Bayern-Sieg gegen ZSKA Moskau:Ein Abend für Experimente

Bayern-Sieg gegen ZSKA Moskau: Sebastian Rode (li.): Tor-Premiere in der Champions League

Sebastian Rode (li.): Tor-Premiere in der Champions League

(Foto: AP)

Die Partie gegen ZSKA Moskau ist für den FC Bayern bedeutungslos, Trainer Pep Guardiola nimmt sie dennoch ernst und testet ein komplett neues Mittelfeld - mit Schweinsteiger in der Startelf. Dreimal treffen die Münchner, erstmals in der Champions League auch Sebastian Rode.

Aus dem Stadion von Benedikt Warmbrunn

Zunächst einmal zur Bedeutung des Abends aus Sicht des FC Bayern. Daher ein Blick auf die Ersatzbank zum Anpfiff. Der junge Ersatztorwart Leopold Zingerle. Der junge Mitchell Weiser, der sehr junge Sinan Kurt. Dazu: Xabi Alonso, Arjen Robben, Robert Lewandowski, Rafinha. Eigentlich also ging es für den FC Bayern: um nichts mehr.

Es wurde ein gemütlicher Abend für die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola, die ja bereits vor dem abschließenden Champions-League-Gruppenspiel gegen ZSKA Moskau für das Achtelfinale qualifiziert war. Ruhig, seriös und abgeklärt konnten die Spieler die Partie aufbauen; erst am Strafraum warteten die Gäste. Ruhig, seriös und abgeklärt fanden die Spieler des FC Bayern auch dreimal die Lücken in diesem Bollwerk. Thomas Müller (18., Foulelfmeter), Sebastian Rode (83.) und Mario Götze (90.) trafen zum 3:0 (1:0)-Sieg.

"Wir haben mit großer Seriosität gespielt", lobte Guardiola.

"Alle haben es gut gemacht." Ein Spiel, in dem es eigentlich um nichts mehr geht, gibt es für Guardiola bekanntlich nicht. Dazu ist er zu ehrgeizig. Gegen Moskau ging es also darum, ein paar Varianten im Mittelfeld zu testen. Also darum, ein komplett neues Mittelfeld zu testen. Rode und Pierre-Emile Hojbjerg durften wieder einmal von Beginn an ihr Können beweisen, dazu kamen zwei Debütanten. Der 18-jährige Gianluca Gaudino spielte erstmals in der Champions League. Und der 30-jährige Bastian Schweinsteiger stand erstmals seit fast fünf Monaten wieder zum Anpfiff auf dem Fußballrasen. Das erste Mal also seit dem WM-Finale im Juli in Rio de Janeiro.

"Ich bin sehr zufrieden mit Bastis Leistung", sagte sein Trainer später. Und ergänzte: "Ich bin sehr stolz auf den gesamten Kader."

Schweinsteiger lief als erster auf den Rasen, er trug die Kapitänsbinde, und auch sonst war es ein guter Abend, um den zuletzt verletzten Körper zu testen. Moskau konzentrierte sich darauf, den Strafraum zu verrammeln, meistens standen an dessen Grenze zwei eng gestaffelte Viererketten. München konnte entspannt das Spiel an der Mittellinie eröffnen. Es störte keiner.

Mit schnellen, kurzen Pässen spielte sich das Team an den Sechzehner heran. Schon nach fünf Minuten wurde es gefährlich. Durch einen Konter der Gäste. Gaudino hüpfte unter einem lang geschlagenen Ball durch, und plötzlich stand Seydou Doumbia, der Angreifer von ZSKA frei vor dem Tor. Sein Kopfball flog vorbei.

Der FC Bayern näherte sich dem Tor nur langsam an. Dribbling, hohe Flanke, halbhohe Flanke, Distanzschuss - immer wieder war da ein Verteidigerbein, eine Verteidigerbrust, und der Ball blieb hängen. Abwehrspieler Jérôme Boateng versuchte es aus mehr als 20 Metern - vorbei (16.). Eine Minute später probierte es Franck Ribéry erneut mit einem Dribbling, wieder blieb er hängen. Allerdings mit dem Fuß. Foulspiel von Bebras Natcho, Elfmeter. Müller, Schuss nach links, die Führung (18.).

Auch nach dem Tor blieb es ein guter Abend für die vier im Mittelfeld, um sich ein bisschen Sicherheit zu verpassen. An der Mittellinie störte weiter keiner.

Aber Moskau konterte.

Fünf Minuten nach der Führung. Abwehrchef Dante mit einem Stellungsfehler, Doumbia dribbelte, mogelte sich durch mehrere Münchner Verteidigerbeine, und plötzlich stand er völlig frei vor Torwart Manuel Neuer. Schuss, Fußparade von Neuer, die Führung hielt.

Konzentration auf den letzten Pass

Der FC Bayern war weiter um einen seriösen Spielaufbau bemüht, und weil das keine Herausforderung war, konzentrierten sich die Spieler auf den letzten Pass. Lange erfolglos. Einmal stand Boateng an der gegnerischen Grundlinie, auch erfolglos. Die kreativste Minute für Guardiolas Spieler war die 41.: Erst stand Schweinsteiger nach einem Pass von Ribéry frei im Strafraum, seinen Drehschuss wehrte ZSKA-Torwart Igor Akinfejew zur Ecke ab. Diese flankte Götze auf den kurzen Pfosten, Müller verlängerte mit dem Kopf, knapp vorbei.

Nach der Halbzeit brachte Guardiola für Müller und Ribéry Robben und Lewandowski. Die Elf versuchte Moskau nun mit einem Angriff zu überwinden, der mal aus einem Dreimann-Sturm (Götze, Lewandowski, Robben), mal aus einem Nullmann-Sturm bestand. Es war dann eine Einzelaktion von Robben, die erstmals für große Gefahr sorgte. Nach einem Dribbling durch die halbe Moskauer Hintermannschaft stand er frei vor dem Tor, doch der Winkel war spitz, und Akinfejew hielt seinen Fuß hin (71.). Kurz darauf stand Robben wieder in dem spitzen Winkel, er flankte, Lewandowski verpasste knapp mit dem Kopf.

In den letzten Minuten wurden dann die Löcher in der Moskauer Defensive etwas größer. Rode profitierte davon, mit dem Kopf erzielte er sein erstes Champions-League-Tor (83.). In der letzte Minute traf Götze zum Endstand, mit einem Lupfer, es sah ganz leicht aus.

Und Guardiola bilanzierte: "Wir haben in der Champions League nur ein Spiel verloren. Und waren in jedem Spiel besser als unser Gegner."

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