Bayern München:Tag der Beleidigten

Badstuber fühlt sich wie ein Eisverkäufer bei Regen, Rensing vermisst seinen Game Boy, und verschiedene Spieler haben einen Grund, beleidigt zu sein. Die Bayern in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

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michael rensing

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Michael Rensing

Entdeckte zu Beginn des Spiels, dass Bremens Trainer Thomas Schaaf Boubacar Sanogo aufs Feld schickte, der ungefähr so torgefährlich ist wie Tim Wiese. Hat sich deshalb geärgert, dass er keine Zeitung oder einen Game Boy eingesteckt hatte. War am Gegentor schuldlos - war dennoch beleidigt, weil er keinen Ballkontakt hatte und dennoch ein Tor kassierte. Durfte sich kurz vor Schluss doch noch auszeichnen, als van Buyten schwach zurückköpfelte und er gegen Almeida retten musste.

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Philipp Lahm

Das Unglaubliche ist passiert: Philipp Lahm hat einen Fehler gemacht. Verschob vor dem Gegentor zunächst zu weit nach innen und ließ anschließend Aaron Hunt so viel Zeit und Raum, dass der auf Özil auflegen konnte. Machte seinen Fehler in der zweiten Halbzeit wieder gut, als er sich geschickt nach vorne einschaltete und dann fein auf Mario Gomez auflegte, der das 1:1 erzielte. Wird wohl nie beleidigt sein, weil beim FC Bayern niemand auf die Idee kommen dürfte, dass es eine Alternative zu ihm geben könnte.

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Daniel van Buyten

Wunderte sich in der ersten Halbzeit, dass häufig nicht Holger Badstuber neben ihm stand, sondern Anatolij Timoschtschuk. Schickte den Ukrainer dann weiter nach vorne, um seine Ruhe zu haben. Vor dem Gegentor unterlief ihm - wie schon häufig zuvor - ein Stellungsfehler, als er sich nach außen bewegte, anstatt im Strafraum abzusichern. Obwohl die Bremer nun wirklich nicht viele konstruktive Angriffe starteten, wirkte die von ihm organisierte Abwehr erstaunlich wacklig.

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Holger Badstuber

Hatte in der ersten Halbzeit so viel zu tun wie ein Eisverkäufer bei strömendem Regen. Vorgänger Lucio beschaffte sich bei solchen Spielen eine Beschäftigungstherapie, indem er nach vorne rannte. Badstuber blieb hinten und muss sich geärgert haben, dass sein Kumpel Michael Rensing die Zeitung vergessen hatte. Er hätte gern den Sportteil gehabt. War dennoch konzentriert und abgeklärt, blieb 90 Minuten lang ohne Fehler.

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danijel pranjic

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Danijel Pranjic

Machte während des gesamten Spiels kaum einen Fehler - was vor allem daran liegt, dass ein Mensch, der kaum etwas tut, auch kaum einen Fehler machen kann. Hat mit seiner Leistung dafür gesorgt, dass Edson Braafheid auf der Ersatzbank beleidigt sein durfte. Immerhin: Die Frisur saß. 90 Minuten lang.

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Anatolij Timoschtschuk

Wurde vor dem Spiel von Trainer Louis van Gaal beleidigt, als der sagte, Andreas Ottl ware eine ernsthafte Alternative zum ukrainischen Nationalspieler. Tanzte vielleicht deshalb vor dem Spiel herum wie Rumpelstilzchen. Stand fast immer richtig - was allerdings auch bedeutet, dass er nicht besonders viel lief und sich kaum an den Offensivbemühungen seiner Mannschaft beteiligte. Beim Solo von Clemens Fritz in der elften Minuten allerdings gab er ebenso den verzückten Begleiter wie später in der 39. Minute, als er Mesut Özil nur beobachtete, wie der zum 0:1 einschob. Darf nicht beleidigt sein, wenn sein Trainer künftig van Bommel oder gar Ottl den Vorzug gibt.

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Hamit Altintop

Weil er schon zu Beginn sah, dass sein Mitspieler José Ernesto Sosa den Wettbewerb um die wenigstens Sprints gewinnen würde, versuchte sich Altintop in einer anderen Disziplin: Wie viele Angriffe der eigenen Mannschaften kann ein einzelner Spieler durch Verschleppen unterbinden? Altintop schaffte es allein in der ersten Halbzeit in den zweistelligen Bereich. Wäre mit dieser Leistung in 99 Prozent aller Bundesliga-Spiele der schlechteste Mann auf dem Platz gewesen, hatte jedoch das Glück, dass auch Sosa auf dem Feld stand.

