbens Kunstwerke den Münchnern Fußballfreunden allerdings nicht. Nach dem Seitenwechsel genügte dem FC Bayern 13 Minuten, um aus einem wenig ansehnlichen Spiel ein mitreißendes zu machen. "Wir haben in der Halbzeit gesagt, es muss mehr kommen", berichtete Robben.

Den Anfang machte der Kopfball von Verteidiger Benatia (58.) zum 1:0. Dann folgte der Auftritt von Robben: Erst schlenzte der Niederländer einen Ball ins lange Eck. Nach dem zwischenzeitlichen 3:0 von Lewandowski ließ er auch noch das 4:0 folgen, mit einem echten Robben, er sprintete parallel zur 16-Meter-Linie, er läuft und läuft, bis sich eine Lücke auftut - und er mit links abschließen kann. "Arjen ist der beste Spieler der Welt - Feldspieler", erklärte Vorstandsboss Karl-Heinz-Rummenigge.

Also nicht besser als der Torwart-Libero Manuel Neuer. Der erlebte in der zweiten Hälte einen ruhigen Nachmittag, ohne weitere Ausflüge, sogar Ribérys Laune hellte sich auf, er kam beim 1:0 zu seiner 69. Torvorlage, seit er in der Bundesliga spielt.

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