Bayern-Sieg gegen Augsburg:Der Linienrichter muss helfen

FC Bayern Muenchen v FC Augsburg - Bundesliga

Da jubelten sie dann doch: Die Spieler des FC Bayern mühten sich gegen Augsburg zu einem 2:1.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Eine falsche Entscheidung zwei Minuten vor Schluss bringt dem FC Bayern noch einen 2:1-Sieg gegen störrische Augsburger.
  • So wird Douglas Costa mal wieder zum Matchwinner.
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Von Thomas Hummel

Der FC Bayern gewinnt mit einem Tor in den letzten Spielminuten, Douglas Costa bereitete vor, Thomas Müller vollendete. Soweit, so üblich. Doch diesmal war es doch anders. Diesmal war noch ein Akteur am Münchner Siegtreffer beteiligt, der dafür eigentlich nicht eingeplant ist.

Douglas Costa dribbelte also zwei Minuten vor Schluss in den Augsburger Strafraum. Der Brasilianer war diesmal nicht wie zuletzt ständig leicht und flockig an seinen Gegenspielern vorbeigelaufen, er hatte seinen bisher mäßigsten Tag in München erwischt. Er legte sich den Ball an Gegenspieler Markus Feulner vorbei und rannte los. Er rannte aber nicht um Feulner herum, sondern einfach in den Augsburger hinein. Costa fiel hin. Kurz Ruhe im Stadion. Und dann ein Pfiff.

Schiedsrichter Knut Kircher gab auf Anraten seines Assistenten Elfmeter. Es war ein Fehler. Der spielentscheidende Fehler. Thomas Müller verwandelte sicher zum 2:1. Damit bleibt der FC Bayern mit vier Siegen in vier Spielen auf Platz zwei hinter Dortmund. Der FC Augsburg hingegen steckt mit nur einem Punkt hinten in der Tabelle fest.

Die Augsburger waren entsprechend erregt. So nah waren sie dran gewesen an einer Überraschung. Hatten 1:0 geführt in der Halbzeit durch das Tor von Alexander Esswein (42.). Hatten sich gegen die überlegenen Münchner gewehrt und erst nach 77 Minuten durch Robert Lewandowski den Ausgleich hingenommen. Und dann der Schlag zum Schluss. "Das war ein Witz, da einen Elfmeter zu geben. Das ist kein Elfmeter, nie im Leben. Ich weiß nicht, was der Linienrichter da im Kopf hat, so eine weitreichende Entscheidung zu treffen", schimpfte Kapitän Paul Verhaegh.

Er sage lieber nichts über seine Gefühle, meinte dagegen FCA-Coach Markus Weinzierl, "sonst werde ich auch noch persönlich bestraft, die Mannschaft ist schon genug gestraft worden", ehe er dann doch etwas sagte: "Das war eine katastrophale Entscheidung, wir sind beschissen worden." Doch alle Beschwerden brachten nichts und es wird die Gäste auch kaum trösten, dass Referee Kircher sich später vor dem Mikrofon eines Sportschau-Reporters für die Szene entschuldigte ("da lag der Assistent falsch").

Dabei hatten die Augsburger ihre Sache gut gemacht, sie hatten erneut die Bayern geärgert. Die bayerischen Nachbarn sind der einzige Klub, der dem FC Bayern seit der Ankunft von Trainer Pep Guardiola zwei Niederlagen zugefügt hatte in der Bundesliga (auch wenn die Münchner da beide Male schon Deutscher Meister waren). Und der letzte Gegner, dem in München ein Tor gelungen war. Am 9. Mai war das gewesen, Raúl Bobadilla traf damals.

Bobadillas Nachfolger kam in der Münchner Arena 332 Spielminuten nach dem Zwischenfall im Mai aus dem eigenen Team: Alexander Esswein drosch den Ball unter das Tordach. Bobadilla war an der Vorarbeit beteiligt, doch der entscheidende Mann war Ja-Cheol Koo. Der Koreaner, mit fünf Millionen Euro Ablöse nach Mainz der teuerste Einkauf der Augsburger Vereinsgeschichte, hatte Esswein im Strafraum herrlich freigespielt.

