FC Bayern:Salihamidzic zeigt, wie aufgeregt die Bayern sind

Hasan Salihamidzic

Sportdirektor Hasan Salihamidzic wies die Kritik von Didi Hamann an Stürmer Lewandowski deutlich zurück.

(Foto: Carmen Jaspersen/dpa)
  • Beim FC Bayern herrscht vor den Spielen gegen Liverpool große Trotzigkeit.
  • Sportdirektor Salihamidzic spricht von einer Kampagne des TV-Experten und früheren Bayern-Profis Dietmar Hamann - es geht vor allem um Robert Lewandowski.

Von Benedikt Warmbrunn

Unter den zahlreichen Menschen, an denen sich die Bosse des FC Bayern abgearbeitet haben, dürfte sich in diesem Jahrtausend kaum einer finden lassen, der ähnlich viel Spott und Häme ertragen musste wie Lothar Matthäus, der frühere Kapitän der Mannschaft. Dabei ging es mal um Matthäus' sportliche Leistungen ("Was der losgelassen hat, da hat man den Eindruck, der hat alles gewonnen und nie ein Spiel verloren", Uli Hoeneß, 2002) oder - unvergessen - um seine berufliche Perspektive ("So lange ich und der Kalle Rummenigge etwas zu sagen haben, wird der nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion", wieder Hoeneß, immer noch 2002). Gelegentlich ging es sogar um sein Privatleben ("Er hat sich in den letzten Monaten immer mit Frauen beschäftigt.

Jetzt diskutiert er plötzlich über neue Spieler beim FC Bayern. Scheinbar hat sich sein Jagdfeld etwas verändert", noch einmal Hoeneß, 2013). Auf der Wir-zitieren-das-Grundgesetz-Pressekonferenz im vorigen Oktober schimpfte Rummenigge schließlich über einen Experten, der Torwart Manuel Neuer "in Grund und Asche" geredet habe. Gemeint war: Lothar Matthäus.

Am Samstag in der Münchner Arena waren daher historische Töne zu hören. "Lothar Matthäus", sagte einer der Bayern-Bosse, "hat wirklich Ahnung vom Fußball."

Matthäus, der als Experte des Fernsehsenders Sky ebenfalls in der Arena war, wird sich auf dieses Kompliment dennoch nicht viel einbilden. Ausgesprochen hatte dieses Lob Hasan Salihamidzic, und Matthäus hatte seinem einstigen Mitspieler als Gegenbeispiel gedient. Salihamidzic nutzte Matthäus als Anti-Didi.

"Lothar Matthäus hat wirklich Ahnung vom Fußball. Hamann macht Kampagnen"

In all seiner Schönheit geht das Zitat von Salihamidzic so: "Lothar Matthäus hat wirklich Ahnung vom Fußball. Didi Hamann macht Kampagnen."

Der FC Bayern hatte gerade 3:1 (2:1) gegen den FC Schalke 04 gewonnen, es war ein verdienter Sieg. Die Bosse hätten nun darüber reden können, dass sich in der Offensive ein paar Abläufe eingespielt haben, dass das von Trainer Niko Kovac seit der Winterpause bevorzugte System mit einem echten Zehner besser funktioniert. Sie hätten darüber reden können, dass sich die Mannschaft weiterhin fragwürdige individuelle Fehler leistet, die fast immer zu Gegentoren führen.

Kovac führte diese Debatten auch, eineinhalb Wochen vor dem Achtelfinale in der Champions League gegen den FC Liverpool ("Es ist nicht so, dass nur wir Fehler machen"). Doch hängen geblieben ist, dass sie sich beim FC Bayern an jemandem abgearbeitet hatten, dass es ihnen wieder einmal darum ging, was irgendjemand anderes gesagt hatte.

Eine knappe Woche zuvor hatte Didi Hamann, einst Matthäus' Mitspieler bei Bayern und inzwischen dessen Kollege als sog. Experte des Senders Sky, ausführlich den Münchner Angreifer Robert Lewandowski kritisiert: "Ich glaube, dass Lewandowski zum Problem für Bayern München wird." Bezogen hatte sich Hamann auf Lewandowskis Körpersprache, er hatte gesagt: "Seine Theatralik, sein Abwinken, sein zum Teil lustloses Verhalten auf dem Platz. Ich glaube, es ist offensichtlich, dass er ein Einzelgänger ist." Am Samstag sagte Hamann der Deutschen Presse-Agentur, dass er weiter zu seiner Kritik stehe. Widersprochen hatte unter anderem: Matthäus.

Lewandowski gibt sich sehr engagiert

Noch vor einem Jahr hätten sie selbst beim FC Bayern kaum widersprochen, damals war für jeden offensichtlich, dass Lewandowski nur auf eines Lust hatte: auf einen Wechsel, am liebsten zu Real Madrid. Diese Lust war jedoch eine einseitige, Lewandowski blieb in München, er erkannte auch, dass er einen besseren Verein wohl nicht mehr finden wird. Seitdem zeigt Lewandowski eine Art von Engagement, die für ihn nicht immer selbstverständlich war.

Seit der Winterpause ist er der dritte Kapitän, auch gegen Schalke trug er die Binde, da Manuel Neuer verletzt fehlte und der zweite Kapitän Thomas Müller nur auf der Bank saß. In fünf Spielen 2019 erzielte der 30-Jährige drei Tore, sechs bereitete er vor. Gegen Schalke erzwang er das 1:0, ein Eigentor von Bruma, das 2:1 erzielte er, das 3:1 bereitete er mit einem Fallrückzieher auf Serge Gnabry vor.

Die Reaktion der Bayern belegt, wie aufgeregt sie vor den entscheidenden Wochen sind

Auf die Kritik von Hamann sagte Lewandowski: "Das sind dumme Sachen, die musst du einfach wegschmeißen." Salihamidzic war es aber nicht genug, einfach nur den Müll rauszubringen.

Dem Sportdirektor wird gelegentlich vorgeworfen, dass es ihm an Profil mangele. Im Dezember hatte Salihamidzic die Mannschaft nach einem 3:3 in Amsterdam kritisiert, was wiederum Kovac nicht verstehen wollte. Am Samstag nun schärfte Salihamidzic noch einmal nach, er sagte, dass Lewandowski "seine kompletteste Saison" spiele. "Deswegen kann ich nicht verstehen, dass Didi Hamann ihn kritisiert, das ist eine Kampagne. Ich glaube nicht, dass Robert Lewandowski ein Problem für Bayern München ist, sondern dass Didi Hamann ein Problem für Sky ist." Gesprochen hatte er all das in ein Sky-Mikrofon.

Dass der Sportdirektor so dünnhäutig reagierte, darf auch als Beleg dafür gesehen werden, dass sie beim FC Bayern vor den Wochen in der Champions League doch recht aufgeregt sind. Wie in den vergangenen Jahren wird es in den entscheidenden Spielen auf die Tore von Lewandowski ankommen (die übrigens in den vergangenen Jahren oft ausblieben), der Angreifer soll gestärkt werden. Dass das auch eleganter geht, demonstrierte Rummenigge. Angesprochen auf die Kritik von Hamann sagte er zu Sport 1: "Der ist mir keinen Satz wert." Manchmal ist ein Schweigen eben doch die beste Antwort.

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Bayern München - FC Schalke 04

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