Bayern-Sieg gegen SC Freiburg:Vergnügen mit Doppelkopf

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Lachen am Dienstag: Thomas Müller (l.) und Dante. (Foto: dpa)

Herbstmeister FC Bayern gewinnt das letzte Heimspiel des Jahres durch Tore von Arjen Robben und Thomas Müller mit 2:0 gegen Freiburg. Einziges Ärgernis aus Sicht der Münchner: Benatia, Lewandowski und Alonso müssen verletzt raus.

Aus dem Stadion von Gunnar Jans, München

Am Ende, nach dem Abpfiff in der Arena für dieses Jahr, wurde es kitschig. Licht aus, rote Leuchtbanden an, mit Tannenzapfen geschmückt. Auf den Banden stand "Feliz Navidad", "Joyeux Noël" und "Boas Festas", "Frohe Weihnachten" und "a guads Neis". Die Mannschaft grüßte von der Videowand mit roten Mützen und einem schön schräg vorgetragenen "Merry Christmas" - und dann persönlich mit einem Plakat vor der Kurve.

Und wo früher der ehemalige Präsident Uli Hoeneß, bekennender Pyromane, ein Feuerwerk angeordnet hätte, folgte dem künstlerisch wertvollen 2:0 (1:0) des FC Bayern gegen den SC Freiburg nun eine Lasershow. Wer lilafarbene oder neongrüne Baumkugeln mag, wird an diesen grellen Lichtern seine wenig stille Freude gehabt haben.

Ein ungewohntes Bild in der Arena gab es schon 90 Minuten zuvor: Man sah graue Sitzschalen. Dort, wo sonst meist alle Plätze belegt sind, blieben ganze Reihen leer, vornehmlich im Nordkurvenblock, doch selbst mancher Haupttribünenkarten-Inhaber ließ seine Einlasskarte beim letzten Auftritt des Jahres ungenutzt. Ob dies nur an saisonbedingten Ausfallserscheinungen - also der einen oder anderen Weihnachtsfeier - lag oder erste Ermüdungserscheinungen beim dauerverwöhnten Publikum zu beobachten sind angesichts des Siegeszug des Spitzenreiters, ist nicht abschließend zu klären.

In jedem Fall stand nach Abpfiff mal wieder ein Rekord zu Buche: Nur drei Gegentreffer in 16 Bundesligaspielen hat zuvor niemand zugelassen. Wer genau hinsah, konnte bei den Freiburgern auch keinen wirklich gefährlichen Schussversuch erkennen. Nach neun Heimspielen mit neun Siegen zog Thomas Müller, der das zweite Bayern-Tor per Kopfball erzielte, ein kleines Zwischenfazit: "Wenn wir heute Nacht ins Bett gehen, haben wir zwölf Punkte Vorsprung. Wir haben unsere Pflicht erfüllt." Der Vorsprung kann sich zwar noch verringern, falls der VfL Wolfsburg an diesem Mittwoch in Dortmund punktet, aber die Münchner können ihn am Freitagabend in Mainz schon wieder ausbauen - danach aber ist erst einmal Winterpause.

Pep Guardiola betreute die Münchner zum 50. Mal in der Bundesliga, nur zwei Spiele hat er mit dieser Mannschaft verloren, und auch am Dienstagabend war schnell klar, dass es die dritte Pep-Niederlage auch nicht gegen die zwar tapferen, aber harmlosen Gäste geben werde. Ohnehin geschwächt durch die Ausfälle von Mittelfeldstratege Vladimir Darida und Flügelstürmer Jonathan Schmid, hatten die Breisgauer von Beginn an wenig entgegenzusetzen.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Unbayerischer Bernat

Der Linksverteidiger scheitert an Latte, Pfosten und Torwart Bürki, Manuel Neuer jongliert den Ball auf seinem Oberschenkel und Arjen Robben ist der Schnellste auf dem Planeten Freiburg. Der FC Bayern beim 2:0-Sieg in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

Es schien, als wolle die gnadenlose Münchner Maschinerie, die seit Wochen jeden platt walzt, der sich ihr in den Weg zu stellen versucht, diesmal durch künstlerische Noten beim Abschluss gefallen. Doch so schön ihre Versuche auch anzuschauen waren, sie übertrieben es anfangs mit ihrer Kunst: Götze versuchte den Ball ins Tor zu streicheln - Kempf rettete (10.). Müller probierte sich als Nachahmer seines legendären Namensvetters mit einem Hüftdrehschuss - links vorbei (22.). Und noch einmal Götze, der den Ball mit der Brust stoppte, sich selbst vorlegte und lässig ins Tor heben wollte - Freiburgs Torwart Bürki rettete (25.).

Dies waren nur drei exemplarische Chancen, aus denen die Überlegenheit deutlich wurde, ebenso wie aus der Statistik der ersten Halbzeit: 16:0 Torschüsse, 6:0 Ecken, 82 Prozent Ballbesitz. Und ein 1:0 kurz vor der Pause. Aber welch ein sehenswerter Treffer das war: gefühlvolle Hereingabe von Alonso, Kopfball-Vorlage Ribéry kurz vor den Fünfmeterraum, und auf engstem Raum zelebrierte Robben eine Art Flugkopfball ins kurze Eck.

Der bayerische Doppelkopf - diesmal in französisch-niederländischer Co-Produktion. Doppelkopf am Dienstag. Das ist ja ohnehin ein Bayern-Tag: Keines der vergangenen 16 Bundesligaspiele an einem Dienstag verlor der FC Bayern, zwölf der Duelle gewann er.

Besiegelt war der Sieg schon kurz nach der Halbzeit. Wieder beteiligt war Arjen Robben, der zuvor sein 100. Pflichtspiel-Tor für die Münchner erzielt hatte. Nun wirkte er als Vorbereiter: Robbens Vorlage wurde von Bernat an die Latte verlängert, und dann stand Müller da, wo instinktsichere Torjäger eben stehen, wenn der Ball von der Latte zurück in den Strafraum gelangt: an der richtigen Stelle. Müller nickte ein zum 2:0 (48.). Dass er sich dabei ein wenig verletzte an der Stirn, er zweimal mit der Hand im schmerzverzerrtem Gesicht fühlte, ob es dort blutete (tat es nicht), zeigt: dass sie sich allenfalls selbst schlagen können beim FC Bayern. Tun sie natürlich auch nicht, Müller lachte gleich wieder - über sich selbst.

Dennoch mussten die Bayern dreimal verletzungsbedingt auswechseln, dies waren die betrüblichen Momente der Veranstaltung: Medhi Benatia (39.), Robert Lewandowski (45.) und Xabi Alonso (60.) humpelten angeschlagen vom Platz. Benatia zog sich eine Leistenzerrung zu, für ihn ist die Hinrunde beendet, Lewandowski und Alonso erhielten jeweils einen Schlag auf den Unterschenkel, ihr Einsatz in Mainz ist offen.

Ein spätes Tor vor der Halbzeit, ein frühes danach, dabei blieb es dann auch, und das hatten die Freiburger ausschließlich dem überragenden Roman Bürki im Tor zu verdanken. Der Schweizer vereitelte weitere Chancen von Dante (62.), Bernat (70.), Robben (81.) und erneut Bernat (87.), stellte später aber resigniert fest: "Die sind einfach zu stark!" Trotzdem hatte der beste Freiburger an diesem Abend ein Feuerwerk der Bayern verhindern können. Gegen die Lasershow nach Abpfiff konnte er nichts ausrichten.

© SZ vom 17.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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