Bayern-Präsident Uli Hoeneß:Fremd auf der eigenen Fete

Uli Hoeneß

Verbrachte einen seltsamen Abend: Bayern-Boss Uli Hoeneß. 

(Foto: dpa)

Der "Uli-Hoeneß-Cup" war als festliches Ereignis geplant - wegen der Steueraffäre des Bayern-Präsidenten wurde jedoch ein merkwürdiges Spielchen daraus. Es zeigt sich, dass selbst der sonst so lebenspralle Hoeneß nicht weiß, ob er in München noch echte Heimspiele hat. Sein Image scheint arg angekratzt.

Von Christof Kneer

In der zweiten Halbzeit spielten Oier Olazábal, Sergi Gomez, Ilie, Jordi Quitila, Kiko Femenia, Javier Espinosa, Joan Roman, Dani Nieto, Carles Planas, Patric und, nicht zu vergessen, Sergi Samper. In der ersten Hälfte spielten, unter anderem, Jonathan dos Santos, Sergi Roberto und Martin Montoya. Und Messi.

Es war der FC Barcelona, der am Mittwochabend in München zum Testspiel vorbeischaute, es war zumindest ein FC Barcelona. Von einem Teil dieses FC Barcelona hatte ein Teil der Zuschauer auch schon mal etwas gehört, von Javier Mascherano, von Alexis Sanchez, Cristian Tello oder von Alexandre Song. Oder von Messi. Messi spielte auch mit, 45 Minuten, er schoss sogar zweimal aufs Tor. Xavi? Iniesta? Busquets? Piqué, Jordi Alba, Fabregas, Pedro, Neymar? Sie bildeten den anderen FC Barcelona an jenem Abend, jenen, der fehlte.

Auch den FC Barcelona hatte sich Uli Hoeneß ganz anders vorgestellt. Er hatte sich den ganzen Abend ganz anders vorgestellt, es sollte ein feierlicher Abend sein, ursprünglich, mit einem großen Geschenkkorb, mit einem großen Gegner, mit großen Gesten und auch ein paar großen Worten. Am Ende war davon nur der Geschenkkorb übrig geblieben. 2,5 Millionen Euro Einnahmen erbrachte jenes Spiel um den "Uli-Hoeneß-Cup", das ihm der FC Bayern zum 60. Geburtstag geschenkt hatte, die Einnahmen werden wie angekündigt karitativen Einrichtungen zugute kommen.

Aber sonst? Sein FC Bayern siegte 2:0 gegen einen FC Barcelona, ein souveränes Spielchen war das, mit Toren von Philipp Lahm und Mario Mandzukic und mit interessanten Ansätzen, die vermuten lassen, dass der FC Bayern unter Trainer Pep Guardiola vielleicht bald der echte FC Barcelona sein könnte. Das gefiel Uli Hoeneß, aber es wurde trotzdem nicht der Abend, der es werden sollte. Es konnte gar nicht der Abend werden, der es werden sollte.

Die Aufstellung des FC Barcelona war für Hoeneß dabei nur das sichtbarste Ärgernis. Ungerührt steckten die Katalanen die 1,5 Millionen Antrittsgage ein, obwohl sie - bis auf Messi - keine ihrer Weltberühmtheiten dabei hatten. Xavi, Iniesta und der Rest pausieren nach ihren Einsätzen beim Confed Cup noch, trotzdem hätten die Bayern sich gewünscht, dass die Gäste wenigstens ein paar ihrer Helden mitbringen zu diesem freundlichen Sommerkick.

Aber der Wunsch, den Bayern einen Wunsch zu erfüllen, dürfte beim FC Barcelona zurzeit nicht so stark ausgeprägt sein - nach Guardiolas jüngster Anklage gegen seinen ehemaligen Verein.

Der große Gegner fiel somit schon mal aus, aber auch für große Gesten und Worte war längst kein Platz mehr auf dieser seltsamen Bühne, die sich seit dem Arrangement dieses Spiels dramatisch verändert hat. Es sollte die Bühne für Hoeneß sein, den Macher und Gutmenschen; es wurde die Bühne für einen Mann, dem wegen einer Steueraffäre womöglich bald eine Anklage droht. Hoeneß dürfte schon vor Beginn des Abends geahnt haben, dass vieles von dem, was er tun oder nicht tun würde, gegen ihn verwendet werden könnte.

Vereinzelte Pfiffe

Es war nicht der lebenspralle Hoeneß, der vor und nach dem Spiel den Rasen mit seiner Präsenz füllte; es war ein Mann, dessen Körpersprache erkennen ließ, dass er nicht recht wusste, ob er zurzeit noch Heimspiele hat oder nicht. Vereinzelt gab es Pfiffe, ansonsten wurde er mit einer Art wohlwollender Zurückhaltung empfangen.

Den Tücken dieses Abends konnte Hoeneß nicht entkommen. So hat er am nächsten Tag Einschätzungen lesen müssen, die sich mit seiner inneren Wahrnehmung wohl kaum decken dürften. Von der "überraschenden Offensive" eines "optimistischen Hoeneß" war zu lesen, und zwischen den Zeilen klang durch, dass hier einer wohl die große Bühne nutze, um sein Comeback in der Öffentlichkeit vorzubereiten.

In Wahrheit war es wohl eher so, dass die Bühne einfach dastand. Auf ihr stand sein Name, "Uli-Hoeneß-Cup" - er musste sie betreten, er musste sich äußern. Er wusste: Würde er vor den Kameras die Aussage verweigern, würde das hin- und her-interpretiert werden. Also sprach er, aber was er sprach, ließ ebenfalls Raum für Interpretationen und vielerlei Wertungen.

Er sagte: "Ich bin zuversichtlich, dass es eine gute Lösung gibt, ich denke, dass es in den nächsten zwei, drei Monaten eine Entscheidung geben wird." Oder, etwas forscher: "Ich habe wie 48.000 andere Deutsche eine Selbstanzeige gestellt und wüsste nicht, warum meine nicht gültig sein sollte." Oder, gefragt nach seiner Zukunft als Präsident und Aufsichtsratschef: "Ich werde in Ruhe abwarten, wie diese Steuer-Angelegenheit weitergeht, dann werden wir weitersehen. Im Moment kann ich es noch nicht abschließend sagen."

Später hat Uli Hoeneß übrigens noch gesagt, dass er keineswegs glaube, dass die Stammelf im Fußball abgeschafft sei. "Eingespielt sein ist auch eine Macht", sagte Hoeneß, "wenn du jedes Mal fünf oder sechs Spieler austauschst, wird es schwierig." Auch diese Sätze luden sehr zum Interpretieren ein, weil der Sportvorstand Matthias Sammer zuvor exakt die gegenteilige Theorie vertreten hatte, aber immerhin, es waren Sätze über Fußball.

In den Fußball flüchtet sich Hoeneß im Moment, am vergangenen Wochenende war er mit den Bayern-Spielern Ribéry, Robben und Müller in Eindhoven, beim Abschiedsspiel von Mark van Bommel. Es seien, soll er später gesagt haben, die schönsten Stunden seit langem gewesen.

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