Bayern-Profi Toni Kroos im Gespräch:"Ich kann freier spielen"

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Nach seiner starken Leistung beim 3:1 gegen den FC Villarreal spricht Bayern-Mittelfeldspieler Toni Kroos über seine Fortschritte in dieser Saison, seine diversen Rollen im Mittelfeld des FC Bayern und in der Nationalmannschaft und was die Münchner bei der jüngsten Niederlage gegen Borussia Dortmund alles falsch gemacht haben.

Frage: Herr Kroos, Sie haben beim 3:1 gegen den FC Villarreal wieder auf der Zehner-Position im offensiven Mittelfeld gespielt. Fühlen Sie sich da wohler als auf der Sechser-Position etwas weiter hinten?

Gegen Villarreal der beste Bayern-Spieler auf dem Platz: Toni Kroos.  (Foto: dpa)

Toni Kroos: Natürlich bin ich dort an mehr Offensivaktionen beteiligt. Allerdings fühle ich mich auch auf anderen Positionen wohl.

Frage: Es sah fast so aus, als wollten Sie dennoch die Leerstelle füllen, die der verletzte Bastian Schweinsteiger hinterlässt. Sie holten sich hinten viele Bälle und verteilten sie über den ganzen Platz.

Kroos: Ich interpretiere die Zehner-Position eben so. Ich versuche, immer im Spiel zu bleiben, viele Ballkontakte zu haben und wenn es geht, vorne mit reinzugehen. Thomas Müller spielt das ein bisschen anders, weiter vorne mit weitaus weniger Ballkontakten. Er startet dafür öfter ohne Ball hinter die gegnerische Abwehr.

Frage: Sie wollten also nicht den Schweinsteiger geben?

Kroos: Nein. Ich wollte eigentlich den Kroos geben.

Frage: Sie werden derzeit von allen Seiten gelobt. Warum sind Sie in dieser Saison so viel stärker geworden?

Kroos: Es stimmt, dass ich meine Leitung konstant hochhalte, was allein ein Fortschritt ist im Vergleich zur vergangenen Saison. Und ich habe jetzt nicht mehr so viele Vorgaben im Spiel zu erfüllen wie letztes Jahr, ich kann ein bisschen freier spielen.

Frage: Sie wurden gegen Villarreal zum "Man oft the Match" gewählt. Bedeutet Ihnen das was?

Kroos: Na ja, ich weiß ja nicht, wer das wählt und ob die Ahnung haben. (lacht)

Frage: Thomas Müller bekam diesmal eine Pause, Philipp Lahm, Mario Gomez, Manuel Neuer zuletzt bei der Nationalmannschaft. Toni Kroos spielt dagegen immer. Beantragen Sie auch mal eine Auszeit?

Kroos: Ich bin eigentlich ein Fan von der Strategie: Wenn es läuft, soll man es nicht aufhalten. Es sind zwar sehr viele Spiele, aber ich habe keine Probleme mit den Kräften. Ich gehe jetzt nicht zum Trainer und bitte um eine Pause.

Frage: War der FC Villarreal der richtige Aufbaugegner nach dem 0:1 gegen Dortmund?

Kroos: Wir wussten, dass Villarreal personelle Probleme hat. Ein paar Spieler sind verletzt, dann fällt nach zwei Minuten das 1:0 für uns, da ist dann beim Gegner auch das Selbstvertrauen weg. Ich denke, wir haben es vernünftig gemacht.

Frage: Haben Sie aus der Niederlage gegen Dortmund die richtigen Lehren gezogen?

Kroos: Wir haben als Mannschaft nicht alles richtig gemacht am Samstag. Wir bewegten uns vorne zu wenig, agierten zu statisch. Uns fehlte auch die Passsicherheit, wir haben viele Bälle schnell verloren.

Frage: Die Dortmunder verteidigten stark.

Kroos: Sie attackierten früh, haben es richtig gespielt gegen uns, waren aggressiv. Aber wenn man sieht, wer bei uns auf den Platz stand, dann müssen wir mehr Chancen rausspielen.

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Thomas Hummel, Fröttmaning

Frage: Sind die Dortmunder auf Augenhöhe mit dem FC Bayern?

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Kroos: Borussia Dortmund hat eine gute Qualität. Aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass es lange nicht unsere Qualität hat, wir die beste Mannschaft sind.

Frage: In der Champions League hat der FC Bayern hingegen frühzeitig den Gruppensieg geschafft.

Kroos: Dass wir jetzt schon vor dem letzten Spieltag Erster sind, ist natürlich ideal. In dieser starken Gruppe ist uns das hoch anzurechnen. Manchester City dominiert momentan die beste Liga der Welt.

Frage: War der FC Bayern in dieser Gruppe so gut, oder waren die Gegner doch nicht so stark wie erwartet?

Kroos: Ich denke, wir waren so gut.

Frage: Das letzte Gruppenspiel in Manchester wird nun zum Betriebsausflug?

Kroos: Theoretisch ja. Aber ein Spiel gegen Manchester City schenkt man nicht ab, das will man gewinnen.

Frage: Im Achtelfinale gehen Sie den ganz schweren Gegnern aus dem Weg.

Kroos: Durch den Gruppensieg werden wir dann das Rückspiel zu Hause haben, das ist ein kleiner Vorteil. Wir werden trotzdem zwei gute Spiele brauchen, um weiterzukommen.

Frage: Nach dieser Vorrunde müssen Sie sicher niemanden fürchten. Im Gegenteil: Die Gegner könnten etwas Angst vor dem Los FC Bayern haben.

Kroos: Es kommt darauf an, wer es wird. Manchester United würde wohl keine Angst haben vor uns. Durch unsere Leistung haben wir uns in Europa aber ein Stück weit Respekt erarbeitet.

Das Gespräch entstand in der Interviewzone der Münchner Fußball-Arena. Aufgezeichnet von Thomas Hummel.

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