Bayern-Remis gegen Schalke:Nur Robben spricht Klartext

FC Bayern München - FC Schalke 04 1:1

Ein enttäuschter Arjen Robben nach dem Unentschieden gegen Schalke

(Foto: dpa)
  • Die Bayern enttäuschen auch im zweiten Rückrundenspiel, ergehen sich nach dem 1:1 gegen Schalke aber in Schönrederei.
  • Nur Arjen Robben wird deutlich: "Das 1:1 darf uns nicht passieren. Da muss man sein Leben rein legen, dass niemand ein Tor köpfelt, schon gar nicht Höwedes."
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Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

Alle waren Richtung Mannschaftsbus geschlendert, alle mit gewissen Auffälligkeiten. Bastian Schweinsteiger mit einem Becher Kaffee in der Hand, Jérôme Boateng mit einem zugeschweißten Pappteller Sportlernahrung, Matthias Sammer eingekleidet in, nun ja, eine Art barockes Jäger-Outfit in Waldtönen. Er wünschte einen "schönen Abend allerseits" und man hätte ihm gerne "Waidmannsheil!" hinterhergerufen, so sehr sah der Sportvorstand des FC Bayern nach Förstereiwesen aus. Dann kam Arjen Robben.

Er hatte ganz viel Flüssigkeit getrunken, damit er endlich mal muss - so etwas dauert manchmal, aber die Dopingprobe gehört dazu. Der Holländer hatte die Herausforderung gemeistert, er hatte überhaupt einen recht treffsicheren Tag erwischt. Mit seinem Glatzkopf hatte er gegen Schalke das 1:0 (67. Minute) besorgt, doch dass die Partie 1:1 (0:0) endete, gefiel ihm gar nicht. "Das ist total ärgerlich heute", sagte der Niederländer, seine kahle Stirn in Sorgenfalten gelegt: "Wenn man in Führung geht, muss man es zumachen. Das 1:1 darf uns nicht passieren. Da muss man sein Leben rein legen, dass niemand ein Tor köpfelt, schon gar nicht Höwedes."

Benedikt Höwedes hatte Robbens Führungstreffer mit einem weltmeisterlichen Kopfball ausgeglichen (72.) und dafür gesorgt, dass die Bayern wieder nicht gewannen. Zwei Spiele ist die Rückrunde nun alt, zweimal hat der deutsche Meister enttäuscht. Nach dem 1:4-"Wake-up-Call" (Robben) gegen Wolfsburg folgte diesmal ein weiterer Rumpel-Auftritt, der offenbarte, dass vom dominanten Guardiola-Fußball derzeit nicht viel übrig ist. Mildernde Umstände gelten dabei allenfalls in Ansätzen, denn nach Boatengs Notbremse gegen Sidney Sam und der folgerichtigen roten Karte (17.) mussten die Bayern mit Handicap ihr Spiel aufziehen.

"Jetzt dürfen wir nicht übertreiben"

Hätte Eric-Maxim Choupo-Moting den anschließenden Elfmeter nicht grotesk-schmusekatzig Manuel Neuer in die Arme geschoben, wären die Münchner sogar in Rückstand geraten. "Wir hatten einen Fehlstart in Wolfsburg und heute so ein komisches Spiel in Unterzahl. Wir wissen, woran es liegt, jetzt dürfen wir nicht übertreiben und müssen ruhig bleiben", meinte Robben.

Er selbst zog es aber vor, nicht ganz so ruhig zu bleiben. Ihn wurmte der Ausgleichstreffer nach einem Eckball, bei dem Mitchell Weiser sich durch eine einfache Körpertäuschung von Höwedes abwimmeln ließ. Ein klassischer "Veteran-Move" des Nationalspielers gegen den 20-jährigen Bayern-Nachwuchsmann. Für Robben ein Grund zum offen ausgesprochenen Tadel - auch wenn er bemüht war, Weiser nicht namentlich zu nennen.

Aber das Gegentor war nicht die einzige Nachlässigkeit des Tabellenführers. Schon vorher lief wenig zusammen, und nicht alles ließ sich durch Boatengs frühes Ausscheiden erklären. Im Mittelfeld, dem Hoheitsgebiet der Passkönige Bastian Schweinsteiger und Xabi Alonso, fehlte es an Präzision, Abstimmung und Gestaltungskraft. Die entscheidende Komponente in Guardiolas Plan - der Ballbesitz - kam nicht richtig zum Tragen. Trotz einer Quote von immer noch 59 Prozent wirkte die Ball-Raum-Verteilung über weite Strecken reichlich missraten. Viele Angriffe versandeten.

Katalanische Knuddelei

Vom erdrückenden Offensiv-Gekreisel der Vorrunde ist die Mannschaft zum jetzigen Zeitpunkt weiter entfernt, als es Zahlen ausdrücken können. Überraschenderweise kamen mehrere leitende Angestellte des Rekordmeisters trotzdem zu ziemlich positiven Erkenntnissen. Er sei "sehr, sehr, sehr zufrieden", schließlich habe man "viel, viel besser gespielt als gegen Wolfsburg", befand Guardiola, der beim Führungstreffer kurzerhand dem vierten Offiziellen eine katalanische Knuddelei zuteilwerden ließ. Der als Boateng-Ersatz eingewechselte Dante urteilte, man habe "viel richtig gemacht" und Thomas Müller hatte "ein sehr ordentliches Spiel" gesehen.

Es gab zahlreiche solcher Auskünfte aus der Rubrik "gekonnt schöngeredet" an diesem Abend, aber wer genau hinhörte, fand immerhin einen weiteren kritischen Geist. Robert Lewandowski, den Guardiola nach zu lascher Defensiv-Mithilfe in Wolfsburg zunächst auf der Bank gelassen hatte, erklärte: "Ich hoffe, wir spielen bald wieder besser. Wir sind derzeit nicht so perfekt."

Er selbst hatte sogar ein Tor erzielt, als er kurz vor Robbens Treffer Schalkes Uchida von der Seite anschoss und der den Ball hinter die Linie ablenkte. Doch Schiedsrichter Bastian Dankert entschied unter allgemeiner Rudelbildung, dass die Kugel zuvor schon ins Aus getrudelt war.

So blieb Lewandowski nur die bemerkenswerte Einsicht: "Es ist besser, wir machen die Fehler jetzt als zu einem späteren Zeitpunkt der Saison." Ist ja auch nichts passiert. Wolfsburg hat ebenfalls nur 1:1 gespielt.

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