Bayern-Sieg gegen den VfB:Da hüpft das Herz

FC Bayern Muenchen v VfB Stuttgart - Bundesliga

Auch Douglas Costa hüpft - hier nach seinem Treffer zum 2:0 gegen den VfB Stuttgart.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Thomas Hummel

Vier Tore schon vor der Halbzeit

Es war herrlich, diesem VfB Stuttgart zuzusehen. Bayern-Trainer Pep Guardiola hatte es ja gesagt: "Ich bin beeindruckt von ihrer Spielweise." Auch nach diesen 90 Minuten musste man beeindruckt sein. Davon, wie sehr Guardiolas Kollege Alexander Zorniger an seine Spielidee glaubt. An seine Idee vom mutigen Attackieren, vom offensiven Spiel. Auch wenn er damit einen Untergang erlebt.

Am Ende hieß es 0:4. Beim FC Bayern schossen Arjen Robben (11.), Douglas Costa (18.), Robert Lewandowski (37.) und Thomas Müller (40.) die Tore. Der Klub bleibt nach dem elften Sieg im zwölften Ligaspiel mit großem Abstand vorne. Stuttgart fiel auf den Relegationsplatz 16 zurück.

Für die Münchner war dieser Gegner wie ein strahlend sonniger Tag nach vielen Tagen mit Nebel und Regen. Zuletzt hatten ja alle das Fußballspielen gegen sie eingestellt und sich aufs Fußballverhindern konzentriert. Mal mit wenig Erfolg (Arsenal), mal mit mehr (Frankfurt). Diesmal trafen sie wie gewohnt auf einen völlig unterlegenen Konkurrenten, der aber das Kräftemessen auf offenem Felde suchte. Da hüpft das Herz der Künstlerschar.

Guardiola stellte mit Robben, Costa, Lewandowski, Müller und Coman wieder alle Ballartisten auf. Im Grunde spielte er mit fünf Stürmern. Dabei wurde deutlich, warum sich die meisten Gegner so verbarrikadieren: Weil diese Artisten schlichtweg so schnell sind, dass man ein Rudel Verfolger braucht, um sie eventuell am Toreschießen hindern zu können. Beim 1:0 rannten sie den Stuttgartern grotesk davon. Nach einer Ecke für den VfB rollte der Raketen-Konter durch den Stadtteil Fröttmaning, sechs Rote sprinteten auf einen Weißen zu. Den dribbelte Costa noch aus und Robben verlängerte die Flanke mit dem Bauch ins Tor.

Dieser Konter war wie ein Donnerschlag für die Stuttgarter, die zuvor das Spiel halbwegs im Mittelfeld halten konnten. Nun wussten sie, was passiert, wenn die Bayern das Tempo anziehen.

Beim 2:0 durch Costa standen wieder viel mehr Rote als Weiße im Strafraum. Das 3:0 von Lewandowski fiel nach einem Konter. Vor dem 4:0 von Müller hatten schon drei Münchner Richtung Tor gezielt, bis der Ball endlich drin war. Neben Schnelligkeit waren sie nun auch entschlossener und gieriger. Oder wie Zorniger vorher erklärt hatte: "Wir sind leider nicht die Großmeister im Verteidigen in der Box."

Zwei Abseitstore

Es sind seltsame Spiele, die man bisweilen in München sieht. Denn obwohl die Stuttgarter 0:4 zur Pause hinten lagen, war ihr bester der Torwart. Przemysłan Tyton hielt noch einige Schüsse, zum Beispiel einen Volleyknaller von Lewandowski oder einen Versuch von Robben. Die Münchner waren deutlich überlegen. Dennoch hinterließ die Führung ein "Gschmäckle", wie der Schwabe sagt.

Badstubers Rückkehr löst lauten Jubel aus

Vor dem 2:0 und dem 3:0 standen diverse Bayern-Spieler knapp oder deutlich im Abseits, ohne dass Schiedsrichter Bastian Dankert pfiff. Dafür unterband er kurz nach der Pause einen Treffer des Stuttgarters Timo Werner, obwohl der regelgerecht erzielt war.

Dass diese Fehlentscheidungen keine großen Turbulenzen auslösen dürften, lag einerseits an der Dominanz der Münchner. Andererseits daran, dass die Stuttgarter ihre schönen Ansätze in der Offensive ihrerseits nicht nutzten. Denn bisweilen kamen die Gäste zu schönen Angriffen. Doch Filip Kostic traf nur die Latte (nach einem Fehler von Alaba! 33.), Timo Werner schoss drüber (36.), und Philip Heise zielte genau auf Manuel Neuer (64.).

Nach einer Stunde stand es also 4:0 - und das Spiel verlor seinen Wettkampfcharakter. Es wirkte wie ein Schaulaufen bei Olympia: schon Sport, aber wenn was schief geht, ist es halb so schlimm. Robben lupfte freistehend vorbei, Robben schlenzte freistehend vorbei, Coman scheiterte freistehend an Tyton, Lewandowski auch. Guardiola wechselte seine Innenverteidigung aus. Zuerst kam der lange verletzte Medhi Benatia. Dann der noch viel länger verletzte Holger Badstuber. Was den größten Jubelsturm des Nachmittags auslöste.

Für Badstuber war es der richtige Moment, um sich wieder an das Bundesliga-Niveau heranzutasten. Es war ein fröhlicher Tag in München. Die Zuschauer waren zufrieden, die Fans sangen. Sie hätten auch ein Loblied an den VfB und seinen Trainer anstimmen können, der so wunderbar mitspielte und das Spektakel erst ermöglichte.

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