Bayern gegen Arsenal:Schwächen nur vom Elfmeterpunkt

Thomas Müller FC Bayern

(Noch) Elfmeterschütze des FC Bayern: Thomas Müller

(Foto: AFP)

Der FC Bayern München hat im Champions-League-Achtelfinale wenig Mühe mit dem FC Arsenal. Die Gastgeber dominieren das Spiel und gehen durch Schweinsteiger in Führung, auch die kurze Unruhe nach Podolskis Ausgleich ist schnell überwunden. Nur beim Strafstoß offenbaren die Bayern erneut Nachlässigkeiten.

Der Tag war bekanntlich nicht so gut verlaufen für den FC Bayern, sein Präsident steht fast schon mit zwei Beinen im Gefängnis - aber auch das gehört zu der gegenwärtigen Dominanz dieses Klubs dazu: Ablenken lassen? Aber warum denn? Die Arena in Fröttmaning ist nicht der Justizpalast am Stachus: Auf dem Rasen lassen sich die Bayern gerade von gar nichts erschüttern. Nicht von den immer gewaltigeren Millionensummen, die der Steuerprozess gegen Uli Hoeneß zutage fördert (Millionen haben die Bayern-Kicker selbst alle auf dem Konto, solche Zahlen werfen sie nicht um), aber auch nicht vor den drohenden Umwälzungen im Verein, dem die Vater- und Führungsfigur abhandenzukommen droht.

Auf dem Rasen hat der FC Bayern weiter alles unter Kontrolle, da gibt es keine Zweifel, und die Geschichte des Tages handelt von einem, nun ja: älteren Herrn, der eine Weile weg war, und der jetzt wieder das Heft des Handelns in die Hand genommen hat. Und der für die Bayern das Tor des Abends schoss: Bastian Schweinsteiger.

Mit einem konzentrierten Auftritt ist der Triple-Sieger der vergangenen Saison am Dienstagabend ins Viertelfinale der Champions League eingezogen; nach dem 2:0 in London im Hinspiel reichte den Münchnern gegen den FC Arsenal im Rückspiel ein 1:1 (0:0). Ein Remis, das die Kräfteverhältnisse auf dem Platz aber nicht wirklich abbildete. Allenfalls gegen Spielende, als die Kräfte schwanden, ließen die Bayern die englischen Gäste ein paar Mal halbwegs gefährlich vor ihrem Tor auftauchen. "Da haben wir zu viele Fehler gemacht", gab der Kapitän Philipp Lahm zu.

Da bestand am verdienten Weiterkommen aber schon kein Zweifel mehr.

Dass Schweinsteiger - neben Thiago - im defensiven Mittelfeld zur Startelf zählte, dass er durchhielt, traf und dazu beitrug, dass Arsenal kaum je gefährlich wurde - das war erfreulich für die Bayern nach der Sprunggelenk-OP des Nationalspielers Ende 2013, die sogar Zweifel an seiner WM-Tauglichkeit hatten aufkommen lassen. Allerdings hatte auch schon der Bundestrainer Joachim Löw Schweinsteiger unter der Woche im Chile-Länderspiel über die volle Distanz eingesetzt. Auf ihn kann man also wieder zählen, in München wie auch beim DFB, auch in Spielen auf internationalem Niveau.

Kroos überraschend auf der Bank

Überraschender war, wer am Dienstagabend auf der Bank Platz nehmen musste: die beiden Torschützen des Hinspiels. Toni Kroos war in London eindrucksvoll der Dreh- und Angelpunkt des Bayern-Spiels gewesen, die Statistik belegte dies in Form von 172 Ballkontakten (die bisher meisten eines deutschen Spielers in der Champions League) und 147 angekommenen Pässe (so viele, wie Arsenal insgesamt) - und Kroos war der Schütze des 1:0.

Nun war er zunächst ebenso Ersatz wie der 2:0-Schütze Thomas Müller. Sport-Vorstand Matthias Sammer erklärte dazu allerdings im TV: Das habe nichts damit zu tun, "dass man sie weglassen möchte". Vielmehr habe Müller am Samstag in Wolfsburg (6:1) durchgespielt nur eine Woche nach seinem Muskelfaserriss. Und Kroos sei "ein kleines bisschen erkältet". Beide, Kroos wie Müller, wurden später eingewechselt.

Ballbesitz als oberstes Credo

Dass die Bayern derzeit über so viele Reserven beim Personal verfügen, dass sie jedes Halskratzen als Anlass zur Schonung nehmen können - das ist auch einem alten Bekannten aufgefallen: Lukas Podolski, der von 2006 bis 2010 in München als Teil des lustigen Duos Poldi und Schweini bekannt wurde. In London kommt er gerade über die Rolle als Ergänzung nicht hinaus. In München durfte er überraschend von Anfang an ran - und erzielte sogar das 1:1 (57.).

Allerdings musste er dafür schon Philipp Lahm mit einem Rempler aus dem Weg räumen, den selbst in der körperbetonten englischen Premier League wohl die meisten Schiedsrichter gepfiffen hätten.

Bayern-Trainer Pep Guardiola hatte gegen die spielstarken Engländer "Ballbesitz" zum obersten Credo erhoben, das gelang. Vor allem in der ersten Hälfte legten sich die Münchner den Gegner fast nach Belieben zurecht, was zu zahlreichen guten Gelegenheiten führte: Doch entweder brachte dann Arjen Robben den Ball nur als Aufsetzer in Richtung Arsenal-Tor (20.), oder der Arsenal-Verteidiger Per Mertesacker klärte akrobatisch vor David Alaba, oder ein durchs Strafraumdickicht irrlichternder Ball wurde wiederum von Robben Richtung Tor gelenkt, aber im letzten Moment abgeblockt (38.). Ein Kopfball von Mandzukic ging knapp drüber (39.).

In der 54. Minute schließlich stand Schweinsteiger frei im Rücken der Arsenal-Abwehr, wurde maßgenau von Franck Ribéry bedient - und erzielte das 1:0. Fast die gesamte Partie über war es Arsenal nicht gelungen, die Bayern ähnlich unter Druck zu setzen wie zu Beginn des Hinspiels, als sie extrem früh störten und extrem hartnäckig nachsetzten.

Diesmal blieb ihr Spiel eine Enttäuschung. Die Pointe dann in der Nachspielzeit: Arjen Robben holte noch einen Elfmeter raus, Thomas Müller schoss den Torwart Fabianski an, der Ball kullerte Richtung Linie, drehte sich um die eigene Achse. Und blieb vor dem Tor liegen. Da ging sogar ein Lachen durch die Arena, Fußball ist halt manchmal so herrlich skurril - und hat so wenig mit dem richtigen Leben zu tun. Uli Hoeneß? "War vor dem Spiel natürlich auch ein Thema", sagte Lahm.

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