Es war ein unwirklicher Moment in der Arena. 0:1? In der Bundesliga? Dabei sind die Münchner noch gar nicht Meister. Wie konnte das passieren?

Augsburg bremst die Bayern aus

Arjen Robben hatte sich schon bei der niederländischen Nationalmannschaft verletzt, am Vormittag kam die Meldung hinzu, dass der zuletzt bei der DFB-Elf bärenstarke Mario Götze wegen Leistenproblemen geschont werde. Aber zuletzt hatten die Bayern den Anschein erweckt, als würde alleine Douglas Costa ausreichen, um die Bundesliga zu überrennen. Der Brasilianer sprintete auch gleich los. Und dann sprintete er nochmal. Doch Wirkung entfaltete das zunächst kaum.

Der FC Augsburg war nach drei Spieltagen mit einem Torverhältnis von 1:3 angereist und zeigte auch in München, dass die Mannschaft gut verteidigen kann. Auch wenn Philipp Max links hinten ausfällt und beim Aufwärmen mit Innenverteidiger Jeong-Ho Hong die nächste Stütze passen musste. Markus Feulner und Jan-Ingwer Callsen-Bracker reihten sich ein. Und stahlen dem FC Bayern das Tempo. Die Gäste stellten sich zwischen Strafraum und Mittelinie und bremsten den Favoriten einfach aus.

Die Münchner fanden kaum einen Weg durch die vielen Männer im weißen Trikot, Xabi Alonso verursachte einige Fehlpässe, Costa kam kaum mehr ins Sprinten, Müller kam im Strafraum an keinen Ball. Es fehlten Ideen, Geschwindigkeit, Energie. Und das bei fast 80 Prozent Ballbesitz. Während der ersten Halbzeit kam Müller einmal zu spät (7.), scheiterte Thiago einmal per Kopf (19.), war Philipp Lahm der gefährlichste Flügelsprinter und reklamierte Müller (umsonst) auf Handspiel von Callsen-Bracker - das war's.

Wie würden die Bayern reagieren auf den zweiten Rückstand (nach Hoffenheim) in dieser Saison? Zuerst mit einem Pass von Jérôme Boateng auf Robert Lewandowski, der alleine aufs Tor zusteuerte, aber Torwart Marwin Hitz scheiterte (51.). Kurz darauf bolzte Thiago drüber. Das Tempo wurde höher - und Pep Guardiola brachte gleich die neue Attraktion im Münchner Zirkus: Kingsley Coman kam. Die 21-jährige Leihgabe von Juventus Turin lief mit dem Satz von Sportdirektor Matthias Sammer auf den Platz: "Wenn der Trainer ihn aufstellt, dann wird er explodieren."

Nun, Explosionsgefahr herrschte weiterhin kaum im Augsburger Strafraum, auch wenn sich um ihn herum immer mehr zusammenbraute. Die Bayern konnten zwar weiterhin kaum die Geschwindigkeit ihrer Angriffe erhöhen, wirkten aber verbissener und brachten häufiger den Ball vors Tor. Doch dort absolvierten die Abwehrleute Callsen-Bracker und Klavan eine großartige Partie. Und wenn mal was durchkam, wie ein Freistoß von Xabi Alonso, dann hielt Marwin Hitz.

Bis sich Robert Lewandowski im Mittelfeld energisch durchsetzte, Hitz zwar noch gegen Müller rettete, aber der Pole den Abpraller ins Tor schubste. 1:1, endlich. Es war Münchens 23. Torschuss und damit hochverdient. Und noch 13 Minuten plus Nachspielzeit waren zu spielen. Das Anrennen wurde am Ende noch belohnt mit dem 2:1. Auch wenn diesmal eine falsche Schiedsrichter-Entscheidung helfen musste.

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