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jose sosa

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José Ernesto Sosa

War in der vergangenen Woche ein bisschen beleidigt, weil er angeschlagen war und Louis van Gaal Baumjohann spielen ließ. Versuchte in den ersten 40 Minuten erfolgreich, bloß nicht zu sprinten. Für seine Mannschaft hätte es keinen Unterschied gemacht, ob der Argentinier auf dem Feld steht oder schmollend auf der Bank sitzt. Wurde in der 61. Minute gegen Franck Ribéry ausgetauscht, der bereits beim Betreten des Feldes mehr Spurtmeter zurücklegte als Sosa in der Stunde zuvor. Darf sich nicht wundern, wenn er bald wieder schmollend auf der Bank sitzt.

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Bastian Schweinsteiger

Zeigte in der neunten Minute, das er mindestens so schön dribbeln kann wie Franck Ribéry. Bewies bei der Gelegenheit jedoch auch, dass er nicht so gut schießen kann wie der Franzose. Zeigte dann in der 37. Minute, dass er mindestens so gut foulen kann wie Mark van Bommel, als er Clemens Fritz rüde umtrat. Stieg dann in den von Altintop ausgerufenen Wettbewerb ein, möglichst viele Angriffe zu verschleppen. Sein Kollege blieb Punktsieger. Darf nicht beleidigt sein, wenn Louis van Gaal bald anmerkt, dass Thomas Müller eine Alternative auf seiner Position wäre.

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Miroslav Klose

Schaffte es in der 13. Minute, dass bei einem Sprungduell sein Kopf höher war als die Fäuste von Bremens Torhüter Tim Wiese. Schaffte es eine Minute später, einen Fünf-Meter-Pass im Strafraum nicht zu Mario Gomez zu spielen, der zur Führung hätte einschieben können. War danach das Opfer des Dauerläufers Sosa und des Spielverschleppers Altintop, so dass er trotz großen Laufpensums nicht angespielt wurde. Wurde in der Halbzeit ausgetauscht - und war dafür wohl dankbar, weil er nicht noch einmal 45 Minuten lang umsonst laufen musste.

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Mario Gomez

Haderte zuerst mit dem Schiedsrichterassistenten, weil der auf Abseits entschied. Haderte dann mit Sturmpartner Miroslav Klose, weil der ihn schlampig anspielte. Haderte dann mit sich selbst, weil Klose ihn perfekt anspielte, der Schiedsrichterassistent ihm gewogen war - und er den Ball dennoch über das Tor köpfte. Kam danach zu der Überzeugung, dass er beim FC Bayern doppelt so viel laufen müsste, um die Hälfte der Bälle zu bekommen. Brach bei seinen Laufbemühungen allerdings den vereinsinternen Rekord für die häufigsten Abseitsstellungen und haderte deshalb mit sich und dem Schiedsrichterassistenten. Klose war ja nicht mehr da. Als er in der 71. Minute endlich nicht ins Abseits lief, erzielte er auch den Ausgleich.

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Ivica Olic

Der wohl beste Preis-Leistungs-Verhältnis-Spieler der Welt kam in der Halbzeit für Klose. Sofort auffällig, weil er rannte, kämpfte, foulte, grätschte, stocherte, schoss, passte --also all das tat, worauf Sosa und Schweinsteiger verzichteten. Erkämpfte sich in der 60. Minute die Chance zu Ausgleich. Ja, erkämpfte - weil seine Kollegen bis dahin darauf verzichtet hatten, irgendetwas zu erspielen. Erst Franck Ribéry erspielte ihm später eine Torchance, er vergab jedoch freistehend aus elf Metern. Darf beleidigt sein, wenn Louis van Gaal ihn künftig nicht berücksichtigen sollte.

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franck ribery

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Franck Ribéry (im Bild) Mit seiner Einwechslung wurde der Beweis erbracht, dass Ribéry doch noch für den FC Bayern spielt und nicht mehr nur für die französische Nationalelf. Zeigte nach seiner Hereinnahme, dass Fußball nicht gestanden, gestolpert oder geredet, sondern vor allem gespielt wird. Es ist egal, ob Ottmar Hitzfeld, Jürgen Klinsmann oder Louis van Gaal Trainer beim FC Bayern ist: Die Mannschaft zeigt erst dann vernünftige Angriffe, wenn der Franzose auf dem Feld steht.

Thomas Müller Kam für Altintop und hatte während seiner zwölf Minuten Einsatzzeit mehr gelungene Aktionen als sein Vorgänger. Dürfte von van Gaal bald als Alternative bezeichnet werden - ob nun im Mittelfeld oder im Sturm.

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Louis van Gaal

Ist beleidigt, weil alle so viel Respekt vor ihm haben, dass sich niemand traut, ihn zu beleidigen. Das änderte sich am Ende der ersten Halbzeit, als sich etwa 50.000 Menschen in der Allianz Arena erdreisteten, ihn und seine Mannschaft gnadenlos auszupfeifen. Brachte die Nähmaschinen-Fußballer Olic und Ribéry - muss sich jedoch fragen lassen, warum der FC Bayern auch unter ihm ohne den Franzosen kaum einen konstruktiven Angriff zu Stande brachte.

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