Offensiv regte sich bei den Bayern wenig. Außer in der 27. Minute: Da startete nach einem Steilpass plötzlich Götze zum Alleingang, der auch vor Bernd Leno nicht endete, doch nachdem er in weitem Bogen um den Torwart gekurvt war, fehlte ihm die Kraft für einen festen Schuss - Tin Jedvaj hielt den Ball vor der Linie auf. Aushilfs-Innenverteidiger Jedvaj, als Alleskönner ein kroatisches Pendant zu Philipp Lahm, hatte seinerseits noch eine gute Schusschance, als er freistehend im Strafraum in Szene gesetzt wurde, verfehlte aber um etliche Meter das Ziel.
Fazit zur Halbzeit: Die bunt gemischte Bayern-Elf hatte sich dank stabiler Defensivorganisation gegen den mutmaßlichen Favoriten recht ordentlich behauptet. Das reichte ihr bereits, für Glanz und Gloria fühlte man sich nicht zuständig. Bayer machte zu wenig aus dem potentiellen Besetzungsvorteil, Unruhe und Hektik im Spielaufbau verhinderten ein produktives Kombinationsspiel. Kurz nach der Pause hätte beinahe die Stunde des großen, immer lächelnden Pizarro geschlagen. Jedvaj konnte den raffinierten Peruaner nicht aufhalten, als er nach Gaudinos schönem Zuspiel auf ihn zulief. Eine kleine Täuschung genügte, und der Weg war frei. Aber Leno hatte mitgespielt und versperrte den Zugang.
Das Spiel drohte nun zunehmend ins vollendete Patt abzugleiten, da sorgte ein fern vom Tor angesiedelter Freistoß für Bewegung. Und was für ein Freistoß. Hakan Calhanoglu, Bayers ständiger Spezialist für die ruhenden Momente, beförderte den Ball aus 25 Metern so präzise in die Ecke, dass nicht einmal der lange Neuer eine Abwehrchance hatte (55.). Das 1:0 löste die Beklemmungen bei Bayer, das Leverkusener Spiel wurde nun leichter und fließender, die nächste Großchance hatten allerdings die Gäste. Der inzwischen eingewechselte Lukas Görtler, noch ein von Guardiola urplötzlich entdeckter Regionalligaakteur, hatte mit beherztem Einsatz Götze in Position gebracht. Doch der Weltmeister scheiterte kläglich an Leno. Nicht sein Abend.
Den Bayern konnte man nun nicht nachsagen, dass sie sich nicht um den Ausgleich bemühten. Sie waren durchaus feldüberlegen, aber ihre kreativen Mittel blieben begrenzt, daran änderte auch die Einwechslung des Künstlers Thiago nichts. Sein Beitrag brachte zwar noch ein Tor, aber es fiel auf der Gegenseite. Thiagos Ballverlust löste einen langen und wendigen und sehenswerten Lauf von Bellarabi aus, und dessen schönen Querpass vollendete der eingewechselte Julian Brandt mit einem satten Schuss in die Torecke zum 2:0 (81.). Nun war der Fall klar, beide Seiten brachten den Rest der Partie mit Anstand über die Zeit.